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Der Corona-Virus bedroht den Profifußball

Dreiviertel Milliarde Euro! Bundesliga droht finanzieller Kollaps

  • Aktualisiert: 14.03.2020
  • 18:04 Uhr
  • ran.de/Thomas Gaber
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© Getty
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Die Folgen der Corona-Pandemie zwingen eine Reihe von Profiklubs schon jetzt wirtschaftlich in die Knie. Sollten noch mehr Spieltage ausfallen, wären Insolvenzfälle kaum zu vermeiden. DFL und DFB wollen helfen, doch den Verbänden sind juristisch die Hände gebunden.

München - Hansi Flick und Karl-Heinz Rummenigge probierten es mit Humor. "Seid Ihr auch alle getestet?", fragte Bayern-Trainer Flick die überschaubare Anzahl an Journalisten, die zur obligatorischen Spieltags-Pressekonferenz des FC Bayern am Freitag im Pressestüberl an der Säbener Straße erschienen waren. Rummenigge legte den Medienvertretern ans Herz, "uns nicht zu nahe zu kommen."

Ein alberner Versuch, der Ernsthaftigkeit des Themas eine witzige Note zu verleihen. Schenkelklopfer in Krisenzeiten - kann man machen. Aber in einer Zeit, in der die Welt still steht, verbunden mit großen gesundheitlichen und wirtschaftlichen Sorgen, ist Empathie eher angebracht als ein schlechter Witz.

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"Fußballer werden wie Affen im Zirkus behandelt"

Zum Zeitpunkt der Bayern-PK am Freitagmittag sollte der 26. Bundesliga-Spieltag noch stattfinden. Ohne Fans, aber eben doch. Mit aller Macht wollte die Deutsche Fußball-Liga (DFL) die neun Spiele durchdrücken.

Einzelne Spieler hatten da schon keine Lust mehr auf Fußball. "Fußballer werden in dieser Situation wie Affen im Zirkus behandelt", sagte etwa Union Berlins Torhüter Rafal Gikiewicz. Und Bayern-Star Thiago attackierte in einem emotionalen Post die DFL. "Unverantwortlich und rücksichtslos! Das ist verrückt! Hört auf rumzualbern und landet in der Realität! Lasst uns ehrlich sein, es gibt viel wichtigere Prioritäten als Sport", twitterte der Spanier.

Wenige Stunden bevor das Freitagsspiel zwischen Fortuna Düsseldorf und dem SC Paderborn angepfiffen werden sollte, wurde SC-Trainer Steffen Baumart auf Corona getestet, da er über typische Symptome klagte. Der Test fiel glücklicherweise negativ aus, doch es benötigte schon einen konkreten Verdachtsfall und öffentlichen Druck, ehe die DFL endlich zur Vernunft kam und den Spielbetrieb der ersten und zweiten Bundesliga vorerst bis 2. April aussetzte. 

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68 Millionen Euro TV-Geld pro Spieltag

Warum die DFL damit bis zur letzten Sekunde wartete, ist einleuchtend: Es geht ums Geld. Um viel Geld. Immerhin zahlt das Fernsehen 68 Millionen Euro pro Bundesliga-Spieltag. Wenn den Vereinen pro Heimspiel schon Ticketeinnahmen von jeweils 1,5 bis drei Millionen Euro - je nach Größe des Stadions und der entsprechenden Zuschauer-Kapazität - flöten gehen, dann sollte wenigstens das TV-Geld fließen. 

Ein Geisterspiel ist zu verkraften, der Ausfall eines Spiels jedoch nicht, weil dann das Fernsehen seine bestellte Leistung nicht bekommt und nicht zahlen muss. "Es steht ein größerer dreistelliger Millionen-Betrag für die gesamte erste und zweite Liga im Feuer", erklärte Rummenigge mit Blick auf einen möglichen Abbruch der Saison.

Neun Spieltage stehen noch aus, das macht ein Gesamtvolumen in Höhe von etwa 370 Millionen Euro allein an Fernsehgeldern. Ein Versicherungsschutz für die Klubs für entgangene TV-Einnahmen besteht demnach nicht. "Es handelt sich um private Vertragsvereinbarungen, die verständlicherweise nicht für die Öffentlichkeit bestimmt sind", hieß es hierzu vom Hauptvertragspartner "Sky".

Eine Dreiviertel Milliarde Euro steht auf dem Spiel

Sollte zu den absolvierten 25 Spieltagen kein weiterer dazukommen und die Saison vorzeitig beendet werden, würden zusätzlich Sponsorengelder in Höhe von 250 Millionen Euro und etwa 130 Millionen Euro an Ticketeinnahmen fehlen. Summa summarum: Die Vereine müssten auf ca. 750 Millionen Euro verzichten - eine Dreiviertel Milliarde Euro! 

Für eine Vielzahl von Vereinen ist das existenzbedrohend, nach einer internen Einschätzung der DFL für etwa zehn Klubs der ersten und zweiten Liga. "Sechs oder acht Wochen praktisch ohne Einnahmen, das brächte jede Liquidität unter Druck", sagt Hans-Joachim Watzke, Geschäftsführer von Borussia Dortmund, der "Süddeutschen Zeitung".

Der BVB würde die fehlenden Einnahmen noch irgendwie abfedern können, versichert Watzke, "aber für einige könnte es knallhart um eine Insolvenz-Vermeidungsstrategie gehen. Der deutsche Profi-Fußball befindet sich in der größten Krise seiner Geschichte. Es steht zu hoffen, dass die Bundesliga-Klubs in den vergangenen Jahren so viel Substanz gebildet haben, dass alle diese Krise überstehen."

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Keine Hilfe vom Staat

Jeder Bundesligist hat monatliche Kosten von mindestens zehn Millionen Euro, um den Geschäftsbetrieb aufrecht erhalten zu können. Bei den umsatzstärksten Klubs wie Bayern München oder Dortmund sind es bis zu 50 Millionen Euro.  

Hoffnung auf Hilfe vom Staat hat Watzke nicht: "So etwas wie Kurzarbeitergeld wird es bei uns in der Bundesliga eher nicht geben." Das Milliardengeschäft Profifußball steht in der Liste der Bedürftigen ganz hinten. 

Zuletzt war von der DFL die Option genannt worden, "auf Basis der Statuten Auszahlungszeitpunkte von zentral generierten Einnahmen anzupassen, um Klubs im Fall von möglichen Liquiditätsengpässen zu entlasten". Doch das war vor der Spieltagsabsage vom Freitag - die dynamische Entwicklung der Coronakrise hat für eine völlig neue Bewertungsgrundlage gesorgt.

Kaum Chancen auf Solidarpakt

Die DFL erwägt auch, beim anstehenden Lizensierungsverfahren notfalls ein Auge zuzudrücken. Doch die Möglichkeiten sind begrenzt, der DFL sind durch das staatliche Insolvenzrecht die Hände gebunden. 

Am Montag wollen die DFL und Vertreter aller 36 Profiklubs sämtliche Szenarien diskutieren. Die Idee eines Solidarfonds, wie ihn Ex-DFL-Boss Andreas Rettig bei "Sport1" vorschlug, dürfte kaum durchsetzbar sein. Die großen Vereine geben ungern ein Stück vom Kuchen ab.

Parallel zur DFL prüft der Deutsche Fußball-Bund (DFB) ein Hilfsprogramm zur Aufrechterhaltung der Liquidität für den Fall, dass der Spielbetrieb weiter ruhen muss und Klubs hierdurch in Liquiditätsengpässe geraten sollten. Dies betrifft die 3. Liga, die Frauen-Bundesliga und die Regional- und Landesverbände.

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