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Fiebermessen und desinfizierte Bälle: Ein Besuch beim Geisterspiel

  • Aktualisiert: 01.06.2020
  • 12:47 Uhr
  • ran.de
Article Image Media
© imago images/Eibner
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Unser Autor besuchte am Wochenende erstmals ein Geisterspiel. Dabei ist auch für Journalisten so ziemlich alles anders als gewohnt.

München - "Halt, stop!" Gerade will ich den Ball zurück aufs Spielfeld werfen, als ich aufgehalten werde.

Carina Wenninger, Verteidigerin bei den Frauen des FC Bayern, hat unmittelbar zuvor einen Angriff der TSG Hoffenheim beendet. Der weggeschlagene Ball landet einige Meter neben mir auf der Tribüne des Stadions auf dem Bayern-Campus.

Doch nachdem ich den Ball berührt habe, muss dieser zunächst desinfiziert werden.  

Das Hygienekonzept des DFB sieht das so vor, die Umsetzung der Regeln wird strikt befolgt. Die Spielerinnen sind seit Tagen isoliert, Einflüsse von außen, die mit einem Infektionsrisiko mit SARS-CoV-2 verbunden sind, sollen um jeden Preis verhindert werden. Nicht nur für die Fußballerinnen und Fußballer laufen die Geisterspiele völlig anders ab als gewohnt, auch für Journalisten.

Als freier Journalist habe ich normalerweise eine Dauerakkreditierung für die Spiele der Bayern-Frauen. Doch nach dem Neustart der Bundesliga werden die Pressekarten neu vergeben. Mit meiner Zusage für das Topspiel gegen Hoffenheim erhalte ich einen Fragebogen, in dem ich versichern muss, keine der typischen Symptome einer COVID-19-Erkrankung zu haben, nicht mit erkrankten Personen in Kontakt gewesen zu sein und mich nicht in Risikogebieten aufgehalten zu haben.

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Fieberkontrolle am Stadion-Eingang

Am Stadion angekommen muss ich meine Hände desinfizieren, meinen Personalausweis vorzeigen und den Fragebogen abgeben. Dann kommt der spannendste Teil: Ein Arzt vom Roten Kreuz richtet ein Fieberthermometer in Pistolenform auf meine Stirn. "Sechsunddreißigfünf. Glück gehabt", sagt er. Ich darf also tatsächlich Fußball gucken.

Während des ganzen Spiels muss ich einen Mundschutz tragen, auch auf der Pressetribüne wird der Mindestabstand eingehalten. 45 Minuten vor Anpfiff kommen die drei Torhüterinnen des FC Bayern auf den Rasen, sie lachen und winken den Fans, die nicht da sind.

Schließlich laufen die Mannschaften aus zwei verschiedenen Ecken des Stadions auf das Spielfeld, bei der Gedenkminute für die Corona-Toten kann man im fast leeren Stadion eine Stecknadel fallen hören.

Die Auswechselspielerinnen dürfen nicht auf der Bank sitzen, sie haben ebenfalls auf der Tribüne Platz genommen. Von dort aus verfolgt auch Jürgen Ehrmann das Spiel. Der Cheftrainer der Hoffenheimer kann nicht bei seiner Mannschaft sein, weil er Berufsschullehrer ist und in der Prüfungsphase seine Schüler nicht alleine lassen wollte.

Kein Kontakt zu Spielerinnen und Trainern möglich

Deshalb konnte er die Isolationsphase, in die sich beide Mannschaften begeben haben, nicht mitmachen. Von der Tribüne aus muss er mit ansehen, wie der FC Bayern dank dreier später Tore das Spitzenspiel gewinnt und sich im Rennen um die Champions-League-Plätze vermutlich vorentscheidend absetzt.

Nach Abpfiff ist es für die Journalisten auch nicht wie sonst möglich, an der Pressekonferenz teilzunehmen oder in der Mixed Zone mit den Spielerinnen zu sprechen. Nach Rücksprache mit dem Pressesprecher kommen Antworten auf Fragen, Einschätzungen und Statements zum Spiel per Whatsapp-Sprachnachricht. Schließlich sollen die Spielerinnen und Trainer in ihrer isolierten Blase bleiben, jede Infektion mit dem Coronavirus könnte theoretisch die Fortsetzung der Saison gefährend.

Alles ist also anders als gewohnt. Aber das Spiel am Samstagmittag ist spannend und gut und mir wird klar, was es für ein Privileg es ist, jetzt schon wieder Fußball im Stadion schauen zu dürfen. Bleibt nur zu hoffen, dass der weitere Verlauf der Pandemie es zulässt, dass möglichst bald auch die Fans wieder in die Stadien zurückkehren dürfen.

Christian Stüwe

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