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Motorsport Formel 1

"Oscar zeigt Nerven": Singapur als Wendepunkt im McLaren-WM-Duell?

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© LAT Images

"Ich denke, die Grundregeln zwischen den beiden McLarens haben sich für den Rest der Saison gerade geändert", sagte Experte Martin Brundle während der Live-Übertragung des Formel-1-Rennens in Singapur bei Sky. Kurz zuvor hatte es beim Start des Grand Prix eine Berührung zwischen Lando Norris und Oscar Piastri gegeben.

Der Australier beschwerte sich am Funk anschließend mehrfach darüber, dass Norris in ihn gefahren sei. Und obwohl sich die Gemüter nach dem Rennen schon wieder beruhigt hatten, glaubt Brundle, dass diese Szene ein Wendepunkt im WM-Duell der beiden McLaren-Piloten gewesen sein könnte.

"Es war nur eine Frage der Zeit", schreibt der langjährige Formel-1-Pilot in seiner aktuellen Kolumne für Sky und betont: "Ich habe keinerlei Zweifel daran, dass sich die Dynamik zwischen den beiden McLaren-Fahrern in Zukunft unwiderruflich ändern wird."

Tatsächlich kam es in Singapur nicht zur ersten Berührung der beiden McLaren-Fahrer. Bereits im Juni hatte es beim Großen Preis von Kanada eine Kollision der beiden gegeben. Eine große Eskalation blieb damals allerdings aus, weil Norris den Unfall sofort auf seine Kappe nahm.

Und während damals Norris selbst der Leidtragende war und durch den Unfall ausschied, kam der Brite in Singapur dieses Mal eine Position vor seinem Teamkollegen ins Ziel. Zudem sind inzwischen nur noch sechs Rennen zu fahren, der WM-Kampf spitzt sich also immer mehr zu.

Piastri "dünnhäutiger": Spürt er langsam den Druck?

Einige Experten vermuten daher, dass Piastri, der in der Weltmeisterschaft auch nach Singapur noch immer 22 Punkte vor Norris liegt, den Druck im WM-Duell langsam spüren könnte. "Oscar zeigt doch mehr Nerven", hat zum Beispiel Ralf Schumacher bei Sky beobachtet.

Der Australier habe am Funk in Singapur "dünnhäutiger" gewirkt, so Schumacher. Der ganze Ärger überschattete ein bisschen die Tatsache, dass McLaren in Singapur bereits vorzeitig den Gewinn der Konstrukteurs-WM perfekt machte - und damit nun eine "Sorge" weniger hat.

Denn weil der erste WM-Titel nun auch ganz offiziell eingetütet ist, kann sich McLaren in den letzten sechs Rennen des Jahres voll auf die Fahrer-WM konzentrieren. Brundle betont deshalb: "Vielleicht sollte McLaren nun einfach seine beiden Fahrer ohne jegliche Einmischung gegeneinander fahren lassen."

Allerdings gibt es da noch immer den Faktor Max Verstappen, den man nicht komplett aus der Rechnung nehmen kann. Denn auch der Weltmeister kam in Singapur in der WM wieder etwas näher an Oscar Piastri heran und liegt nun "nur noch" 63 Zähler hinter dem Australier.

Damit müsste Verstappen im Schnitt ab sofort an jedem Wochenende gut zehn Punkte auf Piastri aufholen, um am Ende des Jahres doch noch zum fünften Mal in Folge Weltmeister zu werden. Das ist zwar unwahrscheinlich, rechnerisch aber eben noch möglich.

Kann Verstappen noch in den WM-Kampf eingreifen?

Zumal Verstappen mit zwei Siegen und einem zweiten Platz eindeutig der formstärkste Fahrer der vergangenen drei Rennen war. "Die Chance ist immer da", warnt daher auch Ralf Schumacher und erinnert: "Ein Ausfall [bei McLaren] kann immer passieren."

"McLaren hat den Vorsprung erstmal eingebüßt, aber das kann im nächsten Rennen wieder anders sein. In den nächsten Rennen wird man eine Tendenz sehen. Wenn Max weiterhin vor McLaren punkten kann, wird eine Chance da sein. Wenn nicht, wird es bald vorbei sein", so Schumacher.

Der Niederländer selbst sieht die Situation ganz entspannt, weil er sowieso nichts zu verlieren und die WM eigentlich bereits vor Monaten abgehakt hat. Verstappen schaut nur noch von Rennen zu Rennen und wird diesen Ansatz wohl auch bis zum Saisonende weiterhin verfolgen.

"Ich denke, dass wir uns in den letzten Rennen definitiv stark verbessert haben. Einige Dinge, die wir über das Wochenende hinweg getan haben, müssen wir uns für die kommenden Rennen wahrscheinlich noch einmal genauer ansehen. Aber es ist nichts Schockierendes", so Verstappen nach Singapur.

"Es sind nur ein paar Dinge, die wir analysieren müssen, und hoffentlich können wir es nächstes Wochenende ein bisschen besser machen", so der Niederländer, der beim Nachtrennen nach zwei Siegen in Serie "nur" Zweiter hinter George Russell wurde.

McLaren versichert: Spielregeln ändern sich nicht

Trotzdem reichte dieser zweite Platz eben, um in der WM wieder etwas näher an die beiden McLaren-Piloten heranzurücken. Dort betont man währenddessen, dass der vorzeitige Gewinn der Weltmeisterschaft nichts an den internen "Spielregeln" für die beiden Fahrer ändere.

"Es bleibt einfach alles beim Alten", betont Norris und erklärt: "Es wird sich nichts ändern, weil wir gegeneinander fahren dürfen, und das schon die ganze Saison über so war." Auch Teamchef Andrea Stella versichert, dass sich die Situation nicht ändern wird.

"Ich kann bestätigen, dass der Sieg in der Konstrukteurswertung und das Streben nach der Fahrerwertung gewissermaßen auf unabhängigen Bahnen verlaufen", so Stella, der betont, dass beide Fahrer weiterhin im Interesse des Teams handeln müssen.

"Das Team ist aber auch daran interessiert, dass wir faire Rennen zwischen unseren beiden Fahrern haben, dass sie ihre Ziele verfolgen können und dass wir beim Rennen Fairness walten lassen", so Stella. Daher werden sich die internen Regeln nicht ändern.

Nach Singapur lautet eine der großen Fragen für viele Experten allerdings, ob sich beide Piloten bis zum Ende der Saison auch an diese Regeln halten werden. Und ob Max Verstappen am Ende womöglich der lachende Dritte sein könnte ...

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