Mit viel Selbstvertrauen zum WTA-Masters
Angelique Kerber: "Ich muss niemandem mehr etwas beweisen"
- Aktualisiert: 23.10.2015
- 20:56 Uhr
- ran.de / tennis.de / Dominik Hechler
Angelique Kerber hat ein überaus erfolgreiches Tennis-Jahr 2015 hinter sich. Nun will die beste deutsche Tennis-Spielerin diese Saison beim WTA-Masters der acht besten Spielerinnen des Jahres in Singapur (ab 25. Oktober täglich live und exklusiv im kostenlosen Livestream auf ran.de und tennis.de) noch veredeln. Im exklusiven Interview mit ran.de und tennis.de spricht Kerber vor ihrem Abflug nach Asien über ihre diesjährigen Erfolge, ihr neues Selbstvertrauen und ihre Ziele beim WTA-Masters.
ran.de / tennis.de: Frau Kerber, Sie haben sich nach 2012 und 2013 nun schon zum dritten Mal für das WTA-Championship-Turnier der acht besten Spielerinnen des Jahres in Singapur qualifiziert. Inwiefern ist diese Qualifikation das i-Tüpfelchen auf ein für Sie sowieso schon erfolgreiches Jahr?
Angelique Kerber: "Es war von Anfang an mein Jahresziel, mich für Singapur zu qualifizieren und das habe ich geschafft. Das macht mich schon stolz. Zumal ich dieses Mal auch wirklich spielen darf und nicht wie im vergangenen Jahr nur Ersatzspielerin bin.
Außerdem zeigt mir die Teilnahme an den WTA-Championships, dass ich wieder ein konstant gutes Jahr gespielt habe – denn ich bin wieder unter den besten acht Spielerinnen der Saison. Was will man mehr?"
ran.de / tennis.de: Sie haben in dieser Tennis-Saison vier Turniere gewonnen, in fünf Endspielen gestanden und drei Halbfinals gespielt. Was macht Sie 2015 so stark?
Kerber: "Dieses Tennis-Jahr war schon ein bisschen anders, als die Jahre zuvor. Ich habe zwar vier Turniersiege feiern können, so viele wie noch nie zuvor in einer Saison, habe dafür aber bei den Grand Slams nicht so gut gespielt. Trotzdem war es ein konstant gutes Jahr. Es geht immer mal hoch und runter, aber das habe ich dieses Jahr wirklich gut gelöst.
Vor allem, weil ich eher holprig in die Saison gestartet bin. Aber ich habe mich wieder aufgerappelt und bin nun das vierte Jahr hintereinander unter den Top-Ten der Weltrangliste. Ich glaube, dass ich nun niemandem mehr beweisen muss, dass ich wirklich da oben dazu gehöre."
ran.de / tennis.de: Ist das eher schwache Abschneiden bei den Grand Slams ein Wermutstropfen oder haben Sie das schnell abgehakt und wollen es kommendes Jahr einfach besser machen?
Kerber: "Ganz klar: Mund abputzen und weiter geht's. Das heißt ja nicht, dass ich eine schlechte Spielerin bin, sondern dass es dieses Jahr einfach nicht sein sollte. Bei den Grand Slams muss zwei Wochen lang einfach alles passen, das Glück muss da sein und man muss konstant 14 Tage lang auf hohem Niveau spielen.
Natürlich gehörten die Grand Slams dieses Jahr nicht zu meinen Höhepunkten, aber ich habe trotzdem gute Matches abgeliefert. Vor allem die Partie gegen Victoria Asarenka in New York hätte durchaus anders laufen können. Deswegen bin ich von meinen Leistungen bei den Grand Slams jetzt nicht total enttäuscht, denn ich weiß, was ich kann und das ich noch einige Jahre vor mir habe. Nächstes Jahr kann es nur besser werden …"
ran.de / tennis.de: Was haben Sie sich nach dieser langen und anstrengenden Saison für die WTA-Championships vorgenommen?
Kerber: "Ich will es vor allem genießen, auf dem Platz Spaß haben, aber auch mit allen Mitteln versuchen, meine Matches in Singapur zu gewinnen. Ich werde raus gehen und nochmal alles aus mir rausholen, was zum Ende der Saison noch in mir steckt. Und dann werden wir mal sehen, wie weit die Reise für mich bei den WTA-Championships gehen wird."
ran.de / tennis.de: Was bedeutetet es für das Turnier und die anderen Spielerinnen, dass Klassenprimus Serena Williams nicht dabei sein wird?
Kerber: "Das ist sicherlich schade für die Fans und die komplette Veranstaltung. Aber es ist nun einmal wie es ist. Sicher ist nur, dass in diesem Jahr die Siegerin mal nicht Serena heißen wird ... (lacht)"
ran.de / tennis.de: Wenn es nach der Statistik geht, würden Sie jetzt als Favoritin in die WTA Championships in Singapur starten – immerhin haben Sie hinter Serena Williams die zweimeisten Turniere und die zweitmeisten Matches in diesem Jahr gewonnen.
Kerber: "Nein, nein, auf keinen Fall gehe ich als Favoritin ins Turnier (lacht). Wer schaut schon auf die Statistiken? Man muss rausgehen und die Matches gewinnen, sich jeden Tag neu beweisen. Deswegen schaue ich nicht auf solche Zahlen."
ran.de / tennis.de: … aber sie machen schon Mut …
Kerber: "Klar, auf jeden Fall. Und ich habe ja auch schon gegen jede Spielerin gewonnen, die in Singapur dabei sein wird. Deshalb ist es sicherlich nicht so, dass ich mit zittrigen Händen in den Flieger steige."
ran.de / tennis.de: Nach zwei Viertelfinal-, einer Halbfinal- und sogar einer Final-Teilnahme auf der gerade erst zu Ende gegangenen Asien-Tour fliegen Sie sicherlich auch mit viel Selbstvertrauen nach Singapur.
Kerber: "Das Selbstbewusstsein ist da, die Freude ist da, was will man mehr. Ich werde in Singapur alles geben und freue mich einfach riesig auf diese Herausforderung."
ran.de / tennis.de: Haben Sie mit Ihrem Coach Torben Beltz schon gewettet, was er machen muss, wenn Sie das Turnier gewinnen sollten? Geht es für ihn dann wieder in die Achterbahn?
Kerber: "Wir haben noch überhaupt nicht darüber gesprochen. Aber wenn es wirklich so weit kommt, werden wir uns schon etwas Schönes überlegen (lacht)."
Das Interview führte Dominik Hechler