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NFL - Jacksonville Jaguars im Umbruch: Der "attraktivste freie Job der NFL"
- Aktualisiert: 05.12.2020
- 12:34 Uhr
- ran.de / Oliver Jensen
Noch steht nicht fest, wer der nächste General Manager der Jacksonville Jaguars sein wird. Sicher ist nur eines: Er wird hervorragende Bedingungen vorfinden, um aus der Verlierer-Mannschaft ein Erfolgsteam zu formen.
München / Jacksonville - Shad Khan ließ keine Zeit verstreichen. Kaum hatten die Jacksonville Jaguars am Sonntag mit 25:27 gegen die Cleveland Browns verloren und sich damit auch offiziell aus dem Playoff-Rennen verabschiedet, entließ der Teambesitzer seinen General Manager David Caldwell.
"Unsere Football-Operation braucht eine neue Führung, und die werden wir 2021 mit einem neuen General Manager haben", sagte Khan.
Auf den ersten Blick erwartet den Nachfolger eine Mammutaufgabe. Sieht man einmal von der Saison 2017 ab, als sies überraschend in das AFC Championship Game einzogen, sind die Jaguars das Sinnbild einer Verlierer-Truppe.
Seit dem Jahre 2008 verpassten sie in zwölf der 13 Spielzeiten die Playoffs. Rechnet man die laufende Spielzeit hinzu, kassierte die Franchise aus Florida in neun der letzten zehn Spielzeiten jeweils zehn Niederlagen oder mehr.
Dennoch ist Head Coach Doug Marrone davon überzeugt, dass es viele Interessenten für die vakante Position geben wird.
"Wer möchte nicht für jemanden arbeiten, der einem jede Unterstützung gibt, die man braucht?", fragte er in Anspielung auf Besitzer Khan. "Shad hat mehrmals gesagt: 'Du bekommst, was immer du brauchst'."
Der attraktivste freie Job in der NFL?
Mit dieser Einschätzung steht er nicht allein da. Auch "ESPN" glaubt, dass der Posten des General Managers in Jacksonville der "attraktivste freie Job in der NFL" ist.
Tatsächlich wird der zukünftige General Manager alle Möglichkeiten vorfinden, um ein neues erfolgreiches Team zu formen.
Ein kurzer Rückblick: Nach der Super-Saison 2017, die vor allem der starken Defense zu verdanken war, sind viele falsche Personalentscheidungen getroffen worden.
Die Schlüsselspieler der Verteidigung (Jalen Ramsey, A.J. Bouye, Calais Campbell, Yannick Ngakoue) konnten nicht in Jacksonville gehalten werden und wurden weggetradet. Viel Geld wurde stattdessen für die Quarterbacks in die Hand genommen. Doch weder bei Blake Bortles noch bei Nick Foles lohnte sich die Investition.
Die Folgen der miserablen Personalpolitik: Ein Dead Cap von mehr als 46 Millionen US-Dollar im Jahre 2020 - der zweithöchste Wert der NFL nach den Carolina Panthers. Der Handlungsspielraum war in der vergangenen Offseason also stark eingeschränkt.
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Viel Cap Space, viele Draft Picks
Der neue General Manager wird völlig andere Voraussetzungen vorfinden. Nach dieser Saison sind die "Altlasten" fast komplett getilgt. Stand heute beläuft sich der Dead Cap für 2021 lediglich auf 249.674 Dollar - der drittgeringste Wert ligaweit.
Der Cap Space, also die Summe, die für die kommende Saison in Spielergehälter investiert werden kann, beträgt laut "Sportrac" 85.189.709 Dollar. Keinem anderen Team in der NFL steht so viel Geld zur Verfügung.
Damit nicht genug: Beim NFL Draft 2021 könnten die Jacksonville Jaguars ebenfalls zu den großen Gewinnern zählen. Insgesamt zwölf Picks stehen Jacksonville zur Verfügung, allein zwei davon jeweils in der ersten und zweiten Runde.
Justin Fields - der Quarterback der Zukunft?
Unter anderem der Nummer-2-Pick. Und dieser kann Gold wert sein.
Nachdem in dieser Saison weder Gardner Minshew noch Jake Luton vollauf überzeugten und Mike Glennon maximal eine Überganglösung sein dürfte, könnte sich ein neuer Quarterback auf Jacksonvilles Wunschzettel befinden. Ein Ausnahmetalent wie Justin Fields (Ohio State), der wohl zweitstärkste Quarterback im Draft nach Trevor Lawrence (Clemson), würde für die Zukunft der Franchise stehen.
Doch: Es gibt kaum einen Mannschaftsteil, der kein Upgrade benötigt. Der Pass Rush, der 2017 noch unter dem Spitznamen "Sacksonville" Angst und Schrecken verbreitete, ist zum Beispiel mit elf Sacks momentan das Schlusslicht der NFL.
Immerhin: Der neue General Manager dürfte genügend Zeit bekommen, um eine schlagkräftige Mannschaft zusammenzustellen. Besitzer Shad Khan gilt als sehr geduldig. Trotz der sportlichen Misere beschäftigte er seit 2009 lediglich zwei unterschiedliche General Manager.
Lot J - um das Stadion entsteht ein neues Stadtviertel
Ohnehin scheinen die Planungen des Eigentümers eher langfristig zu sein. Die Gerüchte, dass die Franchise nach London umsiedeln möchte, scheinen vorerst vom Tisch. Rund um das TIAA Bank Field, das Stadion der Jaguars, entsteht gerade ein neues Stadtviertel namens Lot J, benannt nach einem Abschnitt des Parkplatzes.
Die Kosten belaufen sich auf etwa 450 Millionen US-Dollar. Khan, der ein Vermögen von rund 7,8 Milliarden Dollar haben soll, zählt zu den Investoren. "Jacksonville kann so vieles sein. Das ist erst der Anfang. Und es wird Zeit, dass wir anfangen", sagte er über die vielen Neubauten.
Ein Aufbruch steht also bevor - sowohl auf dem Footballfeld als auch drumherum.
Zukunft von Trainer Marrone ist unsicher
Unsicher ist allerdings, welcher Trainer den sportlichen Aufbruch verantworten soll. Khan soll Doug Marrone und dem Trainerteam zwar mitgeteilt haben, dass ihre Jobs sicher seien - allerdings nur bis zum Ende dieser Saison.
"Mein Fokus liegt darauf, Spiele zu gewinnen", sagt Marrone. "Ich gehöre nicht zu den Typen, die ständig danach fragen, wie es mit ihnen weitergeht."
Es wird es ohnehin früh genug erfahren.
Oliver Jensen
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