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Rost im Exklusivinterview

Ex-Leipziger Timo Rost im ran.de-Interview: "RB Leipzig? Mateschitz hat seinen Worten auch Taten folgen lassen"

  • Aktualisiert: 11.02.2020
  • 08:27 Uhr
  • ran.de / Dominik Hechler
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© 2010 Getty Images
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Er war quasi eines der Gründungsmitglieder von RB Leipzig, half mit, den heutigen Titelaspiranten aus den Tiefen der Oberliga in die deutsche Beletage zu führen: Timo Rost. Von 2010 bis 2012 schnürte er die Fußballschuhe für die "Roten Bullen", heute ist er Coach des Regionalligisten SpVgg. Oberfranken Bayreuth. Im exklusiven Interview mit ran.de spricht Rost vor dem Bundesliga-Topspiel zwischen dem FC Bayern und Leipzig unter anderem über die Entwicklung der Sachsen, sein persönliches Gespräch mit Dietrich Mateschitz und was Leipzig von anderen Vereinen mit großen finanziellen Möglichkeiten unterscheidet.

ran.de: Herr Rost, Sie haben vor knapp acht Jahren die Fußballschuhe an den Nagel gehängt und Ihre aktive Karriere bei RB Leipzig beendet. Was denken Sie über die Entwicklung dieses Vereins, wenn Sie acht Jahre später auf die "Roten Bullen" schauen?

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Hansi Flick
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Der FC Bayern macht sich im DFB-Pokal gegen die TSG Hoffenheim das Leben nach einer überragenden ersten Halbzeit selbst schwer. Nach der Pause hält der Schlendrian Einzug ins bayerische Spiel - erneut. Ein Weckruf zur richtigen Zeit?

  • 06.02.2020
  • 12:52 Uhr

Timo Rost: "Ich bin im Jahr 2010 ja von einem Bundesligisten, Energie Cottbus, zum damals komplett neugegründeten Verein RB Leipzig in die Oberliga gewechselt. Da gab es nicht wenige, die mich für komplett verrückt erklärt haben. Aber ich habe mich damals mit dem Chef von 'Red Bull', Dietrich Mateschitz, getroffen und er sagte mir: 'Wissen Sie, Herr Rost, mich haben damals alle belächelt, als wir mit unserem neuen ‚Red Bull'-Team in der Formel 1 die ersten zwei Jahre nur hinterher gefahren sind. Aber ich habe damals schon prophezeit, dass wir irgendwann Weltmeister werden. Und so ist das mit RB Leipzig auch. Es wird die Zeit kommen, in der wir Champions League und um die Deutsche Meisterschaft mitspielen werde.' Das hat mich dermaßen beeindruckt, dass ich nach diesem Gespräch unbedingt nach Leipzig wechseln wollte. Der Standort im Osten ist aus meiner Sicht auch optimal gewählt, die Leute dort lechzen geradezu nach professionellem und hochklassigen Sport. Und dass sie diesen mit der Champions League und dem Kampf um die Meisterschaft schon nach so kurzer Zeit geboten bekommen, ist sensationell."

"Hatten in der Oberliga schon eine Zweitliga-Truppe"

ran.de: Wie haben Sie diesen Klub damals selbst erlebt? Hatte sich diese Erfolgsgeschichte aus Ihrer Empfindung heraus schon vor zehn Jahren so angedeutet?

Rost: "Die Worte von Mateschitz klangen für mich damals schon sehr glaubwürdig. Er hat dann ja auch Taten folgen lassen: Mit Spielern wie Ingo Hertsch, Thomas Kläsener, Lars Müller, Nico Frommer und mir waren einige Spieler in unserem damaligen Oberliga-Kader, die allesamt Bundesliga- oder sogar Europacup-Erfahrung vorzuweisen hatten. Das war schon sehr krass, mit diesen Jungs hätten wir auch Zweite Bundesliga spielen können. Daran war also schon zu erkennen, dass alle dieses Projekt sehr ernst nehmen. Zumal in dieser Zeit nicht nur in den Kader, sondern auch in die Jugend sowie in die Infrastruktur investiert wurde."

ran.de: Sie sollen damals ja sogar absoluter Wunschkandidat von Mateschitz gewesen sein, der sie sogar mit dem Helikopter einfliegen ließ, um Ihnen RB Leipzig so schmackhaft zu machen. Was ist an der Geschichte dran?

