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Bundesliga

FC Bayern München und Manuel Neuer: Ein explosives Interview und die unabsehbaren Folgen

  • Aktualisiert: 04.02.2023
  • 12:36 Uhr
  • ran.de
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© IMAGO/Sven Simon
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Manuel Neuer hat mit einem Interview für viel Ärger rund um den FC Bayern gesorgt. Was hat er gesagt? Wie reagieren Klub und Fans? Und: Warum das alles?

Von Andreas Reiners

Das ehrlichste Feedback kommt normalerweise immer von den Fans. 

Sie feuern an, sie leiden mit, sie verzeihen viel und sind loyal. Anhänger im wahrsten Sinne des Wortes. In der Regel dauert es lange, bis man sie nachhaltig verärgert. Gibt es also (fundierte) Kritik, muss schon eine Menge passiert sein.

Dass der Gegenwind für Manuel Neuer auch aus dem Block weht, sagt daher eine Menge über sein Interview aus, mit dem er verbal um sich geschlagen hat.

"Der Manu hat damit einen riesigen Bock geschossen. Ich verstehe nicht, wieso er sich jetzt so geäußert hat. Solche Aussagen sind nicht eines Kapitäns würdig", sagte Nick Rempfer, Vorsitzender des Fanclubs München 2.0 bei Sky Sport. 

Neuer habe Großes für den Verein geleistet, aber am Ende des Tages sei er auch ein Angestellter des Vereins, so Rempfer. "Bayern stand immer hinter ihm. Jetzt muss sich Neuer auch mal Gedanken machen, was er gemacht hat."

Was hat er denn genau gemacht? Und warum? Und was passiert jetzt? 

ran beantwortet die wichtigsten Fragen.

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Was ist passiert?

Unaufgeregt formuliert, hat der aktuell mit einem Schien- und Wadenbeinbruch verletzte Bayern-Torhüter Manuel Neuer zwei Journalisten ein Interview gegeben, das in zwei verschiedenen Medien veröffentlicht wurde.

Unter dem Strich ist es allerdings eine schonungslose Abrechnung des Keepers, der sich vor allem sehr deutlich zur Trennung von Torwarttrainer Toni Tapalovic äußert. 

Auch über den Skiunfall, die Nationalmannschaft und seine Zukunft spricht er. Mit seinen Aussagen hat er für ein mittelschweres Beben an der Säbener Straße gesorgt. Die mittel- und langfristigen Folgen sind Stand jetzt noch gar nicht absehbar.

Wie reagiert der Verein?

Bislang hat sich nur der Vorstandsvorsitzende Oliver Kahn geäußert. Das dafür sehr deutlich. "Was Manuel in Teilen dieser zwei Interviews im Zusammenhang mit der Freistellung von Toni Tapalovic gesagt hat, wird weder ihm als Kapitän noch den Werten des FC Bayern gerecht", polterte Kahn auf Nachfrage der "dpa": "Zudem kommen seine Aussagen zur Unzeit, weil wir vor ganz wichtigen Spielen stehen."

Außerdem sagte Kahn, dass Neuer zum Rapport an die Säbener Straße wird erscheinen müssen. "Wir werden mit ihm darüber sehr deutlich sprechen", sagte der ehemalige Welttorhüter.

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  • 04.02.2023
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Die Bayern spielen im Rahmen des 19. Spieltags am Sonntag beim VfL Wolfsburg, spätestens dann dürften sich weitere Verantwortliche zum Thema Neuer äußern. Und das sicher nicht zum letzten Mal.

Was sagen die Fans? 

Aussagen wie die eingangs erwähnte oder die Reaktionen im Netz sind immer nur Auszüge. Doch im Grunde können die Bayern- und auch Neuer-Fans die Interviews nur verurteilen, mindestens nämlich für den Zeitpunkt. 

Drei 1:1 in Folge, dazu der Zoff um die Fashion-Reise von Serge Gnabry, eine latente Unruhe, gefolgt von dem Transfer-Coup um Joao Cancelo und dem souveränen 4:0 im Pokal in Mainz – es schien, als hätte der FCB die Stimmungskrise zum Jahresstart abhaken können. 

Klar ist aber, dass das Thema Neuer nun ganz oben auf der Agenda stehen und die Laune rund um den Klub bestimmen wird. Auf jeden Fall in den kommenden Tagen, eher auch in den nächsten Wochen, je nachdem, wie der Verein das Ganze moderiert. Anderthalb Wochen vor dem wichtigen Achtelfinal-Hinspiel in der Champions League bei Paris St. Germain ist das so oder so wenig förderlich.

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Hat Neuer denn Recht?

Die genauen Hintergründe zur Trennung von Torwarttrainer Toni Tapalovic kennen wohl nur die Beteiligten. Der FC Bayern hatte Tapalovic Mitte Januar nach elf Jahren Zusammenarbeit überraschend freigestellt, Nagelsmann hatte als Grund mitgeteilt, es sei "nie ein Miteinander entstanden".

Grundsätzlich hat Neuer jedes Recht der Welt, den Verein für diesen Schritt zu kritisieren, vor allem wenn es um eine wichtige Vertrauensperson für ihn geht. Er hat die Entlassung Tapalovics persönlich genommen, daran gibt es nach seinem Interview ("Ich hatte das Gefühl, mir wurde das Herz rausgerissen") keine Zweifel mehr. Doch die Art und Weise ist, wie so oft der ausschlaggebende Punkt.

