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Bundesliga

Befleckte Taktik-Weste nach Pokal-Pleite: Nagelsmann scheitert an sich selbst

  • Aktualisiert: 14.05.2021
  • 18:01 Uhr
  • ran.de/Sebastian Kratzer
Article Image Media
© getty
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Dass Julian Nagelsmann einer der besten Taktiktrainer in Deutschland ist, hat er über zwei Jahre bei RB Leipzig bewiesen. Sein Drang nach Innovation und Einzigartigkeit ließ Leipzig zur dritten Kraft in Deutschland aufsteigen. Ausgerechnet im Pokalfinale wird ihm diese Experimentierfreude zum Verhängnis. 

München - Nach der herben 1:4-Schlappe gegen Borussia Dortmund am Donnerstagabend zeigte sich Julian Nagelsmann sichtlich enttäuscht.

"Meine Gefühlslage ist nicht so gut, trotzdem bin ich stolz auf die Mannschaft", erklärte der Oberbayer bei "Sky" nach dem Spiel. 

So gehe es laut Nagelsmann nach dieser Partie nicht nur um ihn, meinte er, die Stimmung und Berichte in den sozialen Medien zeichneten jedoch ein anderes Bild. Vor allem seine ungewöhnliche Startaufstellung sorgte für einige Diskussionen. Der künftige Bayern-Trainer nahm der Kritik unmittelbar den Wind aus den Segeln, doch das berüchtigte "Geschmäckle" bleibt. 

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Nagelsmann: "Weiß, wie die Schlagzeilen ausfallen"

Dass sich der 33-Jährige mit seiner Aufstellung womöglich verkalkuliert hat, wolle er nicht gelten lassen: "Ich weiß, wie die Schlagzeilen jetzt alle ausfallen. Das wird alles personalisiert. Damit kann ich gut umgehen", erklärte er. Da er vor dem Spiel Topvorlagengeber Angelino aus dem Kader strich, erwartete er auch in dieser Angelegenheit ein Echo. 

"Jetzt habe ich Angelino einmal aus dem Kader gestrichen, und jetzt soll ich in der ersten Halbzeit wechseln. Da hat dann irgendwann die ganze Welt Angst vor mir. Ich habe heute schon gelesen, dass jeder Spieler jetzt Angst vor mir hat, weil ich der Königsmörder bin oder irgendwas", redete sich der scheidende Leipzig-Trainer in Rage. 

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Einen Punkt nach dem anderen zerlegte er mit journalistischer Sorgfalt sein eigenes Werk: "Ich kann auch damit leben, wenn ihr sagt, ich hätte Poulsen in der 35. einwechseln müssen. Das ist für mich okay und bricht mir auch keinen Zacken aus der Krone. Das kann ich verkraften", setzte er als Statement. 

Für jemanden, der sich nach der Niederlage nicht ins Rampenlicht stellen wollte, bezog er die Gründe der Niederlage aber weitestgehend auf sich selbst - und bestätigt so indirekt, dass er eine Teilschuld an dem deutlichen 0:3-Rückstand nach der ersten Halbzeit trägt.

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Kaum Lehren aus der Bundesliga-Partie

Auf die Frage, welche Lehren er aus der Final-Niederlage ziehen würde, entgegnete Nagelsmann: "Ich habe keine Lehre, da kennen Sie mich schlecht." Das würde zumindest erklären, warum er das taktische Grundgerüst trotz der 2:3-Niederlage beim BVB in der Bundesliga wenige Tage zuvor beibehielt. Auch hier liefen die Leipziger einem Rückstand hinterher, bis Nagelsmann mit Einwechslungen die taktische Umstellung vollzog. 

"Ich glaube, dass man den Spielern auch die Chance geben muss, zumindest eine Halbzeit zu zeigen, was sie können", erklärte er das erneute Vertrauen auf eine Dreier-Kette sowie in das unglückliche Neuzugang-Duo Alexander Sörloth und Hee-Chan Wang im Angriff.

Früh war zu erkennen, dass die Pokal-Partie ein ähnlichen Verlauf wie am Samstag in der Liga nehmen würde. 

Leipzig kontrollierte das Spiel, hatte jedoch im letzten Drittel kaum Zugriff und kam zu wenig Torchancen. Die Dortmunder vertrauten gekonnt auf ihr überragendes Konterspiel und zogen sich mit jedem Tor weiter zurück, während die Leipziger stur anliefen. Die kreativen Spielmacher um Christopher Nkunku und Emil Forsberg wurden erst im Laufe der zweiten Hälfte eingewechselt.

Mit diesen Beiden kam der zwischenzeitliche Umbruch im Spiel und es wurde klar, dass RB mit anderer Aufstellung am Donnerstagabend wohl mehr Chancen auf einen Sieg gehabt hätte. Stattdessen vertraute Nagelsmann auf eine Startelf, die so noch nie zusammen auf dem Feld stand und wurde Opfer seiner eigenen Experimente. 

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Parallelen in die Vergangenheit

Nagelsmann verabschiedet sich also ohne Titel aus Leipzig und übernimmt im Sommer die große Aufgabe als Nachfolger von Hansi Flick in München. Hier wird sich zeigen, wie sehr ihm die Bayern-Bosse die freie Hand lassen, was das Experimentieren mit dem Kader in "Do-or-Die"-Spielen angeht. 

Besonders die erste Halbzeit gegen den BVB erinnerte stark an das Halbfinal-Rückspiel in der Champions League der Bayern gegen Real Madrid im Jahr 2014. Die damals von Pep Guardiola trainierte Mannschaft lag ebenfalls zur Halbzeit mit 0:3 zurück und wirkte völlig von der Rolle, weil der Trainer für diese Partie von seiner erfolgreichen Taktik abgewichen ist.

Zwar sollen damals auch die Spieler eine Änderung der Formation gefordert haben, doch bis heute gilt die bittere 0:4-Pleite gegen Real als einer der größten taktischen Fehlgriffe des aktuellen Trainers von Manchester City. 

Nagelsmann mag sich mit der Niederlage zwar keinen Zacken aus der Krone gebrochen haben, doch die weiße Taktik-Weste des Jungtrainers hat spätestens seit Berlin ein paar Flecken abbekommen. In München ist man seit Niko Kovac mit Reinigungen sparsam, weshalb Nagelsmann bei ähnlichen Ergebnissen wohl eher der komplette Austausch droht. 

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