Von Andreas Reiners

Das ehrlichste Feedback kommt normalerweise immer von den Fans. 

Sie feuern an, sie leiden mit, sie verzeihen viel und sind loyal. Anhänger im wahrsten Sinne des Wortes. In der Regel dauert es lange, bis man sie nachhaltig verärgert. Gibt es also (fundierte) Kritik, muss schon eine Menge passiert sein.

Dass der Gegenwind für Manuel Neuer auch aus dem Block weht, sagt daher eine Menge über sein Interview aus, mit dem er verbal um sich geschlagen hat.

"Der Manu hat damit einen riesigen Bock geschossen. Ich verstehe nicht, wieso er sich jetzt so geäußert hat. Solche Aussagen sind nicht eines Kapitäns würdig", sagte Nick Rempfer, Vorsitzender des Fanclubs München 2.0 bei Sky Sport. 

Neuer habe Großes für den Verein geleistet, aber am Ende des Tages sei er auch ein Angestellter des Vereins, so Rempfer. "Bayern stand immer hinter ihm. Jetzt muss sich Neuer auch mal Gedanken machen, was er gemacht hat."

Was hat er denn genau gemacht? Und warum? Und was passiert jetzt? 

ran beantwortet die wichtigsten Fragen.

Was ist passiert?

Unaufgeregt formuliert, hat der aktuell mit einem Schien- und Wadenbeinbruch verletzte Bayern-Torhüter Manuel Neuer zwei Journalisten ein Interview gegeben, das in zwei verschiedenen Medien veröffentlicht wurde.

Unter dem Strich ist es allerdings eine schonungslose Abrechnung des Keepers, der sich vor allem sehr deutlich zur Trennung von Torwarttrainer Toni Tapalovic äußert. 

Auch über den Skiunfall, die Nationalmannschaft und seine Zukunft spricht er. Mit seinen Aussagen hat er für ein mittelschweres Beben an der Säbener Straße gesorgt. Die mittel- und langfristigen Folgen sind Stand jetzt noch gar nicht absehbar.

Wie reagiert der Verein?

Bislang hat sich nur der Vorstandsvorsitzende Oliver Kahn geäußert. Das dafür sehr deutlich. "Was Manuel in Teilen dieser zwei Interviews im Zusammenhang mit der Freistellung von Toni Tapalovic gesagt hat, wird weder ihm als Kapitän noch den Werten des FC Bayern gerecht", polterte Kahn auf Nachfrage der "dpa": "Zudem kommen seine Aussagen zur Unzeit, weil wir vor ganz wichtigen Spielen stehen."

Außerdem sagte Kahn, dass Neuer zum Rapport an die Säbener Straße wird erscheinen müssen. "Wir werden mit ihm darüber sehr deutlich sprechen", sagte der ehemalige Welttorhüter.

Die Bayern spielen im Rahmen des 19. Spieltags am Sonntag beim VfL Wolfsburg, spätestens dann dürften sich weitere Verantwortliche zum Thema Neuer äußern. Und das sicher nicht zum letzten Mal.

Was sagen die Fans? 

Aussagen wie die eingangs erwähnte oder die Reaktionen im Netz sind immer nur Auszüge. Doch im Grunde können die Bayern- und auch Neuer-Fans die Interviews nur verurteilen, mindestens nämlich für den Zeitpunkt. 

Drei 1:1 in Folge, dazu der Zoff um die Fashion-Reise von Serge Gnabry, eine latente Unruhe, gefolgt von dem Transfer-Coup um Joao Cancelo und dem souveränen 4:0 im Pokal in Mainz – es schien, als hätte der FCB die Stimmungskrise zum Jahresstart abhaken können. 

Klar ist aber, dass das Thema Neuer nun ganz oben auf der Agenda stehen und die Laune rund um den Klub bestimmen wird. Auf jeden Fall in den kommenden Tagen, eher auch in den nächsten Wochen, je nachdem, wie der Verein das Ganze moderiert. Anderthalb Wochen vor dem wichtigen Achtelfinal-Hinspiel in der Champions League bei Paris St. Germain ist das so oder so wenig förderlich.

Hat Neuer denn Recht?

Die genauen Hintergründe zur Trennung von Torwarttrainer Toni Tapalovic kennen wohl nur die Beteiligten. Der FC Bayern hatte Tapalovic Mitte Januar nach elf Jahren Zusammenarbeit überraschend freigestellt, Nagelsmann hatte als Grund mitgeteilt, es sei "nie ein Miteinander entstanden".

