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Hamburger SV - Dopingfall Mario Vuskovic: Es steht viel auf dem Spiel

  • Aktualisiert: 18.03.2023
  • 19:44 Uhr
  • ran / Andreas Reiners
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© IMAGO/MIS
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Der Dopingfall Mario Vuskovic wird am Freitag vor dem DFB-Sportgericht fortgesetzt. Vieles ist unklar, der Ausgang offen, es steht viel auf dem Spiel, für alle Seiten. ran beantwortet im Vorfeld die wichtigsten Fragen.

Von Andreas Reiners

HSV-Profi Mario Vuskovic steht vor den Scherben seiner Karriere, ihm droht wegen Epo-Dopings eine Sperre von bis zu vier Jahren.

Doch es herrschten Zweifel, ob die entnommene Probe tatsächlich positiv ist. Am Freitag soll eine Entscheidung vor dem DFB-Sportgericht fallen - Ausgang komplett offen.

ran beantwortet im Vorfeld die wichtigsten Fragen.

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Worum geht es am Freitag? 

Um die Frage, ob Mario Vuskovic das Blutdopingmittel Epo eingenommen hat. Und damit geht es auch um seine Zukunft als Fußball-Profi. Darüber entscheidet das Sportgericht des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) am Freitag ab 13 Uhr, es ist bereits der dritte Verhandlungstag. 

Ursprünglich waren zwei angesetzt, was verdeutlicht, wie kompliziert das Verfahren ist. Gleichzeitig geht es auch um die Glaubwürdigkeit eines ganzen Systems. Denn es stellt sich auch die Frage, ob die Methode der Welt-Dopingagentur Wada, Epo nachzuweisen, zu ungenau und damit möglicherweise überholt ist.

Was ist bislang passiert? 

Vuskovic wurde nach dem Training am 16. September 2022 positiv getestet, die B-Probe bestätigte später das Ergebnis. Deshalb ist der 22-Jährige aktuell gesperrt, darf auch nicht beim HSV, bei dem sein Vertrag bis 2025 läuft, trainieren. 

Vuskovic beteuert seine Unschuld, die Dopingjäger verweisen auf die positiven Proben. An den ersten beiden Verhandlungstagen warfen sich die Parteien Argumente für die eigene Sichtweise oder gegen die andere um die Ohren.

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Bringt Blutdoping im Fußball etwas? 

Blutdoping erhöht die Ausdauer und macht "im Fußball auch Sinn. Das ist überall so, wo Ausdauer gefragt ist", stellt Fritz Sörgel, der Leiter des Instituts für biomedizinische und pharmazeutische Forschung in Nürnberg, im ran-Gespräch klar.

Vuskovic ist aber der erste und bislang einzige nachgewiesene Fall im Fußball, "was mehr dafür spricht, dass es im Fußball nicht verwendet wird und keine Rolle spielt", so der Dopingexperte. 

Was ist das Problem beim Fall Vuskovic? 

Anders als Laien es vermuten würden, gibt es bei dem von der Wada vorgeschriebenen, sogenannten SAR-PAGE-Verfahren zum Nachweis des Blutdopings kein Schwarz oder Weiß, kein Grün für unschuldig oder Rot für schuldig. 

Sehr vereinfacht gesagt: "Bei dem Verfahren versucht man im Labor, aus dem Urin das künstliche Epo herauszufiltern. Diese Probe wird mit Gel auf eine Bahn aufgetragen und mit einer Probe ohne künstliches Epo verglichen, um herauszufinden, ob Unterschiede festzustellen sind", erklärt Sörgel. 

Der Rest ist buchstäblich Augenmaß, Interpretationssache durch ausgebildete Experten, von denen es nicht so viele gibt. Viermal wurde das Verfahren im zuständigen Dopinglabor in Kreischa wiederholt, abgesichert durch ein Sechs-Augen-Prinzip durch drei Experten.

Das Problem des Augen-Prinzips erklärt Sörgel mit einem zum Alltag gewordenen Corona-Schnelltest, den inzwischen wohl jeder kennt. Für den einen ist der zweite Strich erkennbar, für den anderen ist der Test noch negativ. Augenmaß und Interpretationssache eben. 

Parallel nährt ein aktueller Fall aus Australien die Zweifel an der Vuskovic-Probe. Denn nachdem der Mittelstreckenläufer Peter Bol positiv auf künstliches Epo getestet wurde, gab es bei seiner B-Probe einen "atypischen Fund", wodurch kürzlich seine Sperre aufgehoben wurde. "Dass der Sportler freigesprochen worden ist, sagt eigentlich alles aus", betont Sörgel. 

