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Die NFL-Playoffs am Sonntag ab 20:15 Uhr live auf ProSieben

Philadelphia Eagles: Nick Sirianni - Revolutionär und doch verschmäht

  • Aktualisiert: 29.01.2023
  • 18:22 Uhr
  • ran / Rainer Nachtwey
Article Image Media
© 2023 Getty Images
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Philadelphias Head Coach Nick Sirianni wird bei den drei Finalisten zum Trainer des Jahres übergangen. Dabei steigert er die Siegausbeute binnen zwei Jahren um zehn Siege. Selbst die Revolution des Quarterback Sneaks hilft nicht.

Aus Philadelphia berichtet Rainer Nachtwey

Drittbeste Offense, zweitbeste Defense. Platz 1 bei den Sacks - mit 15 Vorsprung auf Platz zwei.

Beste Bilanz aller 32 Teams.

Und aus Jalen Hurts, einem zuvor als Karriere-Backup gehandelten Quarterback, einen MVP-Kandidaten gemacht.

Nick Sirianni hat die Philadelphia Eagles innerhalb von zwei Jahren einmal auf links gedreht, aus einem Vier-Siege-Team unter Vorgänger Doug Pederson einen heißen Kandidaten auf den Super Bowl gemacht.

Aber ausgerechnet jener Pederson schnappte ihm jetzt unlängst einen Platz unter den drei Finalisten um den "Coach of the Year" weg. Gemeinsam mit New Yorks Brian Daboll und Kyle Shanahan von Siriannis NFC-Championship-Game-Gegner San Francisco 49ers (am Sonntag ab 20:15 Uhr live auf ProSieben und im Livestream) ist Pederson einer der Ausgewählten.

Sirianni geht leer aus.

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Eagles-Fans verlachen Auszeichnung

Umso überraschender, hat Siriannis Team doch oben beschriebene Leistungen gezeigt, sich in der zweiten Saison seit seinem Wechsel aus Indianapolis von einer Bilanz von neun Siegen und acht Niederlagen auf 14-3 gesteigert. 23-11 in zwei Jahren NFL.

Die Fans in Philly reagieren mit Unverständnis, nehmen es aber mit Humor. "Wenn Jason Garrett und Matt Nagy das schon waren, ist das keine große Auszeichnung", verteilen sie Seitenhiebe an frühere Gewinner.

Sirianni selbst will sich dadurch gar nicht vom eigentlichen Ziel Super Bowl ablenken lassen. "Für uns gibt es weitaus größere Ziele als das", sagt der Head Coach mit Blick auf das 49ers-Spiel.

#ranNFL-Netman Christoph "Icke" Dommisch sieht vor allem Daboll und Pederson aufgrund ihrer erstjährigen Tätigkeit beim neuen Klub im Vorteil. "Sirianni musste nicht von Null beginnen. Er hat mit einer gewissen Basis loslegen können", sagt er: "Pederson und Daboll haben ihr Team von Null in die Playoffs geführt. Und Shanahan sein Team selbst mit dem dritten Quarterback zu zwölf Siegen am Stück."

Jalen Hurts unter Doug Pederson kaum gefragt

Dennoch sei auch Siriannis Arbeit mit den Eagles nicht hoch genug zu bewerten.

Als Sirianni nach der Saison 2020 von Pederson übernahm, sind mit Center Jason Kelce, Right Tackle Lane Johnson, Defensive End Brandon Graham, Cornerback Darius Slay, Tight End Dallas Goedert diverse Stützen des Teams vorhanden - Stützen damals und noch heute. Teils sogar noch aus der Super-Bowl-Saison 2017 - wie Kelce, Johnson und Graham.

Aber eben auch Hurts. Backup hinter Carson Wentz. Zunächst ein paar Snaps für ein paar Special Plays als laufender Quarterback. Danach Ersatz, als die Saison eh schon verloren ist. Eine größere Rolle blieb Hurts unter Pederson verwehrt.

