Hoeneß beim FC Bayern
Abschied von Uli Hoeneß: So richtig geht er nicht
- Aktualisiert: 15.11.2019
- 13:47 Uhr
- ran.de
Der FC Bayern München steht vor einem einschneidenden Ereignis: Uli Hoeneß hört als Präsident und Aufsichtsratsvorsitzender auf. Doch der Patriarch geht nicht so richtig.
München - Was nach Freitagabend passiert, kann kaum jemand vorhersagen. Hört der FC Bayern womöglich sogar auf zu existieren? Denkbar wäre es auf den ersten Blick, schließlich hört Uli Hoeneß als Präsident und Aufsichtsratsvorsitzender auf. Ein FC Bayern ohne Hoeneß? Das haben wenige Menschen erlebt und können sich womöglich noch weniger vorstellen.
Hoeneß diente dem Verein zunächst als Spieler, Ende der 70er zwang ihn eine Knieverletzung zur Beendigung seiner aktiven Karriere. Am 1. Mai 1979 wurde er mit 27 Jahren zum jüngsten Bundesliga-Manager. Er übernahm einen verschuldeten FC Bayern, den er in den kommenden Jahrzehnten in den Kreis der reichsten Vereine der Erde führte.
Hoeneß steht bei Bayern auch für das Familiäre
Am Freitagabend auf der Jahreshauptversammlung (JHV) wird Hoeneß von der Bayern-Basis verabschiedet. In der Gunst einiger Mitglieder war Hoeneß zuletzt gesunken, im Vorjahr gab es sogar Pfiffe für ihn. Doch wie reagiert die Basis diesmal? Schließlich dankt der König ab. Eigentlich ist Zeit für Uli-Hoeneß-Festspiele. Um einen gebührenden Rahmen zu bieten, ist der Klub extra aus der Basketball-Halle, die Platz für rund 7.000 Menschen bietet, in die Olympiahalle umgezogen. Kapazität für rund 12.000 Menschen und feinsten bajuwarischen Kitsch.
40 Jahre lang prägte Hoeneß den Verein, strukturell, finanziell, aber auch sozial. So hart er mit seinen Gegnern umging, so herzlich war häufig das Verhältnis zu den Seinen. Sein Büro an der Säbener Straße war keine präsidiale Sperrzone, sondern Anlaufpunkt für die Sorgen aller Mitarbeiter. Auch deswegen genießt Hoeneß in diesem komplizierten Klub eine Sonderstellung. "Wenn man ein Problem hat und in der Tinte sitzt, ist er für einen da. So hat er auch diesen familiären Charakter geprägt", berichtet sein langjähriger Weggefährte und Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge in einem Beitrag auf der Vereinsseite. Hoeneß' Büro wird aber keinesfalls leer stehen oder sogar zum Schrein umgewandelt. Herbert Hainer wird es beziehen.
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Kahn als wichtige Personalie
Hainer, so ist der Plan, soll bei der JHV als neuer Bayern-Präsident gewählt werden. Die Nachfolge-Regelung ist auch ein Beleg dafür: So richtig geht Uli Hoeneß nicht. "Ich werde dem Verein solange dienen, bis ich nicht mehr atmen kann", hat Hoeneß einmal gesagt. Und Hoeneß hat noch einige Atemzüge in sich. Hainer, der frühere Vorstandsvorsitzende von Adidas ist ein langjähriger Freund von Hoeneß. Der Patriarch überlässt sein Vermächtnis in vertrauten Händen.
Auch im Vorstand, der vom Aufsichtsrat bestellt wird, hat der scheidende Aufsichtsratschef Hoeneß seine Kandidaten platziert. Die wichtigste und zugleich namhafteste Personalie ist Oliver Kahn. Der ehemalige Nationaltorhüter stößt ab Januar zum Verein, wird erst Teil des Vorstands. Unter der Anleitung von Vorstandschef Rummenigge soll er das Handwerk lernen und diesen dann 2021 ablösen, wenn Rummenigges Vertrag am Jahresende ausläuft.
Hoeneß wird dem FC Bayern verbunden bleiben
Der dritte im Bunde ist Hasan Salihamidzic, der im Sommer vom Sportdirektor zum Sportvorstand aufsteigen wird. Ein Vorgang, für den sich vor allem Hoeneß öffentlich einsetzte, er rief kürzlich sogar in einer Talkshow an, um Salihamidzic öffentlich gegen Kritik zu verteidigen. Salihamidzic hatte seinen Posten als Sportdirektor als Kompromisslösung von Hoeneß und Rummenigge angetreten. Beide betonten zuletzt immer wieder den Fleiß und Einsatz des 42-Jährigen.
Hoeneß hat also noch seine Leute im Verein, sitzt zudem selbst im Aufsichtsrat, wenn auch nur noch als normales Mitglied. Als er auf einer Pressekonferenz seinen Abschied verkündete, sagte er auch: "Wer mich kennt, der weiß, dass ich kein Zigarre rauchender und Golf spielender Rentner werde. Sie werden schon noch von mir hören." Der FC Bayern kann also weiter existieren. Und auch Rummenigge weiß: "Ein Leben ohne den FC Bayern wird es für ihn nie geben."
Tim Brack
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