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Bundesliga

FC Bayern München: Nagelsmann-Rauswurf und Tuchel-Deal im Rekordtempo

  • Aktualisiert: 26.03.2023
  • 13:39 Uhr
  • ran.de
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Innerhalb von vier Tagen war das Schicksal von Julian Nagelsmann beim FC Bayern besiegelt und die Verpflichtung von Nachfolger Thomas Tuchel eingetütet. Der Rekord-Trainerwechsel in Echtzeit.

Von Carolin Blüchel

"Was willst du?" - Thomas Tuchels Frage an Hasan Salihamidzic beim überraschenden ersten Anruf des Sportvorstandes der Bayern am Dienstag dürfte eine rhetorische gewesen sein.

Zwei Tage zuvor hatte der Rekordmeister mit einer blutleeren Vorstellung 1:2 bei Bayer Leverkusen verloren. Salihamidzic war daraufhin die Hutschnur geplatzt: "So wenig Antrieb, so wenig Mentalität, so wenig Zweikampfführung, so wenig Durchsetzungsvermögen habe ich selten erlebt." Es war das Spiel, das bei den Bayern-Bossen den Schalter umgelegt hat.

Eigentlich sollte Julian Nagelsmann, als er im Sommer 2021 einen Fünf-Jahres-Vertrag unterschrieben hatte, eine neue Ära prägen. 21 Monate später ist das Ära-chen schon wieder Geschichte. Im Rekordtempo wurde ein Zwei-Jahres-Deal mit Thomas Tuchel eingetütet.

ran beschreibt die Chronologie der Ereignisse.

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Pleite gegen Leverkusen

Am letzten Bundesligaspieltag vor der Länderspielpause kassierte der FC Bayern am späten Sonntagnachmittag in Leverkusen eine 1:2-Pleite. Zweimal hatte eine vermeintliche Schwalbe der Werkself nach VAR-Eingriff in einem Elfmeter geendet - Palacios verwandelte beide und brachte seinem Team so den Sieg.

Die Münchner verloren aufgrund der Pleite ihre Tabellenführung, der Anfang vom Ende für Nagelsmann. Salihamidzic erklärte auf der Vorstellungs-Pressekonferenz von Thomas Tuchel dazu im Rückblick: "Wir haben bis 23 Uhr am Sonntag an Julian geglaubt. Wir haben uns gegenseitig unterstützt, viel diskutiert über Trainingseinheiten und Spiele. Der Julian ist ein Top-Trainer. Wir haben von der ersten bis zur letzten Sekunde hinter Julian gestanden."

FC Bayern: Krisensitzung am Montag

Am Montag trafen sich die Bayern-Bosse in der Geschäftsstelle zur Krisensitzung und beschlossen das Nagelsmann-Aus. Trotz des immer noch möglichen Triples, trotz perfekter Champions-League-Saison mit acht Siegen in acht Spielen.

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News

Glaubwürdigkeitsproblem bei Bayern-Bossen - ein Kommentar

Die Trennung von Julian Nagelsmann hinterlässt kommunikativ und wirtschaftlich einen Flurschaden beim FC Bayern. Oliver Kahn und Hasan Salihamidzic wandeln auf dünnem Eis. Ein Kommentar.

  • 26.03.2023
  • 13:37 Uhr

Die fehlende Konstanz sei ausschlaggebend gewesen, sagte Salihamidzic bei der Pressekonferenz am Samstag: "Wenn man sich den zweiten Part der Saison anschaut, muss man sich eingestehen, dass es keine Phase mehr ist, wenn die Leistungskurve ständig nach unten geht."

Vorstandsboss Oliver Kahn, dem die Trennung von Nagelsmann sichtlich näher ging, holte zur Begründung weiter aus: "Es gab die eine oder andere Nacht, in der ich nicht gut geschlafen habe. Das gehört dazu, wenn man einen Trainer freistellt. Dahinter steht ja auch ein Mensch."

Aber man habe eben die Verantwortung, für den sportlichen Erfolg zu sorgen. "Wir haben uns gefragt, wo es herkommt, dass es so große Schwankungen gibt", verriet Kahn. Die Entscheidung sei keine Panikreaktion, sondern ein Prozess gewesen.

"Wir haben den Kader noch mal verstärkt, trotzdem ist die Leistungskontinuität nicht wirklich besser geworden. Und mit Beginn der Rückrunde können wir mit den Leistungen nicht zufrieden sein."

Nagelsmann im Urlaub gefeuert

Ausschlaggebend dürften allerdings wohl nicht nur die Leistungsschwankungen gewesen sein. Die Bayern haben in der Rückrunde zehn Punkte auf Borussia Dortmund verloren. Ausgerechnet vor dem Gipfeltreffen mit dem BVB verabschiedete sich Nagelsmann in den Skiurlaub.

