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Formel 1

Nach Klatsche gegen George Russell: Steht Valtteri Bottas bei Mercedes vor dem Aus?

  • Aktualisiert: 07.12.2020
  • 23:51 Uhr
  • ran.de / Andreas Reiners
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© imago images/Motorsport Images

Valtteri Bottas konnte Lewis Hamilton in vier Jahren bei Mercedes nicht gefährlich werden, jetzt kassiert er auch noch eine Klatsche gegen Ersatzmann George Russell. Nun ist die Frage, wie es mit dem Finnen weitergeht.

München – Er hat wirklich alles versucht. Hat sich x-mal neu erfunden. Einen Bart stehen lassen. Immer wieder aufs Neue zum Angriff geblasen. Auf eiskalten Finnen gemacht. Smarten Stallgefährten. Auf knallharten Herausforderer.

Vergeblich. Hat alles nichts geholfen. 

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Das vorletzte Rennen der Formel-1-Saison 2020 liefert beste Unterhaltung: Mit Sergio Perez triumphiert ein Außenseiter, während das eigentlich dominante Mercedes-Team einen sichergeglaubten Sieg in der Boxengasse vergibt.

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Denn das Ergebnis war jedes Mal dasselbe: Valtteri Bottas hatte 2017 keine Chance gegen Lewis Hamilton. 2018 nicht. 2019 auch nicht. Und 2020 ebenfalls nicht.

Vier Anläufe, vier Klatschen.

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Keine Chance gegen Hamilton

Neun Rennsiege fuhr Bottas in den vier Saisons im Mercedes ein. Zum Vergleich: Die liefert Hamilton jedes Jahr ab – mindestens. Die anderen drei Male waren es elf, insgesamt also 42. Nimmt man den Vergleich auf eine schnelle Runde, also das Qualifying, wurde Bottas von Hamilton in Sachen Pole Positions 16:37 abgefertigt, im Qualifying insgesamt 24:53.

Nummer zwei. "Wingman". Adjutant. 

Bottas musste sich in der Zeit einiges anhören. Für den Sport war er keine Hilfe, für Mercedes hingegen der perfekte Mann neben dem Superstar, der keinen Stunk macht und Hamilton auf der Strecke nicht das Wasser reichen und somit nicht gefährlich werden kann.

Gift für den Titelkampf, Gold wert für den Teamfrieden.

Doch jetzt hat Mercedes-Youngster George Russell in Bahrain für Furore gesorgt – und sowohl Bottas als auch Mercedes in Nöte gebracht.  

"Bottas kann froh sein, dass er einen Vertrag hat", stellte der frühere Formel-1-Pilot Ralf Schumacher bei Sky klar: "Das ist nicht mehr der Bottas, den ich Anfang des Jahres gesehen habe, er ist nicht mehr so aggressiv."

Bottas wurde am Ende Achter und landete damit einen Platz vor Russell, doch der 22-Jährige hatte den Finnen das ganze Rennwochenende über abgekocht, auch im Rennen, das Russell möglicherweise gewonnen hätte, wenn er kurz vor Schluss auf Platz zwei liegend wegen eines Reifenschadens nicht noch einmal an die Box gemusst hätte.

"Jetzt muss er Gas geben, das ist ein schwerer Schlag", so Schumacher: "Ein Vertrag bedeutet nicht, dass man den Sitz so sicher hat in der Formel 1. Vielleicht erleben wir da noch eine Überraschung." 

Auch DTM-Star Timo Glock kann sich in die Situation eines Rennfahrers hineinversetzen. Vieles wird dabei im Kopf entschieden, durch Mentalität, durch die Psyche. Über die hatte es 2016 Nico Rosberg geschafft, Hamilton erst zu verunsichern und dann zu schlagen.

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Durch Russell gebrochen?

Bottas hingegen fehlen die letzten Prozent. Ob an Klasse, Killerinstinkt oder an Psychotricks, sei dahingestellt. "Er hat verschiedene Wege versucht, wie er noch mehr aus sich herausholen kann. Es tut dann weh, wenn man merkt, dass man es nicht hinbekommt", sagte Glock, der glaubt: "Das Wochenende jetzt war noch einmal on Top, ein Wochenende, das ihn eventuell gebrochen hat. Er hat wirklich alles versucht. Das im Kopf zu verarbeiten ist schwierig, das wird an ihm nagen."

Bei Mercedes nagt es auch, denn es herrscht Ratlosigkeit. Auch am Tag nach der bösen Bottas-Klatsche. Er kann am Wochenende beim Saisonfinale in Abu Dhabi noch einmal zurückschlagen. Ob wieder gegen Russell oder gegen den an Corona erkrankten Hamilton, steht noch nicht fest. Die Ärzte entscheiden in dieser Woche, ob der Weltmeister einsatzfähig ist.

"Ich habe den Eindruck, dass bei Valtteri die Luft raus ist, wenn die Meisterschaft verloren ist, in die er alles reingesetzt hat. Das müssen wir besprechen. Er muss es auf den Punkt bringen, und das über eine ganze Saison hin", sagte Motorsportchef Toto Wolff bei Sky. 

Was Toptalent Russell betrifft, mahnt Wolff zur Geduld. Bottas hat noch einen Vertrag für 2021, Hamilton hat seinen noch nicht unterschrieben, das gilt aber eigentlich als Formsache. "Jetzt müssen wir den Ball flachhalten", sagte Wolff.

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Gibt es eine Überraschung?

Wolff schließt nicht aus, dass es vielleicht doch zu einer Überraschung kommen könnte: "Man weiß nie. Ein schwarzer Schwan schwimmt immer dann vorbei, wenn man es am wenigsten glaubt. Aber über kurz oder lang wird George in diesem Auto sitzen."

Wohl eher über kurz. Schließlich hat Bottas schon alles versucht. 

Andreas Reiners

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