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BOXEN

Rehydrierung: Wie Boxer über Nacht bis zu zehn Kilo zulegen

  • Aktualisiert: 16.07.2016
  • 19:15 Uhr
  • ran.de
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© 2016 Getty Images
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Durch die Rehydrierung wird die Einteilung in Gewichtsklassen quasi ad absurdum geführt. ran. de erklärt, wie das beliebte "Gewicht machen" im Profiboxsport funktioniert.

München - Die Einteilung in Gewichtsklassen beim Boxen soll Chancengleichheit unter den Kämpfern gewährleisten. Doch in der Realität besteht diese in vielen Fällen zwar am Tag des Wiegens, nicht aber am Kampfabend im Ring. 

Ein Grund dafür ist die Rehydrierung: Über Nacht kann ein Boxer im Extremfall bis zu zehn Kilo Gewicht zulegen.

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Paradebeispiels "Canelo" vs. Khan

Das jüngste Beispiel war der Kampf zwischen Saul Alvarez und Amir Khan. Canelo war zu dem Zeitpunkt Mittelgewichtsweltmeister (bis 160 Pfund), Khan kämpfte normalerweise zwei Gewichtsklassen darunter im Weltergewicht (bis 147 Pfund). Beide einigten sich auf ein Catchweight von 155 Pfund, das beim Wiegen am Vortag erreicht werden musste.

Was jedoch nach dem Wiegen bis zur ersten Glocke passiert, bleibt den Boxern selbst überlassen. In diesem Fall rehydrierte Alvarez über Nacht auf geschätzte 175 Pfund. Das wäre bereits gleichbedeutend mit dem Limit im Halbschwergewicht.

Canelo verschaffte sich dadurch auf legale Weise einen körperlichen Vorteil und hatte mit Khan letztlich leichtes Spiel.

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Gewicht machen

Und so funktioniert es: Wenn sich ein Boxer entscheidet in einer für ihn niedrigen Gewichtsklasse zu boxen, ist er gezwungen, "Gewicht zu machen". Er muss Körpergewicht - aber möglichst keine Muskelmassen - verlieren, um das geforderte Limit beim Wiegen nicht zu überschreiten.

Dafür dehydrieren einzelne Athleten im Vorfeld zum Teil so sehr, dass sie 24 Stunden vor dem Wiegen nichts mehr zu sich nehmen - weder Nahrung noch Flüssigkeit. Zusätzlich sind heiße Bäder, Saunagänge oder Training in Thermoanzügen angesagt, um den Flüssigkeitsverlust weiter zu erhöhen.

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Exzessive Dehydrierung gesundheitsgefährdend

Diese Methode der Gewichtsabnahme ist mitunter gefährlich. Denn je größer das Ausmaß der Dehydrierung annimmt, desto mehr Nebenwirkungen machen sich bemerkbar. Diese reichen von verminderter Leistungsfähigkeit über erhöhten Puls bis hin zur Thrombose.

Beim Wiegen ist der Kämpfer so schwach, dass er zu diesem Zeitpunkt absolut nicht konkurrenzfähig wäre.

Rehydrierung nach dem Wiegen

Nach dem Wiegen startet der Prozess der Rehydrierung. Die leeren Flüssigkeits-, Elektrolyte- und Kohlehydratespeicher müssen schnell wieder aufgefüllt werden. Das bedeutet zunächst: Trinken bis zum Abwinken - selbst in der Nacht. Allerdings nach einem strikten Plan. Pro verlorenes Kilo Körpergewicht ist eine Flüssigkeitszufuhr von 1,5 Litern elelktrolytehaltigen Getränken nötig. 

Erst zwei Stunden nach dem Wiegen darf der Sportler auch wieder essen, um den Rehydrierungs-Effekt nicht unnötig zu bremsen. Auf dem Speiseplan steht dann kohlehydratereiche, leicht verdauliche Nahrung alle drei bis vier Stunden vor dem Kampf. Dann sollte sich der Athlet, wenn er alles reibungslos vonstatten geht, wieder in Optimalform befinden.

Rehydrierung vertraglich ausschließen

Die Rehydrierung ist nicht nur aufgrund der Gesundheitsgefährdung umstritten. Dennoch nutzen viele Boxer diese Möglichkeit, um in niedrigeren Gewichtsklassen ihre Erfolgschancen zu erhöhen. 

Wer sich davor schützen will, kann im Vorfeld jederzeit eine Rehydrierungs-Klausel im Kampfvertrag vereinbaren. Im Fall Alvarez vs. Khan hatte der Brite aus welchen Gründen auch immer freiwillig darauf verzichtet und bekam prompt die Quittung.


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