Das mag unter Work-Life-Balance-Gesichtspunkten ein kluger Weg sein, um den Kopf frei zubekommen. An der Säbener Straße sind die New-Work-Ansätze zumindest in Krisenzeiten nicht so gerne gesehen. Hier gilt noch die alte Malocher-Schule der Hoeneß-Ära. Serge Gnabry kann ein Lied davon singen.

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Bruch zwischen Spielern und Trainer

Und dann waren da offenbar noch die unüberbrückbaren Differenzen zwischen Mannschaft und Nagelsmann. "Die Konstellation zwischen Trainer und Mannschafft hat nicht mehr gepasst" - wie auf Knopfdruck spulte Salihamidzic diesen Satz ein ums andere Mal ab. Wie ein Mantra.

Auch wenn der Sportvorstand immer wieder betonte, was für ein "Top-Trainer" der 35-jährige Nagelsmann doch sei, im Grunde beschrieben die Bayern-Bosse einen Bruch zwischen Spielern und Coach. Eine Schieflage, die man sich angesichts der ambitionierten Saisonziele beim FC Bayern niemals leisten kann. Schon gleich gar nicht, wenn ein Hochkaräter wie Tuchel auf dem Markt ist.

Erster Kontakt zu Tuchel am Dienstag

Wie schon 2017/18 nahmen die Bayern den 49-jährigen Tuchel ins Visier. Damals hatte er Jupp Heynckes beerben sollen. Weil Uli Hoeneß, seinerzeit noch Präsident und bekanntermaßen nicht unbedingt ein Tuchel-Freund, zögerte, unterschrieb Tuchel schließlich bei Paris St. Germain.

Jetzt im zweiten Anlauf sollte es ganz schnell gehen. Am Dienstagmittag klingelte Tuchels Telefon. Auf die "Was willst du?"-Frage entgegnete Salihamidzic: "Wenn du keinen Bock hast, dann leg auf." Dazu kam es bekanntlich nicht.

Noch am Abend trafen sich Salihamidzic und Tuchel zu einem ersten Gespräch, bei dem der Wunschkandidat der Bayern "von der ersten Sekunde sehr heiß" gewesen sei.

Nagelsmann erfährt Entlassung über die Medien

Mittwoch und Donnerstag wurde verhandelt und innerhalb von zwei Tagen eine Einigung gefunden. Einen Bericht der "Bild", wonach Tuchel den Bayern ein Ultimatum gestellt hätte, bestritt dieser. So etwas sei nicht sein Verhandlungsstil.

Nach Tuchels Zusage am Donnerstag setzten Kahn und Salihamidzic dann auch Nagelsmann in Kenntnis. Dummerweise hatte der 35-Jährige von seiner beschlossenen Ausbootung schon über die Medien erfahren.

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"Wir konnten nichts dafür, dass es vorher geleakt wurde", beteuerte Salihamidzic: "Es war uns wichtig, dass wir als erstes Julian anrufen. (...) Ich glaube, wir haben uns da sehr korrekt und fair verhalten. So gut es möglich war in diesem Prozess."

Am Freitag führten die Bayern-Bosse dann noch ein letztes persönliches Gespräch mit Nagelsmann und schlossen dessen Akte in München.

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Tuchel leitet Training am Montag

Am Samstag dann die Vorstellung des neuen Hoffnungsbringers. Doch Tuchel bleibt nicht viel Zeit, sich an sein neues Team zu gewöhnen und eingeschliffene Fehler abzustellen.

Er habe eine Idee, wolle aber erstmal nur Details verändern. Das Wichtigste sei es jetzt, Vertrauen zu gewinnen, denn nicht jeder werde mit der Trainer-Entscheidung zufrieden sein.

Am Montag wird der Champions-League-Sieger von 2021 das erste Training leiten und seine Spieler auf das Bundesliga-Topspiel gegen Dortmund vorbereiten. Das soll nach Möglichkeit gewonnen werden. Denn dann wäre der FC Bayern wieder an der Tabellenspitze.

Es ist eines der Ziele, die Salihamidzic am Dienstag dazu bewogen haben, das Handy in die Hand zu nehmen. 

Kimmich über Nagelsmann: "Wenig Platz für Liebe und Herz"

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Seine Haltung zu Julian Nagelsmann machte Joshua Kimmich im Laufe der letzten Tage deutlich. Nach dem Spiel der DFB-Elf suchte er die Schuld für das Aus vor allem bei der Bayern-Mannschaft.

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