Grundsätzlich hat Neuer jedes Recht der Welt, den Verein für diesen Schritt zu kritisieren, vor allem wenn es um eine wichtige Vertrauensperson für ihn geht. Er hat die Entlassung Tapalovics persönlich genommen, daran gibt es nach seinem Interview ("Ich hatte das Gefühl, mir wurde das Herz rausgerissen") keine Zweifel mehr. Doch die Art und Weise ist, wie so oft der ausschlaggebende Punkt.

Um Recht oder Unrecht geht es aber schon gar nicht mehr.

Neuer weiß als Spieler, vor allem als Kapitän, dass man diese Kritik hinter verschlossenen Türen äußert. Doch die Interviews sind natürlich nicht aus Versehen passiert. Im Gegenteil.

Warum hat Neuer diese Interviews gegeben?

Zum einen, um die komplette PR-Klaviatur zu spielen, die größtmögliche Reichweite zu bekommen. Deshalb wählte er für den deutschsprachigen Raum die renommierte "Süddeutsche", für den englischen Teil dann mit "The Athletic" ein Portal mit einem ebenfalls großen medialen Einschlag. Das hat aufgrund der Zweisprachigkeit durchaus eine neue Qualität, was die Verbreitung betrifft.

Denn klar war sowieso, dass alle anderen Medien diese Interviews zitieren und verbreiten werden. Ein wohl überlegter und aus Neuers Sicht gut geplanter Schachzug für den Rundumschlag. Auch der Freitag vor dem Spiel dürfte als Tag der Veröffentlichung kein Zufall sein, denn jetzt werden sich Hasan Salihamidzic, Nagelsmann und Co. am Spieltag damit herumschlagen müssen. 

Inhaltlich hat Neuer für größtmögliche Brisanz und Kontroversen gesorgt, dabei setzte er auf eine extreme, teilweise martialische ("Ich war wehrlos und die Bayern haben noch auf mich eingeschlagen") Wortwahl, um seine Kritik zu dramatisieren und zu verstärken. Es ist im Grunde eines der wenigen Interviews in seiner Karriere mit Substanz, ohne die weichgespülte PR-Polizei des Vereins, gepaart mit der eigenen Zurückhaltung. Auch das sorgt für eine zusätzliche Vehemenz.

Wie gesagt: Mit voller Absicht, um ein Ausrufezeichen zu setzen.

Es ist schon öfter vorgekommen, dass ein Spieler ein Interview am Verein vorbei gibt. Der frühere Bayern-Kapitän Philipp Lahm musste 2010 für so ein Interview – ironischerweise mit der "SZ" – 50.000 Euro zahlen. Auch er hatte gegen die Verantwortlichen geledert, spielte dann bis 2017, als er seine Karriere bei den Bayern beendete. Er hatte damals allerdings "nur" die Einkaufspolitik der Bayern kritisiert - kein Vergleich also mit Neuers persönlicher Abrechnung.

Wie schlimm wird es medial werden?

Wer das abschätzen möchte, der muss sich nur den "Fall Gnabry" anschauen. Dabei ging es um einen Spieler, der in seiner Freizeit zur Pariser Fashion Week reiste und anschließend schlecht spielte.  

Eine Grundsatzdiskussion, ob ein Profi – Freizeit hin oder her – so etwas tun sollte, die aber auch extrem aufgebauscht wurde, auch vom Klub. Auch Neuer selbst dient als aktuelles Beispiel. Die ständigen Fragen nach der Verpflichtung von Yann Sommer, wie es denn im Sommer mit Sommer und Neuer weitergehe, waren nachvollziehbar, aber unbeantwortbar. Und verdeutlichen das Ausmaß des medialen Ballyhoos bei den Bayern, das schon an normalen Tagen herrscht. 

Neuers Abrechnung ist da in einer ganz anderen Kategorie einzuordnen als die beiden Beispiele und wird daher nicht nur deutlich größere Wellen schlagen, sondern auch länger nachwirken. 

Was bedeutet das für die Zukunft Neuers beim FC Bayern?

Möglichkeiten gibt es für den Klub einige, wie er mit dem Problem umgehen kann. Antanzen darf Neuer schon mal. Denkbar ist zudem eine Geldstrafe, auch die Absetzung als Kapitän erscheint als realistische Option. Für viele ist es das Mindeste, andere halten gar eine Trennung für unausweichlich, auch wenn Neuer in dem Interview erklärte, er sei davon überzeugt, nach seiner Verletzung wieder als Nummer eins der Bayern und der Nationalmannschaft zurückzukehren.

Fakt ist aber: Neuer weiß, um die möglichen Folgen des Gesagten, auch für den Verein, und trotzdem trägt er den Streit öffentlich aus.

