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Madden 20

Blick hinter die Kulissen: So entstehen die Ratings bei Madden NFL

  • Aktualisiert: 03.07.2019
  • 18:17 Uhr
  • ran.de / Oliver Jensen
Article Image Media
© Getty
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Jahr für Jahr werden voller Spannung die Spieler- und Teambewertungen der Spiele-Reihe "Madden NFL" erwartet. Wir verraten, wer die Bewertungen festlegt und wie dabei vorgegangen wird.  

München/Maitland - Die Spannung war groß, als Spiele-Hersteller "EA Sports" die Spielerstärken der Rookies im Spiel "Madden 20" bekanntgab. Nicht First-Overall-Pick Kyler Murray ist der stärkste Jungprofi im Spiel, sondern der von den New York Jets an Position drei gedraftete Defensive End Quinnen Williams. Seine Gesamtstärke: 80.

Murray bekam ein Rating von 73, Giants-Quarterback Daniel Jones erhielt lediglich eine 63.

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Diese Spielerstärken setzen sich aus vielen Unterpunkten zusammen.

Und bestimmt werden sie durch zwei Personen: Dustin Smith (34) und Andre Weingarten (23). Ihr Arbeitsalltag besteht darin, stundenlang Spielvideos zu sichten und Informationen zu sammeln. Sie arbeiten also ähnlich wie ein Scout - nur eben nicht im Dienste eines NFL-Teams, sondern im Auftrag des Videospiele-Giganten "Electronic Arts".    

Als ESPN die beiden in ihrem Büro besuchte, das sich im sechsten Stock eines Gebäudes in Maitland/Florida befindet, beschäftigten sie sich gerade mit Kyler Murray. Die Stärken des Spielmachers der Arizona Cardinals festzulegen, nahm viel Zeit in Anspruch.

NFL-Combine liefert die Grunddaten

Normalerweise werden nämlich die Ergebnisse von den Drills des NFL Combine genutzt, um die Werte für die Kriterien Kraft, Springen, Geschwindigkeit, Beschleunigung und Beweglichkeit festzulegen.

Der 40-Yard-Dash gibt Auskunft über Beschleunigung und Geschwindigkeit, der 3-Cone-Drill sagt etwas über die Beweglichkeit, Bankdrücken verrät einiges über die Kraft und der Broad Jump und Vertical Jump schließlich liefern die Daten zur Sprungfähigkeit.

Murray allerdings nahm an den Drills des Combine überhaupt nicht teil. Also wurde nach Spielausschnitten gesucht, denen sich irgendwie entnehmen lässt, wie schnell er unterwegs ist. Dank der Linien auf dem Spielfeld ist dies einigermaßen gut einzuschätzen.

Ergebnis: Kyler Murray bekam ein Speed-Rating von 91. Ein herausragender Wert für einen Quarterback. Dwayne Haskins beispielsweise, der Erstrundenpick der Washington Redskins, kommt hier lediglich auf 75.

Mindestens genauso wichtig sind die Fähigkeiten im Spiel. Dies gilt vor allem bei einem Quarterback, da es sich hier um die komplexeste Position im American Football handelt.

Weingarten hat sich viele College-Spiele von Murray angesehen, um einen Eindruck von ihm zu bekommen. Bei allem Potential des Signal Callers missfällt dem EA-Mann die Eintönigkeit in dessen Spiel: "Das ist das größte Problem, das ich mit Murray habe. Er ist nicht gerade dafür bekannt, eine komplexe Offense zu spielen."

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Etwa 2.880 Spieler für ein Madden

Der Zeitaufwand ist groß: Die Entwicklung des Spiels geht in die heiße Phase, wenn die NFL-Teams die Saisonvorbereitung noch gar nicht begonnen haben und daher noch keine Cuts stattfanden. Die Roster bestehen oftmals aus 90 Spielern. Bei 32 NFL-Teams bedeutet das: Etwa 2.880 Spieler müssen erstellt bzw. angepasst werden.

