"Move kam sehr spät": Warum Preining für Rast-Kollision nicht bestraft wurde
- Aktualisiert: 11.07.2023
- 12:48 Uhr
- Motorsport-Total
Kollision im Norisring-Siegduell zwischen Thomas Preining und Rene Rast: Warum beide beim Rivalen einen Regelverstoß orteten und es dennoch keine Strafe gab
Mit dem spektakulären Überholmanöver gegen Rene Rast in der Grundig-Kehre entschied Porsche-Werksfahrer das Sonntagsrennen auf dem Norisring für sich und sorgte für den ersten "Grello"-Sieg in der DTM. Doch Schubert-BMW-Pilot Rene Rast war nach der Berührung alles andere als gut auf seinen Rivalen zu sprechen.
"Der Move kam sehr spät", sagt Rast auf Nachfrage von 'Motorsport-Total.com'. "Ich habe mich schon auf den Scheitelpunkt konzentriert und war auf der Innenseite der Kurve. Dann wurde ich auf der linken Seite getroffen. Ich war überrascht, weil ich ihn nicht kommen sehen habe."
Das war kein Zufall, wie Preining erklärt: "Ich wollte mich erst sehr spät zeigen, damit er nicht so hart verteidigen konnte. Er hat es natürlich versucht. Ich hätte es an seiner Stelle auch so gemacht, aber im Endeffekt hat es funktioniert."
Rast sieht Regelverstoß: "War komplett hinter mir"
Aber was stört Rast am Preining-Manöver in der 44. von 74 Runden? "Die Regeln sagen, dass man mit dem halben Auto neben dem anderen sein muss, bevor man einlenkt - dann muss der Vordermann Platz lassen", verweist er auf die Fahrerbesprechung beim Saisonauftakt. "Aber er war noch komplett hinter mir, als ich schon auf den Scheitelpunkt konzentriert war."
Preining sei also klar zu weit hinten gewesen und hätte kein so "hartes und optimistisches Manöver" riskieren dürfen. "Glücklicherweise wurden beiden Autos nicht so stark beschädigt, dass wir aufgeben hätten müssen." Es hätte aber "viel schlimmer ausgehen können".
Preining kontert: "Nicht erlaubt, sich zu bewegen"
Doch der Österreicher kontert den Vorwurf seines Rivalen, er wäre zu weit hinten gewesen, mit einem Gegenvorwurf. "Es wurde auch gesagt, dass es nicht erlaubt ist, sich in der Bremsphase zu bewegen", sagt Preining, bei dessen Porsche durch die Berührung rechts vorne die Flaps brachen. "Und er hat es getan."
Damit habe Rast die Kollision provoziert. "Wenn man sich in meiner Situation für ein Überholmanöver entschieden hat und spät bremst, dann gibt es kein Zurück mehr", erklärt der Manthey-EMA-Pilot. "Man muss sich auf den Vordermann verlassen. Wenn der dann anfängt, sich zu bewegen, dann kann man nicht mehr viel machen."
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Rennleiter: "Es zählt nicht Einlenkpunkt in diesem Moment"
Obwohl beide Fahrer der Meinung waren, dass sich der jeweils andere nicht an die Regeln gehalten habe, sprach Renndirektor Sven Stoppe keinerlei Strafen aus.
Das hat damit zu tun, dass Rast zwar rechthabe, wenn er sagt, Preining sei zum Zeitpunkt des Einlenkens noch nicht mit der Front seines Porsches neben der seitlichen Mittellinie des BMW gewesen, wie es vom Reglement in Artikel 30.3.3 verlangt wird. Doch der Schubert-Pilot fuhr Kampflinie und lenkte daher früher als üblich ein, um die Türe zuzumachen.
"Es zählt nicht der Einlenkpunkt, den der Fahrer in diesem Moment gerade wählt, sondern jener, den die Fahrer in der Regel an dieser Stelle nutzen", erklärt Stoppe auf Nachfrage von 'Motorsport-Total.com'.
Warum Rast nicht bestraft wurde
Rast fühlte sich durch die Fünf-Sekunden-Strafe für David Schumacher nach der Kollision mit Luca Engstler im Samstagsrennen bestätigt. Doch das Videomaterial zeigt, dass Schumacher am gängigen Einlenkpunkt sein Vorderrad nicht mal neben dem Hinterrad des Engstler-Audis hat, während Preinings Porsche an dieser Stelle ganz klar bereits neben dem BMW ist.
Aber wieso ist Preinings Vorwurf, Rast habe sich in der Bremsphase unerlaubterweise bewegt, ebenfalls kein Grund für eine Strafe? Das hat damit zu tun, dass laut dem DTM-Reglement ein Richtungswechsel in der Bremszone erlaubt ist, solange man dann eine Fahrzeugbreite Platz lässt.
Wie Preining sein Manöver plante
Wie Preining sein Manöver plante? "Ich habe mich eine Runde vorher für das Überholmanöver entschieden, weil ich gesehen habe, dass sie dort verletzlich sind", sagt der Manthey-EMA-Pilot, der im Gegensatz zu Rast keine zehn Kilogramm Erfolgsballast vom Samstag im Auto hatte.
Zudem wusste er schon vom Überholmanöver gegen Rasts Teamkollegen Sheldon van der Linde, wo seine Vorteile lagen. "Sie können zwar bis zur Bremszone eine kleine Lücke aufmachen, weil sie auf der Geraden schneller sind, aber das ganze Wochenende konnte ich später bremsen. Das habe ich gemacht."