Von Andreas Reiners

HSV-Profi Mario Vuskovic steht vor den Scherben seiner Karriere, ihm droht wegen Epo-Dopings eine Sperre von bis zu vier Jahren.

Doch es herrschten Zweifel, ob die entnommene Probe tatsächlich positiv ist. Am Freitag soll eine Entscheidung vor dem DFB-Sportgericht fallen - Ausgang komplett offen.

ran beantwortet im Vorfeld die wichtigsten Fragen.

Worum geht es am Freitag? 

Um die Frage, ob Mario Vuskovic das Blutdopingmittel Epo eingenommen hat. Und damit geht es auch um seine Zukunft als Fußball-Profi. Darüber entscheidet das Sportgericht des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) am Freitag ab 13 Uhr, es ist bereits der dritte Verhandlungstag. 

Ursprünglich waren zwei angesetzt, was verdeutlicht, wie kompliziert das Verfahren ist. Gleichzeitig geht es auch um die Glaubwürdigkeit eines ganzen Systems. Denn es stellt sich auch die Frage, ob die Methode der Welt-Dopingagentur Wada, Epo nachzuweisen, zu ungenau und damit möglicherweise überholt ist.

Was ist bislang passiert? 

Vuskovic wurde nach dem Training am 16. September 2022 positiv getestet, die B-Probe bestätigte später das Ergebnis. Deshalb ist der 22-Jährige aktuell gesperrt, darf auch nicht beim HSV, bei dem sein Vertrag bis 2025 läuft, trainieren. 

Vuskovic beteuert seine Unschuld, die Dopingjäger verweisen auf die positiven Proben. An den ersten beiden Verhandlungstagen warfen sich die Parteien Argumente für die eigene Sichtweise oder gegen die andere um die Ohren.

Bringt Blutdoping im Fußball etwas? 

Blutdoping erhöht die Ausdauer und macht "im Fußball auch Sinn. Das ist überall so, wo Ausdauer gefragt ist", stellt Fritz Sörgel, der Leiter des Instituts für biomedizinische und pharmazeutische Forschung in Nürnberg, im ran-Gespräch klar.

Vuskovic ist aber der erste und bislang einzige nachgewiesene Fall im Fußball, "was mehr dafür spricht, dass es im Fußball nicht verwendet wird und keine Rolle spielt", so der Dopingexperte. 

Was ist das Problem beim Fall Vuskovic? 

Anders als Laien es vermuten würden, gibt es bei dem von der Wada vorgeschriebenen, sogenannten SAR-PAGE-Verfahren zum Nachweis des Blutdopings kein Schwarz oder Weiß, kein Grün für unschuldig oder Rot für schuldig. 

Sehr vereinfacht gesagt: "Bei dem Verfahren versucht man im Labor, aus dem Urin das künstliche Epo herauszufiltern. Diese Probe wird mit Gel auf eine Bahn aufgetragen und mit einer Probe ohne künstliches Epo verglichen, um herauszufinden, ob Unterschiede festzustellen sind", erklärt Sörgel. 

Der Rest ist buchstäblich Augenmaß, Interpretationssache durch ausgebildete Experten, von denen es nicht so viele gibt. Viermal wurde das Verfahren im zuständigen Dopinglabor in Kreischa wiederholt, abgesichert durch ein Sechs-Augen-Prinzip durch drei Experten.

Das Problem des Augen-Prinzips erklärt Sörgel mit einem zum Alltag gewordenen Corona-Schnelltest, den inzwischen wohl jeder kennt. Für den einen ist der zweite Strich erkennbar, für den anderen ist der Test noch negativ. Augenmaß und Interpretationssache eben. 

Parallel nährt ein aktueller Fall aus Australien die Zweifel an der Vuskovic-Probe. Denn nachdem der Mittelstreckenläufer Peter Bol positiv auf künstliches Epo getestet wurde, gab es bei seiner B-Probe einen "atypischen Fund", wodurch kürzlich seine Sperre aufgehoben wurde. "Dass der Sportler freigesprochen worden ist, sagt eigentlich alles aus", betont Sörgel. 

Wie sicher die Wada-Methode tatsächlich ist, "kann man nicht sagen, denn die Details, die man dazu bräuchte, gibt die Wada nicht heraus. Denn dann werden die Leute darin herumstochern und sagen 'Hier ist euer Problem'", so Sörgel. Die Wada verteidige ihr eigenes Feld, so der Experte, "weil die Konsequenzen für sie verheerend wären. Das darf es aber auch sein. Denn die Methode muss jetzt auf den Prüfstand gestellt werden", fordert er.

