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Formel 1

Formel-1-Ehe von Red Bull & Porsche: Horner hat keine Eile - scheitert der Deal?

  • Aktualisiert: 02.09.2022
  • 18:30 Uhr
  • Motorsport-Total
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© imago
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Wackelt der Fomel-1-Deal zwischen Red Bull und Porsche in letzter Minute? Und warum sendet Red-Bull-Boss Christian Horner so kühle Signale an die mögliche zukünftige Braut?

München - Eigentlich schien schon alles unter Dach und Fach zu sein. Am 7. Juli, dem Donnerstag vor dem Grand Prix von Österreich, wollten Red Bull und Porsche offiziell bekanntgeben, ab 2026 in der Formel 1 gemeinsame Sache zu machen. Porsche würde 50 Prozent des Formel-1-Programms übernehmen, sowohl Chassis als auch Motor sollten in Milton Keynes gebaut werden.

Doch die für Spielberg geplante Verlautbarung musste verschoben werden, weil die FIA zu dem Zeitpunkt das neue Motorenreglement für 2026 noch nicht verabschiedet hatte. Und ohne Reglement, so die Auflage des Volkswagen-Mutterkonzerns, keine Pressemitteilung.

Eine reine Formalie. Dachte man zumindest damals.

Keine zwei Monate später scheint sich der Wind gedreht zu haben. "Porsches Formel-1-Pläne sind ins Stocken geraten. Die Braut Red Bull ziert sich", berichtet zum Beispiel "auto motor und sport", und auch das englische Magazin "Motor Sport" schreibt: "Porsche-Red Bull deal looks doomed." Also: Der Deal zwischen Porsche und Red Bull droht zu scheitern.

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Wackelt der Deal? Und was sind die Gründe dafür?

Die Gründe dafür sind vielfältig. Red Bull schwimmt gerade auf der Welle des Erfolgs. Man hat das beste Chassis, den besten Designer (Adrian Newey), den besten Fahrer (Max Verstappen) und den wahrscheinlich besten Motor (Honda). Da sieht Teamchef Christian Horner keinen Grund, sich von irgendwem reinreden zu lassen.

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Sollte Porsche bei Red Bull einsteigen, würde das die Gründung einer neuen Gesellschaft mit sich bringen. Jeder der beiden Partner soll dafür einen Geschäftsführer nominieren. Auf Red-Bull-Seite wäre das vermutlich Horner. Der hat aber dem Vernehmen nach wenig Lust, sich mit einem zweiten Chef an seiner Seite abstimmen zu müssen.

Und mit dem derzeitigen Erfolg hat Horner starke Argumente auf seiner Seite. Zumindest in Milton Keynes scheint die Stimmung zu kippen. Horner bestätigt zwar "konstruktive Gespräche" mit Porsche, stellt aber gleichzeitig klar: "Red Bull war immer ein unabhängiges Team. Das war eine unserer Stärken und das Rückgrat unserer Erfolge."

Der Brite ergänzte: "Die Fähigkeit, schnell Entscheidungen zu treffen, ist Teil unserer DNA. Wir sind keine von steifen Unternehmensregeln geprägte Organisation. Das ist eine unserer Stärken, und das macht es aus, wie wir als Rennteam operieren. Das ist eine Grundvoraussetzung für die Zukunft."

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Horner fürchtet um die Red-Bull-DNA

Der lockere Spirit von Red Bull, mit der Fähigkeit, auch große Entscheidungen mit einem Anruf bei Dietrich Mateschitz schnell treffen zu können, könnte, fürchtet Horner, bei einer Partnerschaft mit einem großen Automobilhersteller verloren gehen. Und in Österreich werden gerade deutsche Konzerne gern als besonders steif wahrgenommen.

Horner stellt Porsche im Interview mit "Sky" die Rute ins Fenster, wenn er sagt: "Sie müssen sich entscheiden, ob sie zu der Party dazukommen wollen oder nicht. Aber es muss mit der Kultur, mit der wir Motorsport betreiben, kompatibel sein."

Klar scheint: Medienberichte, wonach Red Bull ab 2026 weiterhin mit Honda zusammenarbeiten könnte, entsprechen nicht der Realität. Honda möchte zwar einen Rückzieher vom Rückzieher machen. Doch Red Bull Powertrains ist inzwischen viel zu weit fortgeschritten, als dass Red Bull das Projekt wieder einstampfen könnte.

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Horner stellt klar: Honda-Zug ist abgefahren!

Honda aber hat seine R&D-Einrichtung im japanischen Sakura, und das muss auch so bleiben, wenn man den Honda-Kunden eine glaubwürdige Geschichte vom Technologietransfer zwischen Formel 1 und Serie erzählen möchte. Porsche hingegen hatte den Einstieg von Anfang an so angelegt, dass man sich einfach zu 50 Prozent an Red Bull Powertrains beteiligen würde.

Horner erteilt derartigen Spekulationen eine klare Absage: "Honda hat sich aus der Formel 1 zurückgezogen. Mit unserer Vereinbarung mit HRC haben sie eine Zehenspitze dringelassen. Man hört Geräusche im Hinblick auf 2026. Aber der Zug mit uns ist abgefahren."

