Nachhaltige Interieurs und vegane „Ledersitze“
- Veröffentlicht: 25.04.2022
- 09:53 Uhr
Wenn über Nachhaltigkeit in der Automobilindustrie geredet wird, geht es meistens um Elektromotoren, Carsharing und die CO2-neutrale Automobilproduktion. Doch schon längst wird das Thema ganzheitlicher gedacht. Vor allem von Premium-Herstellern wie Porsche, Tesla oder Volvo, die umweltfreundliche Interieurs und vegane „Ledersitze“ im Programm haben.
Für viele Autofahrerinnen und Autofahrer überraschend: Vor allem die Interieurs ihrer Autos sind aus Nachhaltigkeitsgesichtspunkten teilweise höchst problematisch. Speziell Ledersitze und Lederapplikationen. Laut Frank Schmidt von der Tierrechtsorganisation Peta verbraucht die Automobilindustrie etwa 20 Prozent der weltweit verfügbaren Tierhäute für ihre Interieurs. Die Produktion von tierischem Leder habe katastrophale Auswirkungen auf das Klima und die Umwelt, warnte Schmidt etwa im Spiegel.
Tesla Model 3 Interieur ist besonders nachhaltig
Viele Automobilhersteller bieten schon heute lederfreie Alternativen wie Textilausstattungen, Alcantara oder Sensatec an. Tesla zum Beispiel. Das US-Unternehmen bietet seit 2016 Stoffinnenräume als Alternative zu Leder an. Beim Model 3 etwa ist der Innenraum des Fahrzeugs vollständig aus synthetischen Materialien zu haben.
Tierhäute bei Volvo ein Auslaufmodell
Auch Volvo arbeitet an Lederalternativen. Als Lederersatz haben die Schweden das Textil Nordico entwickelt, das zum Teil aus recycelten Weinkorken und Plastikflaschen besteht. Dieses - und andere Ersatzmaterialien - soll bei allen zukünftigen Elektro-Modellen zum Einsatz kommen. Schließlich will Volvo für seine E-Modelle gar keine Lederausstattung mehr anbieten. Und weil die Schweden ab 2030 nur noch E-Autos anbieten wollen, werden Tierhäute im Interieur bei Volvo noch in diesem Jahrzehnt Geschichte sein.
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Land Rover: Interieur aus recycelten Plastik-Flaschen
Komplett lederfreie Ausstattung für den Porsche Taycan
Recycling wird auch bei Porsche groß geschrieben: Der Taycan ist der erste vollelektrische Sportwagen des Hauses, für den eine vegane Lederausstattung angeboten wird. Bei der komplett lederfreien Ausstattung kommt das Material „Race-Tex“ zum Einsatz. Dieses Mikrofaser-Material besteht zum Teil aus recycelten Polyesterfasern. Im Bodenbelag wird eine weitere Recyclingfaser aus einem innovativen Herstellungsprozess verwendet, das unter anderem aus wiederverwerteten Fischernetzen gefertigt wird.
BMW will nicht auf Echtleder verzichten – bemüht sich aber um mehr Nachhaltigkeit
Bei vielen Herstellern ist ein Ende der Echtleder-Interieurs und -Sitzen jedoch noch nicht abzusehen. „Leder wird von unseren Kunden – je nach Modell und Weltregion - weiterhin nachgefragt und hat einen hohen Stellenwert im Premiumsegment“, sagt etwa Nadine Philipp, Leiterin Nachhaltigkeit in der Lieferkette bei der BMW Group. Auf Tierhäute will BMW deshalb weiterhin nicht verzichten. Dennoch bemühen sie sich in München um mehr Nachhaltigkeit. Als Mitglied der Leather Working Group (LWG), haben sich die Münchener verpflichtet, bestimmte Standards für mehr Nachhaltigkeit bei der Lederbeschaffung einzuhalten: Die speziellen Audit-Zertifizierungsstandards der LWG, ermöglichen dabei eine unabhängige und transparente Bewertung der Lederbeschaffung. Das Audit soll insbesondere die Nachverfolgbarkeit der Lederressourcen beurteilen und die beteiligten Gerbereien in Bezug auf Umweltaspekte, Produktionsabläufe und soziale Standards überprüfen. Immerhin.
Bilder: Land Rover & Porsche