Denn eine Alternative gäbe es: die Massenspektrometrie. "Das ist der Goldstandard, weil man damit einen bestimmten Stoff sehr spezifisch und ohne großes Risiko, danebenzuliegen, bestimmen kann", sagt Sörgel. Das Problem: Es ist eine aufwändige und teurere Methode, die längst nicht jedes Labor durchführen kann. Und in dem ganzen System spielen Politik Geld und Egos eine zentrale Rolle.

Was sagt die Vuskovic-Seite?

Seine Anwälte greifen das Kontrollsystem der Wada in seinen Grundfesten an. Vier unabhängige Gutachter erklärten die Probe, die im Labor im sächsischen Kreischa untersucht wurde, für falsch positiv. Einer davon, der Endokrinologe Lorenz Hofbauer, bezifferte die Wahrscheinlichkeit, dass die Probe falsch positiv ist, "auf 80 bis 90 Prozent". 

Hinzu kommen auch Dinge, die das Ergebnis verfälschen können, wie hohe körpereigene Epo-Werte. Bei Vuskovics Urinprobe war ein relativ hoher Anteil von körpereigenem Epo festgestellt worden, wie der "kicker" berichtet. Für Freitag gibt es nun nicht nur einen neuen Verteidigungsschriftsatz, sondern auch vier neue, ergänzende Bewertungen wissenschaftlicher Fachberater.

Wichtig zu wissen: In der Sportgerichtsbarkeit gilt die Beweislastumkehr. Heißt: Vuskovic muss seine Unschuld beweisen. 

Was sagen die Dopingfahnder? 

Sie verteidigen ihr System mit Händen und Füßen, sie konnten dabei Vorwürfe wie Probleme bei der Lieferkette auch entkräften. Doch die erwähnten Unsicherheiten bleiben.

Wie auch der Tenor, dass die Probe so aussehe, wie eine positive Probe aussehen müsse.

Und das DFB-Sportgericht? 

Das DFB-Sportgericht wollte ein weiteres unabhängiges Gutachten. Professor Jean-Francois Naud aus Kanada wurde damit beauftragt. Funfact: Er gehört wie auch Kreischa-Laborleiter Sven Voss zur achtköpfigen "EPO Working Group" der Wada. Unabhängigkeit? Fehlanzeige.

"Wenn du den Sumpf trockenlegen willst, darfst du nicht die Frösche fragen", sagt Sörgel. "Ich kann von der Wada keine C-Probe erwarten, mit der sie die eigene Methode möglicherweise ad absurdum führt." Es gab dann auch keine C-Probe, sondern nur ein Gutachten, dass - Überraschung - die Arbeit der Kollegen in Kreischa bestätigt. Richter Stephan Oberholz muss also ohne weitere Experten-Informationen auskommen.

Wie verhält sich der HSV? 

Er steht hinter Vuskovic, hat sogar Gutachten erstellen lassen, die seine Unschuld beweisen sollten. Der Klub hofft auf einen Freispruch, könnte den Vertrag mit dem kroatischen U21-Nationalspieler bei einer Verurteilung aber fristlos kündigen.

Dass dem HSV für die acht Spiele mit Vuskovic (13 Punkte) nach dessen positiver Probe Punkte abgezogen werden, gilt aber als unwahrscheinlich, weil dem HSV ein Verschulden nachgewiesen werden müsste.

Was kann am Freitag passieren?

Im Grunde alles. Von einem Freispruch über eine Sperre bis hin zu einer weiteren Vertagung ist alles möglich.

"In dieser Gemengelage kann kein Urteil gefällt werden. Er tut mir leid", sagt Sörgel. "Es war für mich von Anfang an eine suspekte Geschichte, die mich schockiert hat. Ich sehe keinen Anlass, ihn zu sperren, da es keine Möglichkeit einer klaren Einschätzung seiner Doping-Probe gibt." 

Ein Freispruch dürfte die Doping-Methodik auf den Prüfstand stellen, ein Schuldspruch Vuskovics Karriere als Profi je nach Länge der Sperre zerstören. Es steht viel auf dem Spiel. Wobei beide Parteien ziemlich sicher in Berufung gehen werden. Fortsetzung folgt also sehr wahrscheinlich.