Um Recht oder Unrecht geht es aber schon gar nicht mehr.

Neuer weiß als Spieler, vor allem als Kapitän, dass man diese Kritik hinter verschlossenen Türen äußert. Doch die Interviews sind natürlich nicht aus Versehen passiert. Im Gegenteil.

Warum hat Neuer diese Interviews gegeben?

Zum einen, um die komplette PR-Klaviatur zu spielen, die größtmögliche Reichweite zu bekommen. Deshalb wählte er für den deutschsprachigen Raum die renommierte "Süddeutsche", für den englischen Teil dann mit "The Athletic" ein Portal mit einem ebenfalls großen medialen Einschlag. Das hat aufgrund der Zweisprachigkeit durchaus eine neue Qualität, was die Verbreitung betrifft.

Denn klar war sowieso, dass alle anderen Medien diese Interviews zitieren und verbreiten werden. Ein wohl überlegter und aus Neuers Sicht gut geplanter Schachzug für den Rundumschlag. Auch der Freitag vor dem Spiel dürfte als Tag der Veröffentlichung kein Zufall sein, denn jetzt werden sich Hasan Salihamidzic, Nagelsmann und Co. am Spieltag damit herumschlagen müssen. 

Inhaltlich hat Neuer für größtmögliche Brisanz und Kontroversen gesorgt, dabei setzte er auf eine extreme, teilweise martialische ("Ich war wehrlos und die Bayern haben noch auf mich eingeschlagen") Wortwahl, um seine Kritik zu dramatisieren und zu verstärken. Es ist im Grunde eines der wenigen Interviews in seiner Karriere mit Substanz, ohne die weichgespülte PR-Polizei des Vereins, gepaart mit der eigenen Zurückhaltung. Auch das sorgt für eine zusätzliche Vehemenz.

Wie gesagt: Mit voller Absicht, um ein Ausrufezeichen zu setzen.

Es ist schon öfter vorgekommen, dass ein Spieler ein Interview am Verein vorbei gibt. Der frühere Bayern-Kapitän Philipp Lahm musste 2010 für so ein Interview – ironischerweise mit der "SZ" – 50.000 Euro zahlen. Auch er hatte gegen die Verantwortlichen geledert, spielte dann bis 2017, als er seine Karriere bei den Bayern beendete. Er hatte damals allerdings "nur" die Einkaufspolitik der Bayern kritisiert - kein Vergleich also mit Neuers persönlicher Abrechnung.

Wie schlimm wird es medial werden?

Wer das abschätzen möchte, der muss sich nur den "Fall Gnabry" anschauen. Dabei ging es um einen Spieler, der in seiner Freizeit zur Pariser Fashion Week reiste und anschließend schlecht spielte.  

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Eine Grundsatzdiskussion, ob ein Profi – Freizeit hin oder her – so etwas tun sollte, die aber auch extrem aufgebauscht wurde, auch vom Klub. Auch Neuer selbst dient als aktuelles Beispiel. Die ständigen Fragen nach der Verpflichtung von Yann Sommer, wie es denn im Sommer mit Sommer und Neuer weitergehe, waren nachvollziehbar, aber unbeantwortbar. Und verdeutlichen das Ausmaß des medialen Ballyhoos bei den Bayern, das schon an normalen Tagen herrscht. 

Neuers Abrechnung ist da in einer ganz anderen Kategorie einzuordnen als die beiden Beispiele und wird daher nicht nur deutlich größere Wellen schlagen, sondern auch länger nachwirken. 

Was bedeutet das für die Zukunft Neuers beim FC Bayern?

Möglichkeiten gibt es für den Klub einige, wie er mit dem Problem umgehen kann. Antanzen darf Neuer schon mal. Denkbar ist zudem eine Geldstrafe, auch die Absetzung als Kapitän erscheint als realistische Option. Für viele ist es das Mindeste, andere halten gar eine Trennung für unausweichlich, auch wenn Neuer in dem Interview erklärte, er sei davon überzeugt, nach seiner Verletzung wieder als Nummer eins der Bayern und der Nationalmannschaft zurückzukehren.

Fakt ist aber: Neuer weiß, um die möglichen Folgen des Gesagten, auch für den Verein, und trotzdem trägt er den Streit öffentlich aus.

Was zeigt: Das Tischtuch ist wohl endgültig zerschnitten, das Verhältnis zwischen Nagelsmann und Neuer extrem belastet, eine Spaltung der Kabine in zwei Lager nicht auszuschließen. Menschliche Dramen und Probleme, die sich der Klub nicht leisten kann.

"Normalerweise würde man sagen: Leute, versucht das Thema nicht größer zu machen, als es ist. Versucht das Thema so schnell wie möglich wieder aus den Medien zu kriegen", sagte Kommunikationsexperte Michael Cramer bei "Sky". Seine Empfehlung: "Deeskalation. Jetzt bloß nicht wieder mit Steinen zurückwerfen." Das würde dazu führen, dass es am Ende nur Verlierer gebe.

Doch die gibt es schon jetzt.


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