Zudem werden die Spielerwerte im Saisonverlauf aktualisiert. Da dies die beiden Gameplay-Designer nicht alleine leisten können, gibt es die sogenannten "EA Sports Madden NFL Ratings Performance Adjustors", also "Spielstärke-Anpasser". Etwa fünf ehrenamtliche Mitarbeiter, die früher meist selbst am College oder sogar in der NFL gespielt haben, verfolgen eine Saison genau und bewerten die Entwicklungen der Spieler und Teams.

Auch wenn es laut Medienberichten kein Geld zu verdienen gibt, ist es dennoch irgendwie ein Traumjob. Die Adjustors fliegen vom einen zum anderen NFL-Spiel, bekommen alle Kosten erstattet und sind im Stadion teilweise in Bereiche anzutreffen, wo der normale Fan niemals hingelangt.  

Anfang der Woche findet dann immer eine Konferenz in Florida statt, wo die Adjustors ihre Beobachtungen mitteilen. "Das hat dann definitiv eine Auswirkung", sagt Smith. "Wenn sie mit guten Notizen zurückkommen und es etwas war, was ich nicht gesehen habe, nutzen wir das definitiv und nehmen Änderungen vor."

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Wie aus Drew Brees Kyler Murray wurde

Die größte Arbeit machen logischerweise die Rookies, weil diese erst kreiert werden müssen. Wobei: Ganz neu erschaffen werden sie gar nicht. Um einen Rookie zu bauen, wird zunächst das Duplikat eines anderen Spielers verwendet. Aus Gründen der Zeitersparnis wird ein Spieler kopiert, der eine ähnliche Größe, ein ähnliches Gewicht und ähnliche Qualitäten hat.

Immer geht diese Rechnung allerdings nicht auf. Kurios: Der virtuelle Kyler Murray wurde beispielsweise aus einem Duplikat von Drew Brees erstellt, obwohl Murray (1,78) und Brees (1,83) immerhin fünf Zentimeter auseinander liegen - ganz einfach deswegen, weil es laut Smith und Weingarten kein passenderes Duplikat gab.

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Bei Quarterbacks gibt es acht positionsspezifische Bewertungen und physikalische Werte. Ist ein Spieler wie Murray sehr mobil, müssen auch die Rushing-Aspekte genau unter die Lupe genommen werden. "Niemand sitzt da und sagt dir, der Spieler kann gut Sacks durchbrechen. Du musst nach solchen Informationen suchen", so Smith.

Kyler Murrays Fähigkeit, sich von den Tacklern abzuwenden, wird zum Beispiel durch seine Beschleunigung von 92 dargestellt. Dafür aber ist seine Genauigkeit bei langen Bällen nicht allzu ausgeprägt. Oft gibt es lange Diskussionen zwischen Smith und Weingarten, bis sie auf einen gemeinsamen Nenner kommen.

Awareness - der schwierigste Aspekt

Besonders schwer einzuschätzen ist der Aspekt Awareness. Hier geht es laut Smith darum, "wie gut ein Spieler seine Umgebung einschätzen kann und dann weiß, was auf dem Spielfeld zu tun ist". Heißt bei Quarterbacks: wie gut sie die Defense lesen können. Rookies fangen oft mit einem niedrigen Rating an. Murray beispielsweise hat einen Wert von 65, unter allen Quarterbacks im Spiel belegt er hier lediglich Platz 70.

"Ich lasse gerne Luft nach oben - und zwar unabhängig davon, was sie bereits bewiesen haben. Einfach weil sie in Zukunft noch einen großen Schritt nach vorne machen könnten", erklärt Smith. Ob sie mit ihren Einschätzungen richtig lagen oder nicht, zeigt sich dann im Saisonverlauf.

Neigt sich die Spielzeit dem Ende zu, richtet sich die Aufmerksamkeit bereits auf die folgende Draft-Klasse. In diesem Jahr hatten sie bis zum 2. Februar bereits die Basisinformationen zu 401 Rookies zusammen.

Ein ähnliches Arbeitspensum wird auch im kommenden Jahr erwartet, schließlich soll auch Madden 2021 rechtzeitig in den Regalen stehen.

Oliver Jensen

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