Formel 1
Max Verstappen und Co. sollen Zweifel haben: Formel 1 will trotz Angriffen fahren
- Aktualisiert: 27.03.2022
- 10:03 Uhr
- Motorsport-Total/SID
Jemenitische Huthi-Rebellen haben in der Nähe der Formel-1-Rennstrecke in Dschidda eine Ölraffinerie angegriffen und damit die Sorgen um die Sicherheit beim Großen Preis von Saudi-Arabien vergrößert. Die Fahrer sollen Zweifel haben, laut einem Medienbericht wird aber Druck aufgebaut.
München - Jemenitische Huthi-Rebellen haben in der Nähe der Formel-1-Rennstrecke in Dschidda eine Ölraffinerie angegriffen und damit die Sorgen um die Sicherheit beim Großen Preis von Saudi-Arabien (Sonntag ab 19 Uhr im Liveticker auf ran.de) vergrößert.
Während des ersten freien Trainings auf dem Jeddah Corniche Circuit war nach einer Explosion plötzlich eine große Rauchwolke zu sehen, es roch nach verbranntem Öl. Weltmeister Max Verstappen (Red Bull) sagte, er könne den Brand riechen, während er fuhr.
Formel 1: Huthi-Rebellen bestätigen Angriff
"Wir haben mehrere Angriffe mit Drohnen und ballistischen Raketen durchgeführt", teilten die Huthi-Rebellen in einer Erklärung mit, darunter sei die Anlage in Dschidda gewesen und "wichtige Einrichtungen" in der Hauptstadt Riad. Die Raffinerie in Dschidda liegt weniger als 20 Kilometer entfernt von dem Stadtkurs.
Die Teamchefs und Fahrer trafen sich zu einer Krisensitzung, der Start des zweiten freien Trainings wurde um 15 Minuten nach hinten verschoben, nach der Einheit wurden sämtliche Medientermine der Fahrer abgesagt. Die Piloten um Max Verstappen und Lewis Hamilton steckten stundenlang die Köpfe zusammen - und verließen die Rennstrecke am Samstagmorgen um kurz vor drei Uhr praktisch wortlos. Der Entschluss der Formel-1-Führung, der Teams und des Veranstalters, trotz der nahen Explosion an der Austragung des Rennens festzuhalten, scheint unverändert zu stehen.
Was aber offenbar nicht bedeutet, dass diese Entscheidung im Fahrerlager eine einstimmige ist.
Denn wie die "BBC" berichtet, soll eine "signifikante" Anzahl an Fahrern Zweifel an der Austragung haben. Die Fahrer schweigen allerdings, auch in den sozialen Medien. Der "BBC"-Bericht wiederum ist durchaus brisant.
Denn die Fahrer wurden "davon überzeugt, das Rennen zu fahren, nachdem sie von den Bossen weitere Informationen erhalten hatten", schreibt die "BBC". Ein Teil dieser Informationen soll die möglichen Folgen einer Absage beinhaltet haben, "zum Beispiel die Frage, wie leicht Teams und Fahrer das Land verlassen könnten, wenn das Rennen nicht stattfände". Sollte dem so sein, wäre das ein Skandal.
Stehen die Fahrer hinter dem Beschluss?
"Bereit und total fokussiert für das morgige Qualifying", twitterte Red-Bull-Pilot Sergio Perez nach Ende des Meetings der Piloten. Das dritte freie Training ist am Samstag für 15.00 Uhr MEZ angesetzt, zuvor ist routinemäßig um 12.30 Uhr eine Pressekonferenz mit ausgewählten Teamchefs anberaumt.
"Die Behörden haben bestätigt, dass die Veranstaltung wie geplant fortgesetzt werden kann", hatte die Formel 1 am Freitagabend zunächst mitgeteilt. Anschließend empfingen Formel-1-Geschäftsführer Stefano Domenicali, FIA-Präsident Mohammed Ben Sulayem und die lokalen Behörden die Fahrer und Teamchefs.
"Wir haben die volle Zusicherung erhalten, dass für das Land die Sicherheit an erster Stelle steht", erklärte Domenicali nach diesem Treffen. Die saudischen Verantwortlichen hätten "alle notwendigen Systeme eingerichtet, um diesen Bereich, die Stadt und die Orte, an denen wir fahren, zu schützen. Wir sind also zuversichtlich. Aus diesem Grund werden wir die Veranstaltung fortsetzen."
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Mohammed Ben Sulayem: "Die Sicherheit ist gewährleistet"
Automobil-Weltverbandschef Ben Sulayem versuchte zu beschwichtigen: "Worauf zielen die Huthis? Auf die wirtschaftliche Infrastruktur, nicht auf Zivilisten und nicht auf die Rennstrecke." Man habe "die Fakten geprüft und auf hoher Ebene die Zusicherung, dass dieser Ort sicher ist. Die Sicherheit ist gewährleistet, also lasst uns Rennen fahren", fügte der 60-Jährige hinzu.
Domenicali dementierte wenig später das Gerücht, dass einige Fahrer nicht weitermachen wollten. "Sie werden auf der Strecke sein, Sie werden sehen", versicherte der Italiener. Am Samstagmorgen veröffentlichte die Formel 1 ein Statement, in dem sie betont, dass die Sicherheit des Events gewährleistet sei. Der Dialog werde fortgesetzt, heißt es.
Huthi-Rebellen aus dem Jemen greifen aus dem Nachbarland immer wieder Ziele in Saudi-Arabien an, zuletzt vor einer Woche mit einer Rakete und Drohnen. Dabei wurde auch eine Anlage des Ölkonzerns Aramco in Dschidda getroffen, an einem Öltank brach Feuer aus.
Das Staatsfernsehen hatte zudem berichtet, die Luftabwehr habe ein "feindliches Geschoss" über Dschidda abgefangen.
Raketenangriffe keine Seltenheit
Raketen- und Drohnenangriffe der jemenitischen Miliz sind in der Region keine Seltenheit. Vor knapp zwei Wochen war eine Ölraffinerie in der saudiarabischen Hauptstadt Riad von einer Drohne angegriffen worden. Die Huthis bekannten sich dazu. Die Rebellen greifen häufig Flughäfen und Öleinrichtungen in Saudi-Arabien an, das Land ist einer der größten Ölexporteure der Welt.
Im Jemen herrscht seit 2015 Krieg zwischen den von Saudi-Arabien, den Vereinigten Arabischen Emiraten und anderen arabischen Staaten unterstützten Truppen von Präsident Abd Rabbo Mansur Hadi und den vom Iran unterstützten Huthi-Rebellen. In dem Konflikt wurden nach UN-Angaben bereits rund 380.000 Menschen getötet, Millionen weitere mussten flüchten.
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