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Kommentar

ranSicht zu Union Berlin: Kult darf kein Freifahrtschein sein

  • Aktualisiert: 11.10.2020
  • 10:12 Uhr
  • ran.de/Sebastian Kratzer
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© getty

Während in Berlin die Corona-Zahlen immer weiter in die Höhe schießen, scheint sich der kultige Klub aus Köpenick darüber wenig Sorgen zu machen. ran.de-Mitarbeiter Sebastian Kratzer findet, dass ein solches Verhalten in diesen Zeiten fehl am Platz ist.

München - Knapp die Hälfte aller Bundesligisten trugen bislang aufgrund der hohen Fallzahlen in den jeweiligen Gebieten nur Geisterspiele aus. Bei Union Berlin hingegen finden sogar Freundschaftsspiele mit Fans statt, für die ordentlich geworben wird.

Dabei schießen ausgerechnet in der Stadt Berlin die Zahlen in die Höhe, der Inzidenzwert der vergangenen 7 Tage liegt derzeit deutlich über der kritischen Grenze von 50. Und trotzdem fand am vergangen Donnerstag ein unwichtiges Testspiel gegen Hannover 96 vor 1.795 Fans statt, welches einige Fragen aufwirft.

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Kult endet, wenn die Gesundheit auf dem Spiel steht

Union Berlin steht seit je her dafür ein, den Fußball zurück zu den Wurzeln zu bringen, nämlich den Fans. Für diesen Ansatz sind sie durchaus zu loben, doch es ist die falsche Zeit, um dieses Credo auf Biegen und Brechen durchzusetzen.

Es darf die Frage erlaubt sein, ob man ein Testspiel gegen einen Zweitligisten vor knapp 2.000 Fans durchprügeln muss, nur am Ende sagen zu können, dass man eben anders sei. Zwar verstieß man aus rechtlicher Sicht nicht gegen irgendwelche Auflagen, da in Berlin (trotz der hohen Zahlen) weiterhin Freiluft-Veranstaltungen bis zu 5.000 Zuschauer erlaubt sind. 

Dennoch hat die Handhabe der Union-Verantwortlichen ein starkes "Geschmäckle", wenn man es in den gesamten Rahmen einordnet, wie in Köpenick bisher mit der Corona-Krise umgegangen wird. 

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Verhalten von Union verspielt einige Sympathie-Werte

Grundsätzlich war das Spiel gegen Hannover zwar erlaubt, doch eine Änderung der Infektionsschutzordnung von Berlin besagt, dass Fangesänge in Fußballstadien ab sofort zu unterlassen seien. Daran hielten sich die Fans von Union gegen Hannover - für ganze zwei Minuten. Fast das gesamte restliche Spiel wurde durch gesungen, wie in der Woche zuvor gegen Mainz 05, als es allerdings noch erlaubt war.

Und Union? Unternahm laut Berichten der "Berliner Zeitung" und "rbb24" recht wenig, um dies am Donnerstag zu unterbinden. Im Vorfeld der Partie wurde zwar die neue Hygieneverordnung des Stadions vorgestellt, die Aufforderung, das Singen zu unterlassen, sucht man darin jedoch vergeblich. 

Hier schützt keine Unwissenheit. Gegenüber "rbb24" bestätigte eine Sprecherin des Gesundheitsamtes Treptow-Köpenick, dass die Verantwortlichen von Union von der Änderung Bescheid wussten. Auch während der Partie fehlten übereinstimmenden Berichten zufolge jegliche Durchsagen im Stadion, das Singen doch bitte zu unterlassen.

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Fan-Gesänge trotz Verbot beim Union-Testspiel
News

Trotz Verbot: Fan-Gesänge bei Union-Testspiel

Beim Testspiel des Fußball-Bundesligisten Union Berlin gegen Hannover 96 wurde trotz Verbot wie gewohnt gesungen und angefeuert.

  • 09.10.2020
  • 12:41 Uhr

Die Erklärung von Union nach dem Spiel sorgt dann nur noch für Kopfschütteln: "Wir haben ja niemanden dazu aufgefordert, hier zu singen", sagte Vereins-Sprachrohr Christian Arbeit. Zudem erklärte dieser, dass er langsam nicht mehr nachvollziehen könne, was noch erlaubt sei und was nicht.

Dass sich Union hier offensichtlich weigert, mit den zuständigen Behörden zu kooperieren und jedes mögliche Schlupfloch ausnutzt, um mit aller Gewalt Fans ins Stadion zu bringen, zeichnet ein sehr fragwürdiges Bild des Kult-Klubs.

Wie es scheint, haben die Verantwortlichen den Ernst der Lage weiterhin nicht erkannt. Egal wie kultig der Verein auch sein mag: Es sollte kein Freifahrtschein sein, eine Ausbreitung des Virus so leichtfertig in Kauf zu nehmen. 

Sebastian Kratzer

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