Motorsport Formel 1
"War dumm von mir": Lando Norris sucht nach Q1-Aus nicht nach Ausreden
Nach der Longrun-Analyse beim Grand Prix von Mexiko am Freitagabend galt Lando Norris als Geheimfavorit. Nach dem Qualifying steht der McLaren-Pilot nur auf Platz 18 der Startaufstellung. Mit dem Aus bereits in Q1 hätte vor der Session kaum jemand gerechnet. Letztendlich war das jedoch eine Verkettung unglücklicher Umstände.
Norris hatte in den 18 Minuten drei Versuche, von denen keiner saß. Im ersten Run ging er auf den härteren Mediumreifen raus - eine Taktik, die McLaren, Mercedes und Ferrari gleichermaßen verfolgten. Der Plan war, einen Soft-Reifensatz zu sparen, wenn möglich, und mit dem Medium zu Beginn eine Sicherheitsrunde zu absolvieren.
Doch der Plan ging schief, weil Norris mittendrin gebeten wurde, an die Box zu kommen. Unmittelbar nach dem Qualifying war der Grund dafür noch nicht bekannt. Inzwischen steht fest: "Es gab eine Unsicherheit im Benzinsystem, die wir uns anschauen wollten", verrät Teamchef Andrea Stella.
Das war zu dem Zeitpunkt noch kein großes Problem, denn Norris würde an der Box einfach auf Softreifen umstecken und planmäßig einen zweiten Run fahren. "Es war ja noch genug Zeit", erinnert sich der McLaren-Fahrer und ergänzt: "Es war keine große Sache. Das Auto war ja okay, ich hatte nur noch keine Sicherheitszeit auf der Habenseite."
Kurve 12: Norris' entscheidender Fehler
Doch dann begann das Qualifying schiefzulaufen. Norris begann auf weichen Reifen seine schnelle Runde - und verpatzte diese: "Ich war am Eingang Kurve 12 total daneben, war am Ausgang auf dem Randstein und hatte beim Bremsen ein stehendes Rad. Dadurch kam ich von der Linie ab."
Wie sich später herausstellen sollte: "Das war meine einzige Runde." Denn Norris hatte zwar danach noch genug Zeit für einen weiteren Versuch, doch als er diesen gerade in Angriff nahm, drehte sich Fernando Alonso ausgangs Kurve 3 und sorgte für eine gelbe Flagge. Somit fiel auch die dritte Runde flach.
"Landos erste Runde auf dem Soft", analysiert Stella, "war gerade schnell und sauber genug. Aber dann brach ihm das Auto plötzlich aus. Ja, er hat sich am Bremspunkt vertan, aber das Auto hat auch wenig verziehen. Da ist die Runde dann sofort hinüber, und ich denke, das hat etwas mit den Bedingungen hier zu tun."
Ist McLarens Set-up extremer als andere?
Mexiko-Stadt liegt auf 2.285 Meter über dem Meeresspiegel. Da wird die Luft ganz schön dünn, sodass die Formel-1-Autos sowohl aerodynamisch als auch thermisch am Limit sind. Dazu kommt laut Stella: "Wir dürfen nicht ignorieren, dass es auch mit der Art und Weise zu tun haben könnte, wie wir das Auto abstimmen."
Der McLaren sei so abgestimmt, dass er manchmal "schwierig zu fahren" sei: "In Q3 fanden wir nicht den Grip, den andere fanden. Aber abgesehen von den Rahmenbedingungen, die für alle gleich sind, glaube ich, dass wir uns auch die Faktoren anschauen müssen, die möglicherweise spezifisch für uns gelten."
Stella erklärt: "Wir haben dieses Wochenende gesehen, dass einige Autos unter bestimmten Bedingungen sehr schnell waren. Albon zum Beispiel. Im zweiten Freien Training war er Zweiter, und dann verlor er Performance. Oscar war auch in Q1 und Q2 sehr effektiv, und in Q3 konnten wir uns dann nicht so steigern wie andere."
Hat Norris zu viel riskiert?
Während Piastri die Top 10 wenigstens erreichte, schied Norris bereits in Q1 aus. Was die Frage nahelegt, ob er auf seiner ersten Runde auf Softreifen im Nachhinein betrachtet zu viel riskiert hat und ob es nicht klüger gewesen wäre, eine Zeit auf Sicherheit zu fahren. Was Stella nicht kategorisch verneint: "Wir müssen uns diese Frage ehrlich stellen."
Er findet: "Manchmal ist es besser, mit 97, 98 Prozent zu fahren, weil das auch für die nächste Runde reicht. Gleichzeitig waren die Bedingungen hier sehr schwierig. Daher möchte ich mich nicht herstellen und behaupten, es hätten auch 97 Prozent gereicht. Wir müssen das analysieren. Aber es stimmt: Wenn man ein gutes Auto hat, muss man womöglich nicht immer 100 Prozent geben."
Norris gesteht: "Ich habe einfach zu spät gebremst. Ich wäre locker drin gewesen, also war es ziemlich dumm von mir, so sehr zu attackieren. Aber wenn ich nach dem FT3 ein Defizit hatte, dann war es das Bremsen in Kurve 12. Das wollte ich verbessern. Dann bin ich auf meiner ersten Push-Lap, die letztendlich auch gezählt hätte, und übertreibe es ein bisschen."
Norris rechnet noch mit Punkten
Doch selbst vom 18. Startplatz hat er das Rennen nicht abgeschrieben: "Punkte sind sicher das Ziel. Die Pace war locker da. Die Rennpace ist eine andere Frage. Wir müssen schauen, wie gut wir überholen können. Mit den Reifen und so weiter gibt es ja durchaus noch ein paar Möglichkeiten."
Andererseits: "Es ist keine Strecke, auf der man leicht überholen kann", erklärt Norris. "Der Windschatten macht wegen der geringen Luftdichte wenig aus, und wir sind nicht so gut in der letzten Kurve, die für das Überholen so wichtig wäre. Andererseits gehören wir vom Speed her sicher in die Top 6, also sollte schon noch was gehen."