Frankreich-Rundfahrt
Tour de France: Hindley gewinnt erste Pyrenäen-Etappe - Buchmann überzeugt
- Aktualisiert: 06.07.2023
- 11:38 Uhr
- SID
Jai Hindley vom deutschen Team Bora-hansgrohe gewann die erste von zwei Pyrenäen-Etappen der Tour de France. Hindley eroberte damit das Gelbe Trikot.
Als der Traum von Gelb für Bora-hansgrohe wahr geworden war, fiel Jai Hindley seinem famosen Helfer Emanuel Buchmann mit einem Freudenschrei in die Arme: Der "fliegende Australier" hat dank des nimmermüden "Emu" die erste Pyrenäen-Etappe der 110. Tour de France gewonnen und an einem Fabeltag für das deutsche Radsport-Spitzenteam auch die Gesamtführung übernommen. Im großen Duell der Topfavoriten ließ derweil Titelverteidiger Jonas Vingegaard erstmals die Muskeln spielen.
"Das ist unglaublich, mir fehlen die Worte", sagte der 27 Jahre alte Hindley, der nach spektakulären 162,7 km mit den Kletterpartien am Col de Soudet (höchste Kategorie) und über den schwierigen Col de Marie-Blanque (1. Kategorie) in Laruns mit 32 Sekunden Vorsprung auf den Italiener Giulio Ciccone triumphierte. Ein dicker Dank ging an Teamkollege Buchmann, der seinen Kapitän perfekt bis in die entscheidende Phase eskortierte und sich selbst mit Platz vier belohnte. Auch im Gesamtklassement ist Buchmann Vierter, sein Rückstand beträgt 1:11 Minuten.
Hindley tritt in Fußstapfen von Sagan
Hindley, der im Vorjahr mit dem Erfolg beim Giro d'Italia für den ersten Sieg von Bora-hansgrohe gesorgt hatte, nahm damit Adam Yates das Maillot Jaune ab - der Brite vom UAE Team Emirates hatte Gelb auf der ersten Etappe übernommen. Erst zum zweiten Mal fährt damit ein Bora-hansgrohe-Profi im begehrtesten Rad-Trikot: 2018 trug Peter Sagan für einen Tag das Leader-Jersey.
Allerdings meldete Vingegaard, der in der Gesamtwertung 47 Sekunden zurück Zweiter ist, als Tagesfünfter schon Ansprüche auf das Gelbe Trikot an. Der Däne vom Team Jumbo-Visma, der am Mittwoch anders als Hindley und Buchmann nicht zur Fluchtgruppe gehörte, hatte bei den ersten Etappen einige Nadelstiche seines großen Kontrahenten Tadej Pogacar (Slowenien/UAE) kassiert. Diesmal ließ Vingegaard den zweimaligen Tour-Champion aber am letzten Berg stehen.
Buchmann, Tour-Vierter von 2019 und diesmal bei Bora-hansgrohe als Adjutant von Hindley eingeplant, gehörte wie sein australischer Kapitän zu einer großen Gruppe, die sich nach rund 40 Kilometern gebildet hatte. Buchmann hatte schon auf den ersten beiden schweren Etappen im Baskenland einen ausgezeichneten Eindruck hinterlassen.
Buchmann bis zum letzten Anstieg an Hindley dran
Im Nebel auf der Kuppe des Soudet lag der Österreicher Felix Gall (AG2R) vorne, Hindley und Buchmann knapp dahinter, das Feld um Vingegaard und Pogacar hatte rund vier Minuten Rückstand auf die noch elf Fahrer der Spitzengruppe.
Auch am letzten und schwersten Anstieg fuhr Buchmann beeindruckendes Rennen. Während die neuformierte Topgruppe schrumpfte, machte "Emu" das Tempo für Käpt'n Hindley, der sich dann mit Gall absetzen konnte. Zwei Kilometer vor der Passhöhe des "Marie-Blanque" ließ Bora-hansgrohe-Ass Hindley den Österreicher stehen - der Riesencoup der Raublinger Equipe nahm Formen an.
Das erste Pyrenäen-Häppchen war trotz aller Dramatik nur ein kleiner Vorgeschmack auf den Hauptgang am Donnerstag, wenn es über den mythischen Tourmalet (2115 m) hin zur ersten Bergankunft in Cauterets geht.
Eine Attacke eines der beiden Hauptdarsteller, wie sie Vingegaard dann setzte, war am ersten von nur zwei Pyrenäentagen nicht unbedingt erwartet worden - auch wenn es vor allem für Pogacar über persönlich bedeutsames Terrain ging: In Laruns war 2020 gewissermaßen der Stern der Slowenen aufgegangen.
Damals hatte er dort bei einem ähnlichen Streckenaufbau - wie diesmal ging es vom Col de Marie-Blanque ins Ziel - als 21-Jähriger während seiner Tour-Premiere seinen ersten Etappensieg gefeiert - und 13 Tage später auch die Tour gewonnen.