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"Mit dem Helikopter nach Salzburg"

Rost: "Wir hatten in Cottbus damals einen kleinen Militärstützpunkt, von wo aus wir mit Energie immer zu den Auswärtsspielen geflogen sind. Und dort stand dann eines Tages tatsächlich ein Helikopter bereit, der mich zur 'Red Bull'-Firmenzentrale in die Nähe von Salzburg brachte, wo ich mich dann eben mit Mateschitz traf. Das war schon sehr imposant. Es ist ja auch kein Geheimnis, dass bei diesem Verein sehr viel Geld im Spiel ist. Aber: Es gibt auch viele andere Klubs, die große finanzielle Möglichkeiten haben. Es kommt letztlich darauf an, wie man das vorhandene Geld einsetzt. Und das macht Leipzig eben extrem gut und clever. Die Finanzen werden auf den Profikader, die Jugend und die Infrastruktur aufgeteilt."

ran.de: Am kommenden Sonntag geht es für Leipzig im absoluten Topspiel der Bundesliga zum FC Bayern. Zu Ihrer Zeit ging es für solche Partien noch nach Magdeburg oder Lübeck. Schon ein enormer Unterschied …

Rost: "... das kann man wohl sagen. Aber aller Anfang ist schwer und in irgendeiner Liga muss man ja beginnen. Bei uns war das eben die Oberliga. Dass es jetzt nur ein paar Jahre später gegen den FC Bayern mehr oder weniger um die Deutsche Meisterschaft geht, ist überragend für diesen Klub."

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"Kommt darauf an, wie man mit seinem Geld umgeht"

ran.de: Es gibt ja nicht wenige Fußballfans in Deutschland, die Leipzig vorwerfen, dass der Erfolg nur gekauft wäre. Wie ist Ihre Einschätzung dazu?

Rost: "Es ist schon so, dass alles mit Geld anfängt und mit Geld auch wieder aufhört. Keine Frage. Die finanziellen Möglichkeiten bei RB Leipzig sind enorm. Allerdings komme ich hier wieder darauf zurück, was ich schon gesagt habe: man muss das Geld auch richtig einsetzen. Es gibt Traditionsvereine wie 1860 München mit ihrem Geldgeber Hasan Ismaik, die ihre Mittel offensichtlich nicht richtig eingesetzt haben und nun in der Dritten Liga spielen. Ähnlich ist es doch mit Klubs wie dem VfL Wolfsburg, der VW im Hintergrund hat, oder dem FC Ingolstadt mit Audi. Nur was nutzt mir das ganze Geld, wenn ich es falsch investiere? Aber natürlich kann ich beide Seiten verstehen. Bei dem einen oder anderen kommt der Neidfaktor hinzu und es gibt auch Vereine, die eben nicht die finanziellen Möglichkeiten von Leipzig haben und die dann mit einem weinenden Auge nach Sachsen schauen. Ich finde insgesamt aber schon, dass man großen Respekt vor dem haben muss, was die Verantwortlichen in den vergangenen Jahren in Leipzig auf die Beine gestellt haben."

ran.de: Leipzig angelt sich immer wieder Top-Talente wie zuletzt den Spanier Dani Olmo. Was macht Leipzig für diese Nachwuchsstars zu attraktiv?

"Talente bekommen in Leipzig Einsatzzeit"

Rost: "Der Stil, wie Fußball gespielt wird, und der Altersdurchschnitt des Profikaders. Denn Leipzig hat insgesamt eine sehr junge Truppe und das zeigt, dass Talente wie eben Dani Olmo definitiv ihre Spielzeit bekommen – und das auf sportlich hohem Niveau. Das ist schon etwas anderes als bei Klubs wie Real Madrid, dem FC Barcelona oder auch Bayern München, wo der Konkurrenzkampf größer und auch die Ansprüche nochmal höher sind. Natürlich werden die Jungs in Leipzig auch ein ordentliches Gehalt kassieren, aber viel wichtiger für ihre Entwicklung ist die Einsatzzeit. Und die werden sie bei RB auf jeden Fall bekommen."

ran.de: In diesem Jahr ist RB Leipzig zum ersten Mal ein ernsthafter Meisterschaftskandidat. Welche Rolle spielt Coach Julian Nagelsmann in diesem Zusammenhang?

