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Fragen und Antworten zum Flick-Beben

FC Bayern: Machtkampf Flick vs Brazzo - Duell der Strömungen im Verein

  • Aktualisiert: 19.04.2021
  • 12:45 Uhr
  • Stefan Kumberger und Dominik Hechler
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© imago images/Sven Simon
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Der FC Bayern erlebt turbulente Tage, die Eskalationsspirale dreht sich immer schneller. Im Mittelpunkt: Trainer Hansi Flick und Sportvorstand Hasan Salihamidzic. ran beantwortet die wichtigsten Fragen zum Streit der Alphatiere.

München - Nach wochenlangen Diskussionen und internen Problemen mit Sportvorstand Hasan Salihamidzic hat Hansi Flick verkündet, dass er im Sommer den FC Bayern verlassen will.

Der Vorstand um Karl-Heinz Rummenigge reagiert verärgert auf den Alleingang des Erfolgstrainers. ran beantwortet die wichtigsten Fragen zum Flick-Knall.

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Wann begann der Streit?

Die ersten Misstöne zwischen Flick und Salihamidzic gab es bereits im Januar 2020, also relativ kurz nach Flicks Inthronisierung als Chef-Trainer. Flick hatte via "Süddeutsche Zeitung" mindestens zwei Winter-Transfers gefordert und setzte Salihamidzic (damals noch "nur" Sportdirektor) öffentlich unter Druck.

Brazzo lieferte - allerdings für Flick nicht zufriedenstellend. Während der Trainer den Brasilianer Dodo aus Donezk und Benjamin Henrichs von der AS Monaco auf dem Wunschzettel stehen hatte, wurde Alvaro Odriozola von Real Madrid ausgeliehen - und spielte dann nur fünf Mal.

Was wird Salihamidzic vorgeworfen?

Aus Flicks Sicht ist sein Sportvorstand kein guter Kaderplaner - das ließ er mehrfach sogar öffentlich durchklingen und trifft Salihamidzic an dessen wunder Stelle. Bereits im Herbst 2017 geisterte eine für den Bosnier peinliche Anekdote durch München: Als die Bayern Top-Talent Thomas Lemar (damals AS Monaco, heute Atletico Madrid) ins Auge gefasst hatten, musste Salihamidzic angeblich eingestehen, den Spieler gar nicht zu kennen und sich erst auf YouTube informieren zu müssen.

Im vergangenen Sommer kam Flick erneut mit einer Wunschliste auf die Bosse zu. Darauf unter anderem die Nationalspieler Kai Havertz und Timo Werner. Für Salihamidzic zu teuer, weil die Corona-Krise auch beim finanzstarken FC Bayern ihre Spuren hinterlassen hat. Rund 50 bis 60 Millionen Euro fehlen allein aufgrund fehlender Zuschauereinnahmen. Zudem sprachen einige Verantwortliche Werner vereinsintern die "Bayern-Tauglichkeit" ab.

Der Sportvorstand konnte sich dabei der Unterstützung von Uli Hoeneß sicher sein. Der vor allem kaufmännisch denkende Patriarch hielt nach Informationen von ran Salihamidzic im Aufsichtsrat den Rücken frei - denn das Gremium muss Transfer-Pakete, die ein Volumen von 25 Millionen Euro übersteigen, absegnen. Flick sah in die Röhre und musste verärgert zur Kenntnis nehmen, dass außer Leroy Sane keine weiteren Top-Transfers getätigt wurden.

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Was wird Flick vorgeworfen?

Der persönliche Wandel, den Hansi Flick seit seiner Ernennung zum Chef-Trainer durchgemacht hat, stößt einigen Kräften im Verein sauer auf. War Flick als Co-Trainer der Nationalmannschaft noch eher schüchtern und bat anwesende Reporter scherzhaft vor Pressekonferenzen darum, "nicht zu viele Fragen zu stellen", strotzt er mittlerweile nur so vor Selbstbewusstsein.

Spätestens seit dem Triumph in der Champions League tritt Flick deutlich fordernder auf. Dass er das immer wieder vor Kameras tat, dürfte Salihamidzic als Angriff auf seine Person verstanden haben.

Obwohl Uli Hoeneß im September 2020 im "Sport1-Doppelpass" versucht hatte, Flicks Transfer-Erwartungen unter Kontrolle zu halten - "Ich kann verstehen, dass der Trainer am liebsten 100 Spieler hätte" - und ihm empfahl, nach drei Titeln auch mal zu experimentieren und den reichen Fundus an Nachwuchsspielern zu nutzen, blieb Flick mit der Kaderstärke unzufrieden und teilte auf dem Höhepunkt des Konflikts am 9. April auf einer Pressekonferenz offen mit, dass die aktuelle Mannschaft schwächer sei, als die der Vorsaison.

Nicht nur aus Sicht des Salihamidzic-Lagers musste das als unnötige Spitze gegen den Sportvorstand verstanden werden, zumal Flick nach Informationen von ran gleichzeitig nicht in gewünschtem Umfang den Kontakt zum Nachwuchsleistungszentrum des Rekordmeisters sucht, um die dortigen Talente an den Profi-Kader heranzuführen.

Wer hält zu wem?

Während sich Salihamidzic auf die Unterstützung des im Verein immer noch mächtigen Uli Hoeneß verlassen kann, gilt Karl-Heinz Rummenigge als ausgewiesener Fan von Hansi Flick. Er war es auch, der nach dem Sieg beim FC Chelsea im Februar 2020 Flick zum Geburtstag einen Stift schenkte und anmerkte: "Mit Stiften unterschreibt man bei Bayern München manchmal auch Papiere."