Und weiter: "Wir haben uns dazu bekannt, in Red Bull Powertrains zu investieren. Derzeit haben wir rund 300 Mitarbeiter, die am 2026er-Motor arbeiten. Jeder Hersteller oder OEM, der neu dazukommt, muss dazu passen. Das ganze Team wird unter einem Dach sein, und wir werden von diesen Synergien profitieren. Chassisdesigner werden neben Motoreningenieuren sitzen."

Porsche hat Zeitdruck, Red Bull nicht

Auf Porsche-Seite ist der Zeitdruck groß. Bis 15. Oktober muss die Nennung als Motorenhersteller bei der FIA erfolgen, wenn man 2026 einsteigen möchte. Außerdem bereitet die Marke gerade ihren Börsengang vor (wahrscheinlich noch 2022), und für den Investorenprospekt müssen so große Entscheidungen rechtzeitig festgezurrt sein.

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Horner gibt sich betont gelassen: "Red Bull zieht nur etwas in Betracht, was zur langfristigen Strategie des Teams passt. Da haben wir noch viel Zeit. Wir machen mit Red Bull Powertrains weiter. Da machen wir große Fortschritte. Vor ein paar Wochen ist zum ersten Mal ein Red-Bull-Motor auf dem Prüfstand gelaufen. 2026 ist noch weit weg."

Weiter führte er aus: "Wir konzentrieren uns auf den Motor, den wir bauen, mit den Talenten, die wir geholt haben. Jede Partnerschaft mit einem Hersteller muss zu Red Bull passen. Wir haben ein großartiges Team und sind breit aufgestellt. Wir haben mit dem Powertrain-Business ein aufregendes neues Kapitel aufgeschlagen. Wir haben dort phänomenal talentierte Mitarbeiter. Wir sind gut aufgestellt."

Die Zeit werde zeigen, "ob wir einen Partner in dieses Programm aufnehmen oder ob wir allein weitermachen". Allein weitermachen, unterstreicht er, sei die Variante, "wie es im Moment geplant ist". Ein Schlag ins Gesicht der Porsche-Verhandler, die den Deal seit Monaten ausdiskutiert und zumindest in seinen Grundlagen auch schon zu Papier gebracht haben.

Nutzt Horner die Gunst der Stunde?

Man hört aus Insiderkreisen: Dass Horner versucht, sein eigenes Ding durchzuziehen und zu verhindern, dass unter einem Porsche-Einstieg sein Einflussbereich leidet, könnte auch daran liegen, dass Mateschitz derzeit nicht so präsent ist wie sonst. Der 78-jährige Red-Bull-Konzernchef ist angeblich nicht bei bester Gesundheit.

Als Porsche angefangen hat, mit Red Bull zu verhandeln, war die Vision für 2026 eine überwiegend österreichische Angelegenheit. Motorsportberater Helmut Marko hatte auf Red-Bull-Seite den Aufbau einer Motorenabteilung initiiert, die man mit Porsche würde teilen können.

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Bei Volkswagen hatte Fritz Enzinger, Leiter des Konzern-Motorsports, die nötigen Weichen gestellt. Für zumindest eine Marke, Audi, hat Enzinger den Weg erfolgreich bereitet. Dazu muss man wissen: Sowohl Mateschitz als auch Marko und Enzinger sind Steirer und sprechen die gleiche Sprache.

Danach war das Schiff zunächst gut auf Kurs. Dass selbst die Kartellbehörden informiert wurden, beweist, wie weit fortgeschritten der Deal war. Sowohl Red Bull als auch Porsche waren davon ausgegangen, dass man die Partnerschaft ohnehin im Juli in Spielberg verlautbaren würde. Da hätte es dann niemanden mehr gekratzt, was irgendwo in Marokko in einer Zeitung steht.

Wurz glaubt: Deal wird nicht mehr scheitern

Ob der Red-Bull-Porsche-Deal noch scheitern kann? Alexander Wurz glaubt nicht dran. "Ich schätze, es wird passieren. Dieses am schlechtesten gehütete Geheimnis der Formel 1 wird es wohl in die Realität schaffen", prognostiziert der frühere Formel-1-Fahrer im "ORF". Die Verzögerung, vermutet Wurz, könnte "rechtliche oder PR-technische Gründe" haben.

Für Marko wäre ein Scheitern mutmaßlich ein schwerer Rückschlag. Er gilt als einer der Masterminds jenes goldenen Deals, der Red Bull eine halbe Milliarde Euro einbringen würde, ohne die Red-Bull-Logos von den Autos entfernen zu müssen. Selbst die österreichische Bundeshymne soll bei Red-Bull-Porsche-Siegen weiterhin gespielt werden.

Sollte das alles jetzt doch noch platzen, würde Red Bull auch ein konkretes Exitszenario fehlen, falls die Formel 1 nicht mehr in die Pläne des Getränkeherstellers passen sollte. Mateschitz ist 78, Marko 79 Jahre alt. Es ist wahrscheinlich kein Zufall, dass gerade der 48-jährige Horner derjenige ist, der am wenigsten begeistert davon zu sein scheint, einen starken Partner an Bord zu holen ...

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