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Wie sicher die Wada-Methode tatsächlich ist, "kann man nicht sagen, denn die Details, die man dazu bräuchte, gibt die Wada nicht heraus. Denn dann werden die Leute darin herumstochern und sagen 'Hier ist euer Problem'", so Sörgel. Die Wada verteidige ihr eigenes Feld, so der Experte, "weil die Konsequenzen für sie verheerend wären. Das darf es aber auch sein. Denn die Methode muss jetzt auf den Prüfstand gestellt werden", fordert er.

Denn eine Alternative gäbe es: die Massenspektrometrie. "Das ist der Goldstandard, weil man damit einen bestimmten Stoff sehr spezifisch und ohne großes Risiko, danebenzuliegen, bestimmen kann", sagt Sörgel. Das Problem: Es ist eine aufwändige und teurere Methode, die längst nicht jedes Labor durchführen kann. Und in dem ganzen System spielen Politik Geld und Egos eine zentrale Rolle.

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Was sagt die Vuskovic-Seite?

Seine Anwälte greifen das Kontrollsystem der Wada in seinen Grundfesten an. Vier unabhängige Gutachter erklärten die Probe, die im Labor im sächsischen Kreischa untersucht wurde, für falsch positiv. Einer davon, der Endokrinologe Lorenz Hofbauer, bezifferte die Wahrscheinlichkeit, dass die Probe falsch positiv ist, "auf 80 bis 90 Prozent". 

Hinzu kommen auch Dinge, die das Ergebnis verfälschen können, wie hohe körpereigene Epo-Werte. Bei Vuskovics Urinprobe war ein relativ hoher Anteil von körpereigenem Epo festgestellt worden, wie der "kicker" berichtet. Für Freitag gibt es nun nicht nur einen neuen Verteidigungsschriftsatz, sondern auch vier neue, ergänzende Bewertungen wissenschaftlicher Fachberater.

Wichtig zu wissen: In der Sportgerichtsbarkeit gilt die Beweislastumkehr. Heißt: Vuskovic muss seine Unschuld beweisen. 

Was sagen die Dopingfahnder? 

Sie verteidigen ihr System mit Händen und Füßen, sie konnten dabei Vorwürfe wie Probleme bei der Lieferkette auch entkräften. Doch die erwähnten Unsicherheiten bleiben.

Wie auch der Tenor, dass die Probe so aussehe, wie eine positive Probe aussehen müsse.

Und das DFB-Sportgericht? 

Das DFB-Sportgericht wollte ein weiteres unabhängiges Gutachten. Professor Jean-Francois Naud aus Kanada wurde damit beauftragt. Funfact: Er gehört wie auch Kreischa-Laborleiter Sven Voss zur achtköpfigen "EPO Working Group" der Wada. Unabhängigkeit? Fehlanzeige.

"Wenn du den Sumpf trockenlegen willst, darfst du nicht die Frösche fragen", sagt Sörgel. "Ich kann von der Wada keine C-Probe erwarten, mit der sie die eigene Methode möglicherweise ad absurdum führt." Es gab dann auch keine C-Probe, sondern nur ein Gutachten, dass - Überraschung - die Arbeit der Kollegen in Kreischa bestätigt. Richter Stephan Oberholz muss also ohne weitere Experten-Informationen auskommen.

Wie verhält sich der HSV? 

Er steht hinter Vuskovic, hat sogar Gutachten erstellen lassen, die seine Unschuld beweisen sollten. Der Klub hofft auf einen Freispruch, könnte den Vertrag mit dem kroatischen U21-Nationalspieler bei einer Verurteilung aber fristlos kündigen.

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Dass dem HSV für die acht Spiele mit Vuskovic (13 Punkte) nach dessen positiver Probe Punkte abgezogen werden, gilt aber als unwahrscheinlich, weil dem HSV ein Verschulden nachgewiesen werden müsste.

Was kann am Freitag passieren?

Im Grunde alles. Von einem Freispruch über eine Sperre bis hin zu einer weiteren Vertagung ist alles möglich.

"In dieser Gemengelage kann kein Urteil gefällt werden. Er tut mir leid", sagt Sörgel. "Es war für mich von Anfang an eine suspekte Geschichte, die mich schockiert hat. Ich sehe keinen Anlass, ihn zu sperren, da es keine Möglichkeit einer klaren Einschätzung seiner Doping-Probe gibt." 

Ein Freispruch dürfte die Doping-Methodik auf den Prüfstand stellen, ein Schuldspruch Vuskovics Karriere als Profi je nach Länge der Sperre zerstören. Es steht viel auf dem Spiel. Wobei beide Parteien ziemlich sicher in Berufung gehen werden. Fortsetzung folgt also sehr wahrscheinlich.

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