Wann startet die 2. Liga in die neue Saison 2022/23?

Die 2. Liga startet schon am 15. Juli 2022 mit dem Duell zwischen dem 1. FC Kaiserslautern und Hannover 96 in die neue Saison. Das Spiel wird ab 19:00 Uhr live in SAT.1 und auf ran.de zu sehen sein. Nach dem 15. Spieltag geht es zwischen dem 14. November 2022 und 19. Januar 2023 in die WM-Unterbrechung und anschließenden Winterpause. Am 27. Januar 2023 wird der Spielbetrieb in der 2. Liga wieder aufgenommen. Mit dem 34. Spieltag am 28. Mai 2023 endet die Saison. Hier geht es zum aktuellen Spielplan der 2. Liga


Wer spielt am 1. Spieltag 2022/23 in der 2. Liga ?

Eröffnet wird die Saison in der 2. Liga 2022/23 vom 1. FC Kaiserslautern, der Hannover 96 am 15. Juli empfängt (live in SAT.1 und auf ran.de). Den kompletten Spielplan gibt es hier.

Freitag, 15. Juli

20:30 Uhr: 1. Spieltag, 1. FC Kaiserslautern - Hannover 96 - ab 19 Uhr live in SAT. 1 und auf ran.de

Samstag, 16. Juli

13:00 Uhr: SpVgg Greuther Fürth - Holstein Kiel - im Liveticker auf ran.de und live bei Sky
13:00 Uhr: FC St. Pauli - 1. FC Nürnberg - im Liveticker auf ran.de und live bei Sky
13:00 Uhr: SV Sandhausen - Arminia Bielefeld - im Liveticker auf ran.de und live bei Sky
13:00 Uhr: SSV Jahn Regensburg - SV Darmstadt 98 - im Liveticker auf ran.de und live bei Sky
20:30 Uhr: 1. FC Magdeburg - Fortuna Düsseldorf - im Liveticker auf ran.de und live bei Sky und Sport1

Sonntag, 17. Juli

13:30 Uhr: SC Paderborn 07 - Karlsruher SC - im Liveticker auf ran.de und live bei Sky
13:30 Uhr: FC Hansa Rostock - 1. FC Heidenheim - im Liveticker auf ran.de und live bei Sky
13:30 Uhr: Eintracht Braunschweig - Hamburger SV - im Liveticker auf ran.de und live bei Sky


Welche Mannschaften spielen in der 2. Liga 2022/2023?

Die beiden direkten Absteiger aus der Bundesliga 2021/22:
Arminia Bielefeld
SpVgg Greuther Fürth
Der Verlierer der Relegationsspiele zwischen dem 16. der Bundesliga 2021/22 und dem 3. der 2. Liga 2021/22
Hamburger SV
Die zwölf Teams auf den Plätzen 4 bis 15 der Saison 2021/22:
V Darmstadt 98
FC St. Pauli
1. FC Heidenheim
SC Paderborn 07
1. FC Nürnberg
Holstein Kiel
Fortuna Düsseldorf
Hannover 96
Karlsruher SC
Hansa Rostock
SV Sandhausen
SSV Jahn Regensburg
Der Gewinner der Relegationsspiele zwischen dem 16. der 2. Liga 2021/22 und dem 3. der 3. Liga 2021/22
1. FC Kaiserslautern
Der Meister und der Vize-Meister der 3. Liga 2021/22:
1. FC Magdeburg
Eintracht Braunschweig

Alle Team in der Übersicht


Welche Anstoßzeiten gibt es in der 2. Liga 2022/23?

Die Nachmittagsspiele in der 2. Liga an einem Samstag werden künftig wieder früher angepfiffen. Der Anstoß wird um eine halbe Stunde auf 13 Uhr verlegt. Das teilte die Deutsche Fußball Liga (DFL) am Dienstag (26.04.2022) mit. Bereits von 2009 bis 2021 wurden die frühen Samstagsspiele um 13 Uhr angepfiffen. Die Reform wurde nach nur einer Saison schon wieder rückgängig gemacht.

Andere Zeiten bleiben unberührt - Die weiteren Anstoßzeiten in der 2. Liga bleiben von den Änderungen unberührt. Es bleibt also bei einem Samstagsspiel um 20.30 Uhr. Freitags beginnen die Spiele der 2. Liga weiter um 18:30 Uhr, an Sonntagen um 13:30 Uhr.


Die nächsten Spiele / Termine