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Auf den Spuren von Fortuna Düsseldorf

Derby und Karneval im Erfolgsrausch: Unter Gisdol mutiert der 1. FC Köln zum Überraschungshit

  • Aktualisiert: 07.02.2020
  • 22:24 Uhr
  • ran.de / Marcus Giebel
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Beim 1. FC Köln läuft es aktuell wie geschmiert. Die Stimmung könnte rechtzeitig zum Finale der Karnevalszeit ihren Höhepunkt erreichen - denn nun folgt das Derby bei Borussia Mönchengladbach (So., ab 15:30 Uhr im Liveticker auf ran.de).

Köln/München - Vom Trainer des 1. FC Köln wird weit mehr erwartet, als dass er die Mannschaft sportlich weiterentwickelt und Erfolge einfährt. Das weiß nun auch Markus Gisdol. Am Donnerstagabend - mitten in der Vorbereitung auf das Derby bei Borussia Mönchengladbach (So., ab 15:30 Uhr im Liveticker auf ran.de) - musste sich der gebürtige Schwabe auf einem ganz neuen Terrain beweisen.

"Es gehört zum Klub dazu, darum machen wir das und wir machen das gern. Ich verstehe zwar noch nicht alles. Aber schunkeln kann ich schon zu jedem Lied", bilanzierte Gisdol im Anschluss an die Kostümsitzung der Kölner Bürgergarde Blau-Gold. Gemeinsam mit Sport-Geschäftsführer Horst Heldt und seinem Co-Trainer Frank Kaspari war er auf die Bühne gebeten worden und ließ sich von der ausgelassenen Stimmung anstecken.

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Gisdol und Heldt kamen im November nach Köln

Kein Wunder: Rund um den FC herrscht derzeit eine Euphorie wie schon lange nicht mehr. Und dieses Hoch hängt ganz eng mit Gisdol zusammen, der im November - Kumpel Kaspari wie schon beim Hamburger SV und bei 1899 Hoffenheim an seiner Seite - gemeinsam mit Heldt antrat, um die sportlichen Geschicke beim Aufsteiger zu übernehmen.

Damals, also zum Start der närrischen Zeit, herrschte akute Abstiegsgefahr bei den "Geißböcken". In elf Ligaspielen hatte der FC gerade mal sieben mickrige Pünktchen zusammengekratzt, gerade erst nach aufopferungsvollem Kampf das Heimspiel gegen 1899 Hoffenheim mit 1:2 verloren. Der entscheidende Treffer fiel durch einen slapstickartig verursachten und erst durch den VAR aufgedeckten Strafstoß tief der Nachspielzeit.

"Es ist zum Kotzen", fasste Stadionsprecher Michael Trippel bei seiner Durchsage des Endstands die Lage treffend zusammen. Für Achim Beierlorzer bedeutete die dritte Niederlage nacheinander wenige Tage nach dem Pokal-K.o. bei Regionalligist 1. FC Saarbrücken (2:3) das Aus. Auch Heldts Vorgänger Armin Veh nahm seinen Hut.

Labbadia und Dardai sagen dem FC ab

Der Klub jedoch machte das beste aus der prekären Lage - auch wenn das selbst den Bossen zunächst wohl kaum bewusst gewesen sein dürfte. Bruno Labbadia sagte schnell ab, anschließend wurde tagelang Pal Dardai als Favorit auf den verwaisten Posten gehandelt. Nachdem auch der Ex-Hertha-Coach den Daumen senkte, griff sich der FC eben Gisdol.

Es wirkte für die Öffentlichkeit beinahe wie eine Not-, mindestens aber nach einer Verlegenheitslösung. Nach dem Motto: Hauptsache, jemand mit Erfahrung macht den Job. Und so brachen nach der Verpflichtung des im Abstiegskampf erprobten 50-Jährigen rund um das Geißbockheim nicht gerade Jubelstürme los. Außerhalb Kölns wurde der Verein für die Entscheidung beinahe belächelt.

