Turnierdirektor der BMW Open by FWU AG im Interview
Patrik Kühnen exklusiv: "Grand-Slam-Erfolg für Zverev nur eine Frage der Zeit"
- Aktualisiert: 28.01.2019
- 15:05 Uhr
- ran.de / Dominik Hechler
Patrik Kühnen ist als Turnierdirektor der BMW Open by FWU AG (vom 27. April bis 5. Mai 2019 auf der Anlage des MTTC Iphitos in München) natürlich ein stetiger Beobachter der Tennisszene. Im exklusiven Interview mit ran.de spricht Kühnen über die Verpflichtung von Alexander Zverev für die BMW Open, die Bedeutung seiner Teilnahme für das Turnier und was er von der Nummer drei der Weltrangliste und allen anderen deutschen Spielern in diesem Tennisjahr erwartet.
München - Es ist der Startschuss für die diesjährigen BMW Open by FWU AG auf der Anlage des MTTC Iphitos vom 27. April bis 5. Mai 2019 in München. Bei der Auftaktpressekonferenz etwa drei Monate vor dem Start des Turniers stellten sich unter anderem Turnierdirektor Patrik Kühnen, Veranstalter Michael Mronz und der deutsche Nachwuchsspieler Maximilian Marterer den Fragen der Medien.
Für ran.de nahm sich Kühnen im Nachgang noch einmal persönlich Zeit, um im exklusiven Interview Rede und Antwort zu stehen:
ran.de: Herr Kühnen, Sie konnten als Turnierdirektor bereits drei Monate vor dem Turnierstart der BMW Open by FWU AG in München die Verpflichtung des Titelverteidigers, amtierenden ATP-Weltmeisters und Weltranglisten-Dritten Alexander Zverev bekannt geben. Was bedeutet seine Teilnahme für die komplette Veranstaltung und können Sie bereits weitere Namen für das Hauptfeld 2019 verkünden?
Patrik Kühnen: "Wir haben von Alex bereits sehr früh das Signal bekommen, dass er auch in diesem Jahr wieder am Aumeister aufschlagen wird. Das macht uns natürlich extrem stolz, denn es ist sicherlich keine Selbstverständlichkeit, dass eine Nummer drei der Welt und noch dazu der amtierende ATP-Weltmeister bei uns in München aufschlägt. Aber es ist auch ein Zeichen, dass er, seine Familie und auch sein gesamtes Team sich bei uns sehr wohl fühlt. Alex ist für mich mittelfristig und langfristig ein klarer Aspirant auf die Nummer eins der Welt und es ist wunderbar, dass unsere Zuschauer ihm bei seiner Entwicklung zuschauen können. Er hat immer noch unglaubliches Potenzial in sich und die Turniersiege hier in München haben ihm in den letzten beiden Jahren für die folgenden Turniere in Madrid und Rom immer einen enormen Schub verliehen. Das wird er bei seiner Zusage sicherlich auch im Hinterkopf gehabt haben. (lacht)
ran.de: Und wie sieht es mit weiteren Namen für das diesjährige Hauptfeld aus?
Kühnen: "Ich kann zumindest schon einmal verraten, dass sowohl Philipp Kohlschreiber, als auch der deutsche Nachwuchsspieler und letztjährige Halbfinalist bei den BMW Open, Maximilian Marterer, mit dabei sein werden. Ansonsten bin ich aktuell noch in Gesprächen. Unser Ziel ist es natürlich, auch in diesem Jahr wieder ein möglichst attraktives Feld auf die Beine zu stellen. Die Zuschauer sollen bei uns vom ersten Ballwechsel an Weltklasse-Tennis geboten bekommen. Namen zu nennen fällt mir da im Moment noch schwer, weil es vor allem auch auf die Turnierplanung der einzelnen Spieler ankommt. Viele wollen erst einmal die ersten Events des Jahres spielen und setzen sich dann an die Planung ihrer Sandplatz-Saison. Da ist also noch ein wenig Geduld gefragt. Aber es ist schon so, dass wir einen guten Mix aus deutschen Spitzenspielern gepaart mit internationaler Weltklasse und jungen Wilden anbieten wollen. Wer das dann im Einzelnen sein wird, können wir hoffentlich im März dieses Jahres verkünden."
ran.de: Was dürfen die Tennis-Fans in diesem Jahr bei den BMW Open by FWU AG erwarten?
