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Formel 1

Nachwuchs-Krise im deutschen Formel-Sport: Ohne Moos nichts los

  • Aktualisiert: 17.03.2022
  • 19:38 Uhr
  • ran.de / Oliver Jensen
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© imago images/PanoramiC

Die Nachwuchs-Serien Formel 2 und Formel 3 finden 2022 ohne deutsche Beteiligung statt. Weitere deutsche Piloten in der Formel 1 sind daher nicht in Sicht. Ralf Schumacher, Timo Glock und Pascal Wehrlein nennen die Gründe für die Problematik.

München - Eigentlich gilt Deutschland als eine Formel-1-Nation.

Zwölf der vergangenen 28 Weltmeisterschaften gewannen deutsche Fahrer. Keine andere Nation stellte in diesem Zeitraum so oft den Champion.

Noch immer befinden sich mit Vierfach-Weltmeister Sebastian Vettel und Mick Schumacher zwei aktive Fahrer in der Formel 1. Hinzu kommt Ersatzfahrer Nico Hülkenberg, der beim Auftakt-Rennen in Bahrain den mit Corona infizierten Vettel im Aston Martin vertritt.

Doch die große Frage lautet: Was kommt danach?

Der deutsche Formel-Nachwuchs ist in den Klassen direkt unter der F1 nicht mehr vertreten. Waren vergangene Saison mit David Schumacher (Formel 3) und David Beckmann sowie Lirim Zendeli (beide Formel 2) noch drei deutsche Fahrer in den Nachwuchs-Serien unterwegs, finden diese nun komplett ohne deutsche Beteiligung statt.  

Hat Deutschland also ein Nachwuchs-Problem?
 

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Ralf Schumacher bezeichnet "Voraussetzungen im Motorsport" als schwierig

"Ich denke, dass die Voraussetzungen im Motorsport generell schwierig sind", antwortet Ralf Schumacher auf Nachfrage von ran. Dies würde nicht nur Deutsche betreffen.

Ein gutes Beispiel für die Misere sei auch der Australier Oscar Piastri: "Jemand, der im ersten Jahr die Formel 3 und danach die Formel 2 gewonnen hat, ist jetzt nicht in der Formel 1. Er wurde nicht eingesetzt, obwohl ein Platz frei gewesen wäre." Heißt also: Gute Leistungen werden nicht automatisch belohnt.  

"Das zeigt, dass die Formel 1 Schwierigkeiten hat und sich tunlichst etwas ändern sollte. Sonst haben wir in Zukunft ein Problem. Die Nachwuchs-Klassen sind zu teuer", führt Schumacher fort.

Timo Glock, der auf die Erfahrung von 130 Formel-1-Rennen zurückblickt, sieht das ähnlich. "Generell glaube ich, dass wir genügend Talente im deutschen Motorsport haben. Das Problem ist, dass wir nicht genügend Partner haben, die diese Talente nach vorne und eventuell in die Formel 1 bringen", erklärt er: "Der Weg über die Nachwuchsklassen, also zum Beispiel die Formel 3 und die Formel 2, ist finanziell kaum noch tragbar."

Glock rechnet vor: "Wenn man vom Beginn im Kartsport bis hin zum Einstieg in die Formel 1 alles zusammenrechnet, verschlingt das ungefähr zehn Millionen Euro." Früher war der Motorsport weniger kostenintensiv: "Als zum Beispiel Sebastian Vettel und ich in die Formel 1 gelangten, war das noch nicht ganz so extrem. Es gab einfach mehr Partner, die in den Motorsport investiert haben."

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Stroll & Co.: Die Formel 1 ist voller reicher Söhne

Kein Wunder also, dass heutzutage immer mehr Söhne von Milliardären oder Multi-Millionären in die Formel 1 gelangen. Lance Stroll und Nicholas Latifi sowie der überaus talentierte Lando Norris sind Beispiele dafür.

Ist es also überhaupt noch möglich, sich als Kind eines Normalverdieners den Traum von der Formel 1 zu erfüllen? "Um ehrlich zu sein, ist das nicht leicht", antwortet der ehemalige Formel-1- und heutige Formel-E-Fahrer Pascal Wehrlein. 

"Trotzdem glaube ich, dass jeder mit dem nötigen Talent ein professioneller Rennfahrer werden kann. Aber das Finanzielle ist extrem wichtig. Bereits der Kartsport ist sehr teuer. Und wenn man dann in die Formel 4 und Formel 3 aufsteigt, wird es immer teurer", ergänzt der 27-Jährige.

Förderprogramme könnten immerhin eine Chance bieten. "Ich hatte das Glück, dass ich Förderer und Partner hinter mir hatte. Als ich am Anfang im Kartsport unterwegs war, wurde ich in das Förderprogramm vom ADAC aufgenommen", erzählt Wehrlein: "Ein ähnliches Programm gibt es von der Deutschen Post, und zwar die Speed Academy. Auch dort werden junge Talente unterstützt."

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Ralf Schumacher fordert Jugendteams 

Gleichwohl herrscht laut Schumacher noch viel Optimierungsbedarf: "Ich finde, dass die Formel 1 und der Veranstalter, also Liberty Media und die FIA, in der Verantwortung stehen, Jugendteams zu errichten und aus dem Gemeinschaftspott zu finanzieren. Das kann bei der Erfolgsquote nicht so schwierig sein, um jungen Talenten eine Möglichkeit zu bieten."

Möglicherweise ließe sich dadurch auch die deutsche Misere im Formel-Nachwuchs beseitigen.

Oliver Jensen  

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