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Nach drei Gisdol-Spielen am Tabellenende

Und die Kritiker schienen Recht zu behalten. Auf ein 1:4 bei RB Leipzig folgte bei Gisdols Heimpremiere gegen den FC Augsburg ein durch ein spätes Tor von Jhon Cordoba hart erkämpftes 1:1. Doch der nächste Rückschlag kam prompt: Bei Union Berlin setzte es ein 0:2. Erstmals fiel der FC ans Tabellenende zurück.

Der Effekt des Trainerwechsels schien komplett verpufft, als die Englische Woche vor Weihnachten anstand und sich mit Bayer Leverkusen ausgerechnet der Rhein-Rivale mit Champions-League-Ambitionen ankündigte. Die Punkte waren im Grunde schon vorher verteilt, offen nur das Ausmaß der Pleite.

Köln feiert drei Siege binnen einer Woche

Doch nichts da! Statt die nächste Schmach über sich ergehen lassen zu müssen, wurden die FC-Fans Zeugen einer historischen Auferstehung ihres geliebten Vereins. Das Team legte den Schalter um, die Instruktionen von Gisdol griffen plötzlich. Dem 2:0 über Leverkusen folgten zwei Siege über die seinerzeit völlig desolat auftretenden Mannschaften von Eintracht Frankfurt (4:2) und Werder Bremen (1:0).

Im neuen Jahr setzte der FC die Herrlichkeit fort. Gegen den VfL Wolfsburg gelang ein 3:1. Beim 1:5 bei Borussia Dortmund bekamen die Kölner zwar ihre Grenzen aufgezeigt - was angesichts der schnell in unerreichbare Sphären abdriftenden Erwartungen rund um den Klub vielleicht sogar heilsam war. Jüngst folgte jedoch mit dem 4:0 über den SC Freiburg der höchste Bundesliga-Heimsieg nach mehr als acht Jahren.

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Gladbach muss im Derby auf vier Spieler verzichten

Borussia Mönchengladbach muss im Derby am Sonntag (15.30 Uhr im Liveticker auf ran.de) gegen den 1. FC Köln auf vier Spieler verzichten.

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Düsseldorf könnte zum Vorbild werden

Fünf Siege in sechs Spielen. Der FC, zu Beginn dieser Serie noch Schlusslicht, liegt satte sechs Punkte vor dem Relegationsplatz. Auch wenn sie es in Köln wohl nicht gern hören: Der Aufschwung erinnert an den von Fortuna Düsseldorf vor einem Jahr, als der damalige Aufsteiger mit nur neun Zählern in die Englische Woche vor Weihnachten startete, alle drei Partien gewann und in der Rückrunde auf einen souveränen elften Platz vorschoss.

Wie die Fortuna könnte in diesem Jahr der FC zum Überraschungshit der Bundesliga avancieren. In der Gisdol-Tabelle - eine nach Trainerwechseln mittlerweile beliebte Spielerei - seit dem 12. Spieltag belegt Köln mit 16 Punkten Rang sechs. Nur Bayern München (21), Borussia Dortmund und Leipzig (beide 20) haben in dieser Zeit mehr Zähler angesammelt.

Schumacher über Gisdol: "Hat Nerv der Mannschaft getroffen"

Sonntag-Gegner Gladbach kam im gleichen Zeitraum auf 14 Punkte. Die Rollen sind also - ungeachtet der unsicheren Wetterlage wegen der angekündigten Sturmböen -  alles andere als klar verteilt. "Natürlich hat Köln eine Chance in Gladbach.  Der FC ist nach der Sieges-Serie mit unheimlich viel Selbstvertrauen unterwegs", frohlockt Klub-Legende Toni Schumacher in der "Bild": "Mir macht es wieder richtig Spaß, der Truppe zuzuschauen. Markus Gisdol hat den Nerv der Mannschaft getroffen, die gute Stimmung in der Truppe macht sich bis auf die Tribüne bemerkbar."

