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Motorsport Formel 1

Die 7 großen Themen bei der Audi-Präsentation für 2026

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© Audi

Am Mittwochabend (12. November) hat Audi in München sein Formel-1-Projekt für 2026 vorgestellt und dabei unter anderem eine Designstudie des Audi R26 präsentiert . Doch die Abendveranstaltung im Audi-Brand-Experience-Center am Münchner Flughafen hat noch viel mehr über das Formel-1-Projekt des deutschen Herstellers verraten: Hier sind die 7 wichtigsten Erkenntnisse!

1. Audi sieht die Formel 1 als Langzeit-Projekt

Es war nie ein Geheimnis, dass Audi das Formel-1-Projekt über einen langen Zeitraum denkt, und das Ziel, bis 2030 um den WM-Titel zu kämpfen, wurde bereits früher kommuniziert. Interessant waren jedoch die genauen Erwartungen, die Audi-Chef Gernot Döllner für die fünf Jahre bis zu diesem Zeitpunkt skizzierte.

"Die nächsten zwei Jahre werden wir Herausforderer sein", sagte er. "Wir müssen uns von dem Punkt aus verbessern, an dem wir heute stehen, und haben Ambitionen für 2026 und 2027. Diese Jahre sind die 'Challenger-Years', und von dort aus wollen wir ab 2028 echte Konkurrenten werden und ab 2030 um die Weltmeisterschaft kämpfen."

Die langfristige Investition und die enormen Einstiegskosten erklären auch, warum Audi so entschieden gegen die Idee von FIA-Präsident Mohammed bin Sulayem argumentierte, die nächste Reglementgeneration vorzuziehen - ein Vorschlag, der schnell verworfen wurde.

"Wir haben klargemacht, dass wir mit den Regeln ab 2026 absolut zufrieden sind und mehrere Jahre Stabilität brauchen, weil Teams nicht innerhalb von zwei Jahren auf völlig andere Regeln umstellen können", erklärte Döllner.

"Das ist ökonomisch unmöglich - nicht nur für uns, sondern für alle Teams. Wenn es ein nächstes Reglement gibt, muss es weiter in der Zukunft liegen, mit einem Zeitpunkt um 2029 oder 2030, und nicht früher."

2. Warum Audi Chassis und Antrieb selbst baut

Audi weiß, dass Erfolg in der Formel 1 nicht über Nacht entsteht - und dass gleichzeitig enorme Arbeit sowohl beim Antrieb in Neuburg als auch beim Chassis in Hinwil notwendig ist.

Beides gleichzeitig zu stemmen bedeutet ein großes Risiko, denn damit tritt Audi ab Tag eins gegen die etablierten Motorenhersteller Mercedes, Ferrari und Honda an. Doch für Mattia Binotto, früher Ferrari-Teamchef und -Motorenchef und heute technischer Leiter bei Audi, führt daran kein Weg vorbei.

"Um in Zukunft erfolgreich und ein siegfähiges Team zu werden, ist es eine Voraussetzung - auch wenn es die Komplexität erhöht. Die volle Kontrolle über Chassis und Antrieb verschafft einen Wettbewerbsvorteil, einen technischen Vorteil. Und da es für Audi nicht nur darum geht, teilzunehmen, sondern zu gewinnen, war das im Grunde gesetzt. Wir akzeptieren die Komplexität, weil wir klare Ziele haben."

3. Audi-Chef Döllner steht voll hinter dem Projekt

Die Entscheidung zum Formel-1-Einstieg - zunächst als Motorenhersteller und später mit dem Kauf von Sauber als vollwertiges Werksteam - wurde noch unter dem früheren CEO Markus Duesmann getroffen.

Entsprechend stellte sich die Frage, ob der neue Vorstandschef denselben Enthusiasmus für das teure Projekt aufbringen würde. Doch laut Döllner ist die Formel 1 "jetzt absolut mein Projekt", und er bestätigte, dass er selbst hinter dem Entschluss stand, die vollständige Übernahme von Sauber im Jahr 2024 vorzuziehen, weil der ursprüngliche Zeitplan nicht ambitioniert genug gewesen sei.

"Als ich vor zwei Jahren die Rolle des CEO übernahm, hatten wir relativ früh eine Projektüberprüfung, wie bei allen Audi-Projekten. Wir analysierten, dass wir ein ambitionierteres Set-up benötigen, um in der Formel 1 erfolgreich zu werden", erklärte er.

"Wir entschieden, das Sauber-Team früher als geplant zu übernehmen und [mit dem katarischen Staatsfond] einen externen Investor hereinzuholen, um das Projekt so aufzustellen, dass es erfolgreich sein kann. Mit dieser Entscheidung und dem neuen Management-Team ist es nun ganz klar mein Projekt."

