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NFL: Seattle Seahawks in der Krise - und vor Umbruch ohne Optionen
- Aktualisiert: 22.12.2021
- 22:53 Uhr
- ran.de/ Tim Althoff
Die Seattle Seahawks spielen die schlechteste Saison seit zehn Jahren. Trotzdem fehlen der Franchise Optionen, um einen ernsthaften Umbruch anzugehen.
München - Fast schon sinnbildlich für den kompletten Saisonverlauf erklärte Pete Carroll die Niederlage gegen die Los Angeles Rams auf der Pressekonferenz nach dem Spiel.
"Wir waren dran und hatten Chancen, bis zum Schluss mitzuspielen. Es gab Situationen und Möglichkeiten, die einfach für uns hätten laufen müssen, es aber aus irgendeinem Grund nicht getan haben", so der konsternierte Coach der Seattle Seahawks.
Eine Aussage, die er nach jeder einzelnen Niederlage so treffen könnte. Mit einem Stand von 5-9 wird Seattle die erste Saison mit negativer Bilanz seit 2011 erleben. Laut Carroll liegt das vor allem an den angesprochenen Kleinigkeiten, die sich zum großen Ganzen entwickeln.
Seattle Seahawks: Auch die letzten Saisons waren nicht dominant
Einzelne Plays laufen nicht wie geplant, fiese Flaggen der Schiedsrichter, Ausfälle einzelner Spieler und ein Quarterback, dem in diesem Jahr irgendwie der Touch abhanden gekommen ist.
2019 stand die Bilanz noch bei 11-5, 2020 bei 12-4. Was auf dem Papier nach sehr guten Spielzeiten aussieht, lieferte in den folgenden Postseasons kaum Gründe, um ernsthaft an Titel zu glauben. Denn die Schwächen des Teams und des Coachings wurden schon in den vergangenen Jahren immer wieder offenbart.
Der große Unterschied lag in den Ergebnissen. Mit einer laut der "Seattle Times" durchschnittlichen Punktespanne von 5,4 Punkten gegenüber den Gegnern gewann man im letzten Jahr. Die Spiele wurden also oft mit nur einem Score Unterschied gewonnen. Keine Dominanz, oft wurden die Spiele in der zweiten Halbzeit gedreht.
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Seattle Seahawks: Russell Wilson dreht die Spiele nicht um
Trotz schwacher Defense war es immer wieder Russell Wilson, der sich gegen das konservative Coaching stellte und - Stichwort "Let Russ cook" - Spiele dank seiner individuellen Klasse für sich entscheiden konnte. Gemeinsam mit Tyler Lockett und D.K. Metcalf wurde so die eine oder andere Niederlage noch abgewendet.
In diesem Jahr kann man sich darauf nicht mehr verlassen. Houdinis Magie scheint nicht mehr zu wirken.
Aufgrund einer Verletzung am Finger fiel "Russ" für drei Spiele aus. Das ersehnte Comeback des Franchise-Quarterbacks läutete allerdings auch keinen Saisonumschwung mehr ein.
So war Carroll dazu gezwungen, den Fan-Liebling öffentlich anzuzählen. "Er muss besser spielen. Wir alle müssen das. Ich meine, dass wir heute einige Leute offen hatten und gute Möglichkeiten. Leider haben wir es dann nicht zu Ende bekommen", so der Head Coach nach dem Washington-Spiel.
Seattle Seahawks: Kaum Selbstkritik vorhanden
Seine sonst so überragende Pocket-Awareness nimmt ab, teilweise werden vielversprechendste Würfe einfach nicht getroffen. Die Schuld an der Misere sucht Wilson trotzdem nicht bei sich.
"Unglücklicherweise werde ich immer besser und wir verlieren trotzdem", so "Russ" nach der Rams-Pleite. Wie Carroll, sucht auch Wilson die Schuld in den "Schlüssel-Momenten", die einfach nicht auf Seiten der Seahawks sind.
Die Frage, warum man sich immer auf das nötige Glück in den besagten Szenen verlässt, anstatt die Matches mit strukturiertem Football frühzeitig für sich zu entscheiden, wird nicht gestellt.
Die schlechte Saison muss den Entscheidungsträgern zu Denken geben. Jetzt, wo die Aussichten auf die Playoffs nur noch in der optimistischsten Theorie vorhanden sind, gilt es, den Blick in die Zukunft zu richten.
Seattle Seahawks: Die richtigen Fragen müssen gestellt werden
Was wird aus der seit Jahren unbeständigen O-Line? Was wird aus dem oft harmlosen Pass-Rush? Welche Assets sind vorhanden?
Personell könnte ein erzwungener Umbruch teuer werden: General Manager John Schneider hat Vertrag bis 2027. Pete Carroll noch bis 2025. Die Verantwortlichen in der Chef-Etage müssten schon zu einem sehr großen Schnitt bereit sein, um das Duo in Frage zu stellen - nach einer einzigen enttäuschenden Saison wohl keine Option.
Quarterback Wilson, der immer wieder Diskussionen bezüglich eines Wechsels zugelassen hat, behauptete erst kürzlich, er hoffe "20 Jahre" für die Seahawks zu spielen. Auch er dürfte - sollte er nicht doch einen Trade erzwingen - noch fest im Sattel sitzen, zumal sein Leistungsabfall immer noch auf sehr hohem Niveau stattfindet.
Seattle Seahawks: Nicht viele Optionen vorhanden
In Sachen Draft fehlt im kommenden Jahr der Erstrundenpick. Der wird mit jeder Niederlage der "Hawks" wertvoller für die New York Jets, die ihn als Teil des Trades von Jamal Adams einkassierten.
Schneider und Carroll sind jetzt gefragt. Die richtigen Hebel müssen gezogen werden.
Es braucht eine Draft-Klasse, die hinter dem nicht vorhandenen ersten Pick einschlägt, um den Kader mit mehr Talent auszustatten. Spieler wie D.K. Metcalf, der 2019 in der zweiten Runde ausgewählt wurde, müssen her. Dazu kommt die Free Agency, die entscheidend werden könnte.
Carroll hat außerdem die Option, seinem Coaching-Staff neues Leben einzuhauchen. Der viel kritisierte Brian Schottenheimer wurde zwar als Offensive Coordinator vor der Saison von Shane Waldron ersetzt, ein positiver Effekt ist allerdings nicht erkennbar.
Für was auch immer sich die Seahawks entscheiden: Die Fans werden hoffen, im kommenden Jahr nicht immer auf "Kleinigkeiten" und "Schlüssel-Momente" hingewiesen zu werden.
Eine weitere schwache Saison dürfte sonst auch für Carroll, Schneider und möglicherweise Wilson ungemütlich werden.
Tim Althoff
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