Kühnen: "Ich würde mir wünschen, dass jeder nach einem Besuch bei uns nach Hause geht und sagt: 'Es war weltklasse'. Es ist einfach schön, dass die Zuschauer bei uns auf den Plätzen ganz nah am Geschehen und auch die Spieler auf der gesamten Anlage für sie greifbar sind. Bei uns geht es sehr familiär zu und das hat schon alles einen ganz besonderen Flair."
ran.de: Wie bewerten Sie das Abschneiden der deutschen Profis bei den gerade erst zu Ende gegangenen Australian Open?
Kühnen: "Das hätte ich mir natürlich deutlich besser gewünscht, wahrscheinlich genauso wie die Spieler selbst. Aber es zeigt auch mal wieder, wie groß der Konkurrenzkampf sowohl auf der Herren- als auch auf der Damen-Tour ist. Wenn du mal nicht deinen besten Tag erwischst, dein Gegenüber aber alles trifft, dann kann es eben schon einmal passieren, dass du mit einer Niederlage nach Hause gehst. So war es bei Angelique Kerber und ihrer Gegnerin Danielle Collins, aber auch bei Alex Zverev, der Milos Raonic unterlegen war. Collins spielte gegen Angie unfassbares Tennis und auch Raonic trifft die Kugel schon ganz ordentlich. Der war zwar lange verletzt, aber an einem guten Tag kann er auch einen Zverev schlagen - was er eindrucksvoll bewiesen hat."
ran.de: Zverev ist amtierender ATP-Weltmeister und hat in der Vergangenheit auch bereits andere, hochdotierte ATP-Turniere gewonnen. Warum läuft es ausgerechnet bei den Grand Slams nicht so optimal für den Deutschen?
Kühnen: "Das kann man so pauschal wirklich nicht beantworten. Ich bin aber der absoluten Überzeugung, dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis Zverev sein erstes Grand-Slam-Turnier gewinnen wird. Ich sehe bei ihm ehrlich gesagt auch immer das große Ganze: Bei all seinen bisherigen Erfolgen darf nicht vergessen werden, dass er immer noch erst 21 Jahre alt ist. Zverev hat mit seine Familie und seinem Coach Ivan Lendl ein absolutes Top-Umfeld und vor allem den eigenen Antrieb, immer besser werden zu wollen. Dieser Ehrgeiz treibt ihn immer wieder an und führt dann auch mal dazu, dass er, wie jetzt Down Under, auch mal seinen Schläger malträtiert. Ich bin fest davon überzeugt, dass wenn mit der Zeit noch ein bisschen mehr die Reife kommt und Zverev noch mehr Match-Praxis bei den großen Turnieren gesammelt hat, der ganz große Erfolg von ganz alleine kommen wird. Die Voraussetzungen dafür sind jedenfalls mit Sicherheit vorhanden."
ran.de: Was erwarten Sie sich von den deutschen Tennis-Profis im Jahr 2019?
Kühnen: "Zunächst einmal muss man sagen, dass das vergangene Jahr 2018 ein phantastisches für das deutsche Tennis war. Zverev wurde ATP-Weltmeister, Kerber gewann Wimbledon, Julia Görges spielte sich wieder in die Weltspitze, Philipp Kohlschreiber konnte sich dort halten und mit Spielern wie Marterer kamen richtig gute Jungs nach. Wir sind aktuell also mit vielen Weltklasse-Tennisspielern in der Spitze vertreten und darauf können wir alle extrem stolz sein. Natürlich garantiert das keinen Erfolg. Aber sie sind alle in der Lage, bei sämtlichen Turnieren etwas zu reißen. Das war in der Vergangenheit nicht immer so."
Das Interview führte: Dominik Hechler