Anzeige
Motorsport Formel 1

Wie die Ferrari-Fahrer auf die Kritik von John Elkann reagieren

Article Image Media
© LAT Images

Vor dem Grand Prix von Las Vegas 2025 haben Lewis Hamilton und Charles Leclerc auf die deutliche Kritik von Ferrari-Präsident John Elkann reagiert. Elkann hatte die aktuelle Ferrari-Leistung als "große Enttäuschung" bezeichnet, die Einigkeit des Formel-1-Teams infrage gestellt und erklärt, die Fahrer sollten sich "mehr aufs Fahren konzentrieren und weniger reden".

Doch diese Äußerungen wurden bei Ferrari "im ganzen Team nicht als negativ wahrgenommen", sagte Leclerc in Las Vegas. Er selbst habe im direkten Gespräch mit Elkann einen guten Eindruck davon bekommen, "worauf er hinauswollte - und das reicht mir".

Worauf also wollte Elkann mit seinen Worten hinaus? Leclerc erklärt: "Ich kenne John als einen sehr ehrgeizigen Menschen. Er will jeden maximal pushen, um das bestmögliche Ergebnis zu erzielen. Er liebt Ferrari, ich liebe Ferrari, wir alle lieben Ferrari - und wir versuchen, in jeder Situation das Beste zu geben."

"Die Intention war positiv", meint Leclerc

Das sei die Grundbotschaft von Elkann gewesen: "Wir müssen besser werden, und das ist für alle klar. Wir sind da völlig auf einer Linie, und ich werde absolut alles tun, um Ferrari wieder an die Spitze zu bringen. Das habe ich schon immer gesagt und das habe ich immer versucht. Ich werde versuchen, es noch besser zu machen. Denn man kann immer mehr tun. Darum ging es: besser zu werden."

Elkanns öffentliche Kritik an Fahrern und Team sei also nichts anderes gewesen als ein Versuch, "etwas Positives zu vermitteln", sagt Leclerc. "Wie genau es ausgedrückt wurde, kann ich nicht kommentieren, und das ist auch nicht meine Aufgabe. Aber die Intention war positiv, und das ist für mich das Entscheidende."

Hamilton erkennt keine fehlende Einigkeit

Zumal von fehlender Einigkeit keine Rede sein könne, wie Hamilton erklärt: "Ich bin jedes Mal aufs Neue inspiriert, wenn ich ins Werk komme. Das ist jedes einzelne Mal ein unglaubliches Gefühl. Es gibt einfach etwas Romantisches daran, wenn man zu Ferrari geht. Und ich sehe, dass eine große Harmonie im Team herrscht - selbst mit all den Höhen und Tiefen, die wir erlebt haben."

"Natürlich ist es unser Ziel, an die Spitze zu kommen, und wir sind nicht an der Spitze. Und ich nehme das alles unglaublich persönlich. Ich bin zu hundert Prozent in dieses Projekt investiert. Und ich weiß, dass jede einzelne Person in diesem Team fühlt, was ich fühle - und dass wir es gemeinsam tragen."

Wie Hamilton mit der Chef-Kritik umgeht

Aber schmerzt es einen siebenmaligen Formel-1-Weltmeister wie Hamilton nicht, vom obersten Chef gesagt zu bekommen, er solle sich "mehr aufs Fahren konzentrieren"? Hamilton antwortet: "Eigentlich nicht. Ich wache mit diesen Gedanken auf, ich gehe damit schlafen und ich denke sogar im Schlaf darüber nach. Ich muss mich wirklich darauf konzentrieren, besser abschalten zu können."

Hamilton spricht von einem "extrem belastenden ersten Jahr" bei Ferrari und nennt es "vermutlich das arbeitsreichste Jahr, das ich je hatte". Mangelnden Einsatz will er sich also nicht vorwerfen lassen, sondern betont: "Ich war öfter im Werk als jemals zuvor. Es gab einfach so viel zu tun und so viel zu lernen."

"Und es ist definitiv hart, wenn alle auf dasselbe Ziel hinarbeiten und man dann zurückfällt. Es ist, als würde man einen Berg hochklettern, und am Rennwochenende rutscht man ein paar Schritte - oder gleich zehn Schritte - wieder nach unten. Dann muss man wieder aufstehen und es beim nächsten Mal erneut versuchen."

Wenn überhaupt, dann fühlt sich Hamilton bestätigt

Er habe dadurch vor allem eines gelernt: "Wie belastbar ich bin", so Hamilton. Zweifel an seiner Ferrari-Entscheidung seien ihm dadurch nicht gekommen: "Ich stehe zu hundert Prozent zu diesem Team und zu hundert Prozent zu mir selbst. Ich weiß, dass es großartig wird, sobald wir alles richtig hinbekommen. Und ich kann diesen Moment kaum erwarten, denn es wird interessant, was dann darüber geschrieben wird."

"Und ich glaube fest daran, dass das passieren wird. Ich verliere dieses Ziel nicht aus den Augen, selbst nach all den schwierigen Tagen, die wir hatten."

Deshalb nimmt Hamilton die Aussagen von Elkann mit Humor. Weniger reden? "Ich bin immer bereit, weniger Medienarbeit zu machen", sagt Hamilton und lacht. Ernsthaft fügt er hinzu: "Wir alle müssen in diesem Team Verantwortung übernehmen und wir alle müssen unseren Teil beitragen. Und ich weiß, dass in diesem Team unglaublich viel Leidenschaft steckt, in jedem einzelnen Mitglied."

Ferrari-Fahrer beschwören den Teamgeist

"Ich bin extrem dankbar für den außergewöhnlichen Einsatz, den jede einzelne Person im Werk Woche für Woche weiterhin leistet. Und natürlich - weil dieses Team Ferrari ist - gibt es immer enorm viel Aufmerksamkeit, nicht immer in positiver Weise. Aber wir sind alle vollkommen entschlossen, das zu drehen, und ich bin voll und ganz bereit, diesem Team dabei zu helfen, sich neu aufzubauen und zu wachsen."

Leclerc pflichtet Hamilton in diesem Punkt bei und sagt: "Ich lebe die Formel 1. Vor allem lebe ich Ferrari. Ich war schon immer Fan und werde es immer sein. Man gibt sein Bestes - aber das heißt nicht, dass man nicht noch besser werden kann. Ich nehme Kritik immer konstruktiv. Es gibt also überhaupt keine schlechten Gefühle. Wir werden einfach weiter versuchen, besser zu werden."

"Nochmals: Die Intention dieser Worte [von Elkann] war positiv, nicht negativ. Ich verstehe, dass es momentan viel Wirbel um das Team gibt, aber die Beziehung zwischen John und mir - und zwischen John und dem Team - ändert sich dadurch überhaupt nicht. Er hat sehr klar formuliert, was er meinte."

"Wie gesagt: John war immer ehrlich zu uns. Wenn er etwas sagt, meint er es auch. Er hat mit uns allen gesprochen, wie er es regelmäßig tut. Und es ist für uns völlig klar, was er sagen wollte - und das ist gut für uns."

Anzeige
Anzeige