Was zeigt: Das Tischtuch ist wohl endgültig zerschnitten, das Verhältnis zwischen Nagelsmann und Neuer extrem belastet, eine Spaltung der Kabine in zwei Lager nicht auszuschließen. Menschliche Dramen und Probleme, die sich der Klub nicht leisten kann.

"Normalerweise würde man sagen: Leute, versucht das Thema nicht größer zu machen, als es ist. Versucht das Thema so schnell wie möglich wieder aus den Medien zu kriegen", sagte Kommunikationsexperte Michael Cramer bei "Sky". Seine Empfehlung: "Deeskalation. Jetzt bloß nicht wieder mit Steinen zurückwerfen." Das würde dazu führen, dass es am Ende nur Verlierer gebe.

Doch die gibt es schon jetzt.

Nächste Bundesliga-Spiele: Wer ist Favorit?

Wer überträgt die Bundesliga 2022/23 live?

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Wann findet die Bundesliga-Relegation 2023 statt?

Wenn am 27. Mai 2023 die Bundesliga-Saison beendet wird, steht auch fest, wer in der Relegation ran muss. Ausgetragen wird die Relegation am 1. und 5. Juni - live in SAT.1 und auf ran.de.

Die Termine für die Relegation im Überblick:

  • 1. Juni 2023 - Relegation Bundesliga Hinspiel - live in SAT.1 und auf ran.de, Joyn
  • 2. Juni 2023 - Relegation 2. Bundesliga Hinspiel - live in SAT.1 und auf ran.de, Joyn
  • 5. Juni 2023 - Relegation Bundesliga Rückspiel - live in SAT.1 und auf ran.de, Joyn
  • 6. Juni 2023 - Relegation 2. Bundesliga Rückspiel - live in SAT.1 und auf ran.de, Joyn

Wann endet die Bundesliga-Saison 2022/23?

Die Bundesliga-Saison 2022/23 endet am 27. Mai 2023 mit dem 34. Spieltag. Spätestens hier wird entschieden, wer Meister wird, wer absteigt und wer in die Relegation muss.


Wie sind die Anstoßzeiten in der Bundesliga-Saison 2022/23?

Seit der Bundesliga-Saison 2022/23 wird es einige Änderungen bei den Anstoßzeiten geben. Das späte Sonntagsspiel wird nicht um 18 Uhr, sondern um 17:30 angepfiffen. Zudem wird es zehn Spiele am Sonntag um 19:30 Uhr geben. Die Montagsspiele fallen dagegen weg. Die Freitagsspiele finden wie gewohnt um 20:30 Uhr statt und auch am Samstag werden die Partien wie gewohnt um 15:30 Uhr und um 18:30 Uhr angepfiffen. Hier geht es zum Spielplan der Bundesliga.


Die nächsten Spiele & Termine

Bundesliga live: Die nächsten Bundesliga Spieltage 26 bis 27 

Bundesliga Highlights 26. Spieltag

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Tabelle

#MannschaftMannschaftMannschaftSp.SUNToreDiff.Pkt.
1Borussia DortmundBorussia DortmundDortmundBVB25172655:312453
2Bayern MünchenBayern MünchenBayernFCB25157372:274552
31. FC Union Berlin1. FC Union BerlinUnion BerlinFCU25146538:281048
4SC FreiburgSC FreiburgFreiburgSCF25137538:34446
5RB LeipzigRB LeipzigRB LeipzigRBL25136649:301945
6Eintracht FrankfurtEintracht FrankfurtFrankfurtSGE25117746:361040
7VfL WolfsburgVfL WolfsburgWolfsburgWOB25108744:321238
8Bayer LeverkusenBayer LeverkusenLeverkusenB04251141045:40537
91. FSV Mainz 051. FSV Mainz 05Mainz 05M0525107840:36437
10Bor. MönchengladbachBor. MönchengladbachM'gladbachBMG25871040:44-431
11Werder BremenWerder BremenWerderSVW25941239:48-931
12FC AugsburgFC AugsburgAugsburgFCA25841332:45-1328
131. FC Köln1. FC KölnKölnKOE25691033:44-1127
14VfL BochumVfL BochumBochumBOC25811627:56-2925
151899 Hoffenheim1899 HoffenheimHoffenheimTSG25641533:45-1222
16Hertha BSCHertha BSCHertha BSCBSC25561430:48-1821
17FC Schalke 04FC Schalke 04SchalkeS0425491221:45-2421
18VfB StuttgartVfB StuttgartStuttgartVFB25481329:42-1320
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