Zuvor hatte man Flick immer nur scheibchenweise das Vertrauen geschenkt. Auch jetzt soll Rummenigge als einziger Verantwortlicher darum gekämpft haben, Flick von einem Verbleib zu überzeugen.

Während Aufsichtsratsboss Herbert Hainer als enger Vertrauter von Hoeneß gilt und daher wohl eher auf der Seite von Hasan Salihamidzic stehen dürfte, blieb der zukünftige Vorstandschef Oliver Kahn öffentlich bisher vage. Nach Informationen von ran ist sein Einfluss intern noch begrenzt.

Flicks großer Trumpf: Die Mannschaft steht zu einhundert Prozent hinter ihm. Ähnliche Sympathien dürfte als Bayern-Trainer nur Jupp Heynckes erreicht haben.

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Muss Salihamidzic um seinen Job fürchten?

Unwahrscheinlich. Die Stellungnahme des Vorstands am Sonntagnachmittag, in der die "einseitige Kommunikation durch Hansi Flick" ausdrücklich missbilligt wird, zeigt, dass auch Kahn und Rummenigge von Flicks Verhalten irritiert sind.

Wie die "Bild"-Zeitung berichtete, erfuhren beide auf dem Weg zum Flughafen davon, dass Flick in TV-Interviews Fakten geschaffen hatte.

Überhaupt ist die Abberufung eines Vorstands nur durch den Aufsichtsrat möglich, in dem Herbert Hainer das Sagen hat.

Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass Flick doch bleibt?

Verschwindend gering. Zwar berichtete "Sport1" am Sonntagvormittag, Flick könne sich einen Verbleib beim FC Bayern vorstellen, wenn Salihamidzic den Verein verlassen sollte - aber das darf als ausgeschlossen gelten. Zumal es in keinem Unternehmen der Welt - und schon gar nicht beim FC Bayern - üblich ist, dass ein Angestellter die Entlassung seiner Vorgesetzten fordern kann.

Theoretisch hätten die Bayern die Möglichkeit, darauf zu bestehen, dass Flick seinen Vertrag erfüllt. Allerdings würde das aktuelle Theater dann bis Sommer 2023 andauern. Das will wirklich niemand.

Welche Rolle spielt der DFB?

Offiziell verkündete Oliver Bierhoff, der DFB werde auf der Suche nach einem neuen Bundestrainer nicht an Coaches herantreten, die unter Vertrag stehen. Trotzdem darf davon ausgegangen werden, dass mit Flick Gespräche auf lockerer Ebene stattgefunden haben.

Der Noch-Bayern-Trainer macht kein Geheimnis daraus, dass er sich beim DFB immer wohlgefühlt hat. Bei seinem viereinhalbminütigen Monolog am "Sky"-Mikrofon nach dem Aus in der Champions League, rutschte Flick in einem Halbsatz sogar heraus, dass der DFB eine Rolle spiele.

Fakt ist: Wenn Flick wirklich will und der FC Bayern ihn ziehen lässt, ist der Bundestrainer-Posten für den 56-Jährigen nur einen Anruf entfernt. Die Unterstützung seiner Familie hätte Flick nach eigener Aussage in jedem Fall.

Mögliche Flick-Nachfolger beim FC Bayern

Klopp? Löw? Wer Flick beim FCB beerben könnte

Hansi Flick steht vor dem Aus als Trainer des FC Bayern. Der Triple-Trainer erklärte zuletzt, dass er die Münchner trotz Vertrages bis 2023 am Saisonende verlassen will. Die Bayern müssen sich wohl - selbst verschuldet - nach einem neuen Coach umsehen. ran.de nennt mögliche Kandidaten.

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  • 17.04.2021
  • 23:41 Uhr
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Wer wird jetzt Bayern-Trainer?

Öffentlich wird vor allem über Julian Nagelsmann spekuliert. Hasan Salihamidzic gilt als Bewunderer des aktuellen Leipziger Trainers. Nagelsmann ist gebürtiger Bayer und hatte bereits als Trainer der TSG Hoffenheim durchblicken lassen, dass ihn der Trainerjob beim FC Bayern reizen würde.

Allerdings wird RB Leipzig seinen Coach nicht kampflos gehen lassen und Nagelsmann selbst hat versprochen, "keinen Krieg anzuzetteln". Eine mögliche Ablösesumme  von kolportierten 20 Millionen Euro dürfte – auch angesichts des guten Verhältnisses von Uli Hoeneß zu Dietrich Mateschitz – kein Problem darstellen.

Als weitere Option gilt Erik ten Hag. Der Niederländer führt derzeit erfolgreich Ajax Amsterdam und war schon nach der Entlassung von Niko Kovac ein möglicher Trainer-Kandidat bei den Bayern. Ten Hag hat sogar eine Vergangenheit an der Säbener Straße. Der 51-Jährige trainierte die zweite Mannschaft des Rekordmeisters und scheiterte nur knapp am Aufstieg in die dritte Liga. Der damalige Bayern-Sportvorstand Matthias Sammer lobt ten Hag noch heute in den höchsten Tönen.

Als Geheimfavorit gilt Xabi Alonso. Der Spanier spielte von 2014 bis 2017 für den FCB und galt damals als verlängerter Arm von Pep Guardiola. Alonso dachte damals schon wie ein Trainer und überzeugte vor allem Karl-Heinz Rummenigge.

Derzeit ist Alonso Trainer der zweiten Mannschaft von Real Sociedad und will sich dort weiterentwickeln. Während er Borussia Mönchengladbach zuletzt noch absagte, dürfte er beim Ruf der Bayern sofort zur Stelle sein.

Stefan Kumberger und Dominik Hechler

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