4. Der Aufschwung bei Sauber macht es Audi leichter

Die schwache Saison 2024 - Punkte erst ganz spät im Jahr - zeigte den großen Rückstand des künftigen Audi-Werksteams. Doch die starke Form in jüngerer Zeit, darunter Nico Hülkenbergs Podium in Silverstone, macht den Übergang leichter.

Laut Teamchef Jonathan Wheatley hat die aktuelle Wettbewerbsfähigkeit im engen Formel-1-Mittelfeld dem Team neuen Schwung verliehen: "Audis Investition und Vertrauen in das Team sind außergewöhnlich, und das Team spürt das. Wir spüren jeden Tag Fortschritte, und die Mannschaft beginnt wieder an sich zu glauben. Das ist entscheidend, um Schwung aufzubauen."

Ein Beispiel: In Brasilien wurde für Gabriel Bortoleto in extrem kurzer Zeit ein komplett neues Auto aufgebaut - etwas, das laut Wheatley vor einem Jahr noch unmöglich gewesen wäre. "Das kommt nicht von Werkzeugen oder Geld, sondern vom Geist und vom Glauben des Teams."

5. Eine völlig neue Designphilosophie

Die Präsentation in München machte deutlich: Das neue Team wird sehr "Audi" sein. Die klare, fast technische Formsprache der Konzeptlackierung - viel Silber mit Schwarz, ergänzt durch Rot - steht im starken Kontrast zur aktuellen Sauber-Identität mit dem Schwarz-Neongrün-Look.

Audi wird diese Identität auch in Hinwil sichtbar machen: umfangreiche Modernisierung, ein neuer Mitarbeiter-Campus, ein neues Motorhome. Zwar bleibt der Großteil der Belegschaft ebenso wie die 2026er Fahrer Hülkenberg und Bortoleto, doch das Team wird ein völlig anderes Erscheinungsbild haben.

6. Synergien für den gesamten Audi-Konzern

Hersteller neigen dazu, Methoden aus der Großserienproduktion direkt auf die Formel 1 übertragen zu wollen - oft ohne Erfolg. Döllners Aussagen deuten darauf hin, dass Audi diesen Fehler vermeiden will.

"Die Formel 1 ist völlig anders als die Entwicklung von Serienfahrzeugen", sagte er. "Das Formel-1-Projekt wird vom Management-Team - Mattia und Jonathan - geführt. Unser Ziel als Audi-Konzern ist es, die Formel-1-Strukturen und die Geschwindigkeit des Teams zu schützen."

"Audi kann mit Methoden und Technologie unterstützen, aber strukturiert und im Hintergrund. Gleichzeitig können wir viel über Teamarbeit, Struktur und Geschwindigkeit von der Formel 1 lernen. Wir versuchen eine Balance."

Ein klarer Techniktransfer wird dennoch erwartet - vor allem wegen der neuen Motorenregeln ab 2026 mit Fokus auf nachhaltige Kraftstoffe und Effizienz. "Der Geist der Formel 1, die Art und Weise der Fahrzeugentwicklung, ist für die Serienproduktion sehr relevant - besonders die Idee, bei Effizienz und Nachhaltigkeit anzusetzen", so Döllner. "Der Technologietransfer wird in vielen Bereichen sichtbar sein."

7. Domenicalis Auftritt zeigt, wie wichtig ihm Audi ist

Neben Döllner, Binotto und Wheatley trat auch Formel-1-Boss Stefano Domenicali in München auf - ein Zeichen, welchen Stellenwert Audi für die Meisterschaft hat. Für die Formel 1 ist Audi ein wichtiger Partner, um den Sport weiter auszubauen - vor allem in Nordamerika. Daher wurden auch spezialisierte US-Medien eingeladen. Audi führt bereits Gespräche mit verschiedenen Veranstaltern über Hospitality- und Marketingprojekte für 2026.

"Die Formel 1 muss relevant sein. Dass wir einen neuen Hersteller im Sport willkommen heißen, bedeutet, dass diese technische Relevanz gegeben ist", sagte Domenicali. "Sonst würde ein so bedeutender Hersteller wie Audi dieses Abenteuer nicht angehen."

"Wir wollen, dass die Partnerschaft so lange wie möglich besteht. Ich möchte nicht einmal ein Enddatum nennen - es beginnt gerade erst. Und ich möchte Gernot für die Einladung danken. Es ist wirklich der Beginn einer neuen Ära der Formel 1."

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