Mixed-Team im Skispringen
Olympia 2022: Nach Skisprung-Posse - Anzug-Kontrolleurin wehrt sich
- Aktualisiert: 08.02.2022
- 15:56 Uhr
- ran.de
Nach den gehäuften Disqualifikationen im Mixed-Team-Wettbewerb der Skispringer und Skispringerinnen bei Olympia sieht sich die verantwortliche Kontrolleurin mit heftiger Kritik konfrontiert - die Polin geht zum Gegenangriff über.
München - Nach der skandalösen Disqualifikations-Flut im Mixed-Wettbewerb von Peking hat sich auch die Kontrolleurin zu Wort gemeldet, die die Kontroverse ausgelöst hat.
Die Polin Agnieszka Baczkowska hatte die Anzüge der Springerinnen Katharina Althaus (Deutschland), Silje Opseth und Anna Odine Ström (beide Norwegen), Sara Takanashi (Japan) sowie Daniela Iraschko-Stolz (Österreich) beanstandet, was zum Ausschluss der Athletinnen geführt hatte.
Kontrolleurin verteidigt die Disqualifikation
"Das ist mein härtester Tag in zehn Jahren als Materialkontrolleurin gewesen", sagte Baczkowska: "Ich muss aber dafür sorgen, dass alle die gleichen Chancen haben, denn es geht um Gerechtigkeit."
Sie selbst sah in der gehäuften Disqualifikation aber kein Problem. Zwar sehe dies für den Sport "unglücklich" aus, sagte sie der norwegischen Zeitung "Verdens Gang". "Aber wir müssen die Regeln anwenden. Regeln, die die Nationen gut kennen. Wenn der Anzug nicht passt, gibt es eine Disqualifikation."
Die Empörung über die gestrenge Kontrolleurin war trotzdem groß. "Mein Herz ist gebrochen, bei 160 Weltcups, fünf Weltmeisterschaften und dreimal Olympia zum ersten Mal disqualifiziert", meinte die in Tränen aufgelöste Althaus. "Wir sind schon sehr verfolgt von diesen Kontrollen", sagte Männer-Bundestrainer Stefan Horngacher.
Haben sich die Teams an die Vorschriften gehalten?
Baczkowska, seit bald zwei Jahrzehnten im Skisprung-Hintergrund tätig, steht plötzlich im Mittelpunkt. Schon am Samstag hatte sie im Frauen-Einzel die Österreicherin Sophie Sorschag wegen unzulässig überklebter Sponsorenlogos disqualifiziert. Zwei Tage später musste sie sich rechtfertigen, verstand den Aufschrei aber nicht.
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"Was soll ich denn machen, wenn jemand mit einem zehn Zentimeter zu großen Anzug springt? Also bitte! Das sieht man ja schon mit bloßem Auge", sagte die studierte Anglistin und Sportwissenschaftlerin. Die Kritik an ihrer Person returnierte Baczkowska via Frontalangriff auf die Betroffenen: "Ich hätte nicht gedacht, dass dies bei Olympia passieren kann. Ich war davon ausgegangen, dass sich die Teams vorbereiten und den Wettkampf ernst nehmen."
Mario Stecher, Sportdirektor der ebenfalls betroffenen Österreicher, bestätigte dann auch unfreiwillig, dass die Teams das Regelwerk eher als unverbindliche Empfehlung ansehen. "Im Weltcup gibt es teilweise Anzüge, die so groß sind, dass man glaubt, man ist beim Tiroler Zeltverleih", polterte er: "Bei Olympia greift man schließlich rigoros durch. Da muss ich mich schon fragen, ob das der richtige Weg ist."
"Heute ist nichts Neues passiert"
Die Norwegerin Silje Opseth warf der Kontrolleurin zudem vor, sie habe die Kontrolle anders durchgeführt als sonst. "Ich weiß wirklich nicht, was ich sagen soll. Sie haben komplett anders gemessen und ein neues Messverfahren angewandt", sagte die 22-Jährige.
Baczkowska konterte: "Das ist nicht der Punkt. Wir können nicht jedes Mal alles checken. Deshalb sind die Kontrollen jedes Mal ein bisschen anders. Wie der Anzug gemessen wird, sollte immer gleich sein. Heute ist nichts Neues passiert." Eine Einschätzung, die die betroffenen Teams zunächst nicht teilten.
Fakt ist: Zumindest bei der Österreicherin Daniela Iraschko-Stolz und der Japanerin Sara Takanashi bestätigten die Teams selbst, dass die Anzüge zu groß waren. Dass der Zorn der gesammelten Skisprungwelt Baczkowska traf, war also vielleicht zu billig. "Ich mache nur meinen Job", sagte sie
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