Doch an welchen Schrauben hat der Trainer gedreht? Wie lauten die Zutaten für das Erfolgsrezept? Die Profis loben das kompaktere Auftreten der Elf, die kürzeren Abstände zwischen den Mannschaftsteilen im von Gisdol bevorzugten 4-2-3-1. "Wir sind deutlich organisierter unter ihm. Achim Beierlorzer war für mich auch ein guter Trainer. Aber jetzt treten wir einfach strukturierter auf", erläutert Sebastiaan Bornauw im "Express".

Drexler: "Kommen besser in die Zweikämpfe"

Dominick Drexler pflichtet bei: "Wir stehen kompakter und kommen dadurch viel besser in die Zweikämpfe. Das passt vielleicht besser zu den Charakteren in der Mannschaft." Zugleich erhöht sich somit natürlich die Chance auf Ballgewinne und Umschaltsituationen, auf die gerade die Klubs aus der unteren Tabellenhälfte fast ausnahmslos schwören.

Soweit passt sich der FC also den Gegebenheiten in den gefährdeten Regionen an. Was jedoch anders läuft als bei der Konkurrenz im Existenzkampf: Gisdol vertraut gleich mehreren Spielern aus der eigenen Jugend. Unbekümmertheit statt Erfahrung also.

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Drei Youngster sind mittlerweile etabliert

Der derzeit erkrankte Jan Thielmann debütierte gegen Leverkusen als erstes Talent aus dem 2002er Jahrgang in der Bundesliga. Linksverteidiger Noah Katterbach stand seit dem 14. Spieltag immer in der Startelf, Schalke 04 soll bereits um die Dienste des 18-Jährigen buhlen. Flügelstürmer Ismail Jakobs verpasste unter Gisdol erst eine Partie. Gegen Freiburg erzielte der 20-Jährige sein zweites Bundesligator.

Doch nicht nur über Konter beschwört der neue FC Gefahr herauf. Schon zehn Tore entsprangen aus Ecken - Vereinsrekord seit Datenerfassung in der Saison 2004/2005. Was ebenfalls unterstreicht, wie diszipliniert die Kölner auftreten. Die Vorgaben des Trainerteams um Gisdol werden bestens umgesetzt.

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Heldt holt drei Neue per Leihe

Auch die personellen Anpassungen im Winter fruchten rasch. Heldt schickte Louis Schaub, Lasse Sobiech und Vincent Koziello per Leihe weg, holte im Gegenzug Mark Uth, Toni Leistner und Elvis Rexhbecaj leihweise. Der gebürtige Kölner Uth war in seinen ersten drei Spielen nach seiner FC-Rückkehr jeweils an einem Tor beteiligt. Für ihn wird es das erste Rheinische Derby sein.

Das hat der einmalige Nationalspieler mit seinem Trainer gemein. Und Gisdol weiß im Vorfeld nur Gutes zu berichten: "Wir hatten diese Woche wieder ein gutes Trainingsniveau mit viel Fleiß von den Jungs, mit einigen Extraschichten." Die Kölner Spieler sind also kaum zu bremsen.

Gisdol tritt als Pistolero auf Bühne auf

Ähnlich wie Gisdol am Donnerstagabend im Karnevalsrausch. Als Pistolero verkleidet versprühte der Familienvater an der Seite von Heldt und Kaspari vor Hunderten Jecken beste Laune. Ausnahmezustand im Tagesgeschäft Bundesliga. Verdient hat er es sich.

Die Mannschaft auf einer Erfolgswelle. Das Derby in Gladbach vor der Brust. Der Höhepunkt der fünften Jahreszeit am Horizont. Viel mehr kann das FC-Herz nun wirklich nicht verlangen.

Marcus Giebel

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