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Jalen Hurts blüht unter Nick Sirianni auf

Erst als Sirianni den Zweitrunden-Pick zum Fixpunkt seiner Offense machte, zeigte die Leistungskurve konstanter nach oben. Hurts' Passspiel ließ in der ersten Saison gute Ansätze erkennen, aber er offenbarte - insbesondere in den Playoffs gegen die Tampa Bay Buccaneers -, wie weit er noch von den Patrick Mahomes, Josh Allens und Joe Burrows weg war.

Weitere 17 Regular-Season-Spiele später unter Sirianni und Hurts ist einer von fünf Finalisten für die MVP-Auszeichnung - Siriannis Verdienst.

Der 41 Jahre alte Coach ist als ehemaliger Offensive Coordinator bei den Indianapolis Colts unter Frank Reich - ebenfalls Offensive Coordinator bei den Eagles im Super-Bowl-Jahr - durch das Angriffsspiel geprägt.

Er weiß seinen Quarterback einzusetzen, dessen Stärken herauszustellen und herauszukitzeln. Und auch die Stärken der Mitspieler wie der Wide Receiver A.J. Brown und Devonta Smith einfließen zu lassen.

Sirianni revolutioniert den Quarterback Sneak

Sirianni hat zudem den Quarterback Sneak revolutioniert. Bei Hurts ist es nicht mehr ein reines nach vorne Fallenlassen, vielmehr integriert er Positionsgruppen, wandert an der Grenze der Regelwidrigkeit mit dem Push-und-Pull-Spielzug, bei dem Wide Receiver und Tight End den Quarterback flankieren, während der Running Back von hinten schiebt.

Eigentlich ist Ziehen und Umgreifen des eigenen Mitspielers verboten, was Teils der Tight End oder der Wide Receiver übernimmt. Da der Running Back aber von hinten schiebt, fällt es in einen Graubereich.

Die NFL gab daraufhin sogar ein Memo an alle Teams raus, in dem der NFL-Vizepräsident des Schiedsrichterwesens Walt Anderson auf den Spielzug eingeht und versucht, die Grauzone in der Regel etwas zu definieren. Demnach wäre die Aktion des Tight Ends allein strafwürdig, "durch das Eingreifen des Running Backs aber kein Foul mehr".

Mittlerweile kopieren zahlreiche Teams Philadelphias Vorgehen.

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Sirianni lebt Engagement und Feuer vor

Sirianni ist aber nicht nur ein Genie, was Spielzüge angeht, schließlich sind gute Offensive Coordinator nicht gleich gute Head Coaches. Sirianni hat das, was ein guter Head Coach braucht.

In dem 41-Jährigen brennt das Feuer, um sein Team mitzureißen. Er lebt dieses Engagement, diese Leidenschaft vor. Egal ob auf der Pressekonferenz oder an der Außenlinie, wenn er die Schiedsrichter anblökt, dass er "verf*** noch mal" genau wisse, was er tut.

Oder wenn er wie nach der gewonnenen Divisional Round gegen die New York Giants (38:7) seine Spieler als ein Team einschwört auf die nächste Aufgabe: "Mir ist es egal, gegen wen wir nächste Woche spielen, jetzt sind nur die Leute in diesem Raum wichtig." Er weiß seine Mannen hinter sich zu bringen.

Siriannis Assistenten in der Liga heiß begehrt

Sirianni ist aber auch schlau genug, Ratschläge anzunehmen, sie zu suchen.

Erst unlängst vor Philadelphias Bye Week während der Wild Card Round.

"Ich war noch nicht in der Situation", sagt Sirianni im Pressegespräch, "also habe ich die Coaches gefragt, denen ich vertraue, die diese Situation bereits durchgemacht, sie gemeistert haben."

Eine große Hilfe sind Sirianni auch die beiden Coordinator Shane Steichen für den Angriff und Jonathan Gannon für die Verteidigung. Allerdings weiß Sirianni auch, dass sie in der Liga sehr begehrt sind, als künftige Head Coaches in anderen Städten (Carolina, Houston, Indianapolis) gehandelt werden.

"Wir wollen erfolgreich sein und das ist dann eben der Preis. Meine Aufgabe als Head Coach ist es dann, mit den richtigen Personen sie zu ersetzen", gibt er sich gelassen.

Anscheinend muss er diese Hürde noch nehmen, um einer der Finalisten auf die "Coach of the Year"-Auszeichnung zu werden.


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