Rost: "Zunächst einmal ist die Position des Cheftrainers für mich die vielleicht wichtigste im ganzen Verein. Er muss es schaffen, seinem Team einen gewissen Wiedererkennungswert zu verpassen. Das hat Nagelsmann aus meiner Sicht schon nach kurzer Zeit geschafft. Für mich hat er die Ansätze, die Ralf Rangnick in diese Mannschaft hineingetragen hat, weiterentwickelt. Ich denke da an diesen enormen Tempofußball und diese schnellen Umschaltmomente. Neu ist seit dieser Saison, dass die Leipziger auch nach einer Führung weiter intensiv und aggressiv auf das zweite oder dritte Tor drängen und das Ergebnis auf dem Rasen weniger verwalten. Kein Wunder, dass sie in dieser Spielzeit auch schon 53 Treffer erzielen konnten. Das ist sicherlich ein Verdienst von Nagelsmann und der größte Unterschied zu Rangnick."

"Schwächephasen im Laufe einer Saison sind normal"

ran.de: Nicht wenige sprechen nach zuletzt wettbewerbsübergreifend drei sieglosen Spielen in Folge im Zusammenhang mit Leipzig bereits von einer Krise. Wie schätzen Sie die Lage ein?

Rost: "Es ist vollkommen normal, dass ein Team im Laufe einer so langen Saison mal eine Schwächephase hat. Die Bayern hatten sie zum Beispiel zu Beginn der Saison, jetzt hat es Leipzig erwischt. Wichtig ist nur, diese Phase so kurz wie möglich zu halten und vielleicht auch mal den einen oder anderen Punkt 'dreckig' einzufahren."

ran.de: Die "Friseur-Affäre" im Frankfurter Teamhotel hat dabei sicherlich ihr übriges getan. Was denken Sie, wenn Sie von solchen Aktionen lesen?

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"Friseur im Hotel? Halbes Jahr vom Trainingsbetrieb ausgeschlossen"

Rost: "Also mit meiner Frisur muss ich ja nicht so oft zum Friseur (lacht). Aber im Ernst: Meine Trainer hießen damals unter anderem Felix Magath oder Eduard Geyer. Wenn wir uns bei denen beiden so etwas erlaubt hätten, wären wir mit Sicherheit mindestens ein halbes Jahr nicht mehr beim Trainingsbetrieb gewesen. Das sagt eigentlich alles."

ran.de: Jetzt geht es für die Nagelsmann-Elf ausgerechnet zum wiedererstarkten FC Bayern. Was erwarten Sie von dieser Partie?

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Rost: "Vielleicht kommt die Partie beim FC Bayern für Leipzig jetzt sogar zum richtigen Zeitpunkt. Denn das ist eines der wenigen Spiele in der Bundesliga, in dem sie nicht zwingend Favorit sind und somit befreit aufspielen können. Es wird aus meiner Sicht ein hochinteressantes Spiel zweier Mannschaften, die verschiedene Ansätze verfolgen. Leipzig setzt auf Tempofußball und schnelle Umschaltmomente, der FC Bayern unter Hansi Flick wieder mehr auf den effektiven Ballbesitzfußball. Außerdem laufen sie den Gegner hoch an, wodurch sich für RB immer wieder Räume für die schnellen Stürmer Timo Werner oder Yussuf Poulsen ergeben könnten."

ran.de: Worauf wird es für Leipzig ankommen?

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"Tempo hochhalten, dann sich die Bayern verwundbar"

Rost: "Sie müssen das Tempo so hoch wie möglich halten, denn dann sind die Bayern in der Defensive durchaus verwundbar. Das hat auch das DFB-Pokalspiel gegen 1899 Hoffenheim gezeigt. Und wenn sich dann Torchancen ergeben, müssen sie diese auch eiskalt nutzen. Leipzig muss gegen die Bayern zwingend wieder die Effizienz vor dem gegnerischen Gehäuse zurückgewinnen. Die ist ihnen in den vergangenen Wochen ein wenig verloren gegangen."

ran.de: Und welche Bedeutung hat diese Partie für den weiteren Saisonverlauf? Was trauen Sie den "Roten Bullen" in dieser Spielzeit noch zu?

Rost: "Ich finde es generell sehr erfreulich, dass die Bundesliga in dieser Saison sehr eng beieinander ist. Mannschaften wie der FC Bayern, RB Leipzig, Borussia Dortmund oder Borussia Mönchengladbach können alle ein Wörtchen um die Deutsche Meisterschaft mitreden. Ob es bei RB schon in dieser Saison am Ende für den ganz großen Wurf reichen wird, bezweifele ich ehrlich gesagt. Flick hat dem FC Bayern wieder dieses 'Mia san Mia'-Gefühl eingeimpft und ich glaube, dass sie mit diesem Selbstverständnis der Top-Favorit auf den Titel sind. Aber ich würde mich natürlich freuen, wenn Leipzig bis zum Schluss oben mitspielen wird."

Das Interview führte: Dominik Hechler

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