Reus-Abreise vom DFB-Team wird zum Thema
ranSicht zu Hasan Salihamidzics Attacke auf Borussia Dortmund: Sinne schärfen
- Aktualisiert: 12.09.2021
- 18:40 Uhr
- ran.de / Marcus Giebel
Hasan Salihamidzic gilt als Schüler von Uli Hoeneß. Das ist bekannt. Nun hat der Bayern-Sportvorstand mit einem Verbalangriff aus dem Nichts auf Borussia Dortmund gezeigt, dass er vom einstigen FCB-Boss gelernt hat. Die Münchner bekommen dafür keinen Applaus, schärfen aber erfolgreich ihre Sinne, mutmaßt ran-Autor Marcus Giebel.
München - Im Gleichschritt pirschen sich Bayern München und Borussia Dortmund an die Tabellenspitze heran. Nach den beeindruckenden Siegen in Leipzig respektive Leverkusen liegen Deutschlands torhungrige Vorzeigeklubs beinahe einträchtig auf Platz zwei und drei hinter dem makellosen Spitzenreiter VfL Wolfsburg.
Zwischen FCB und BVB könnte also eitel Sonnenschein herrschen. Doch stattdessen brauen sich dunkle Wolken zusammen. Spätestens seit Sonntagvormittag ist das Verhältnis einmal mehr vergiftet.
"Er sollte seine Klappe halten und sich zu den Themen von Bayern München äußern", wetterte Dortmunds Sportdirektor Michael Zorc laut "kicker" in Richtung Bayern-Sportvorstand Hasan Salihamidzic. Und schmetterte noch hinterher: "Was glaubt er eigentlich, wer er ist?"
Salihamidzic zieht Reus-Verletzung in Zweifel
Das war die emotionale Reaktion auf dessen verbalen Angriff in der Sendung "Sky90". Dort hatte sich Salihamidzic über den 90-Minuten-Einsatz von Marco Reus am Samstag echauffiert. Nachdem der BVB-Kapitän aus Verletzungsgründen vorzeitig von der Nationalmannschaft abgereist war und den Island-Trip ausgelassen hatte, wirkte er im Verfolgerduell topfit.
"Es ist schon manchmal verwunderlich, dass man von der Nationalmannschaft wegfährt und dann zwei, drei Tage später wieder spielt", monierte der Ex-Profi und warf der Konkurrenz aus dem Pott quasi vor, das vorzeitige DFB-Aus des anfälligen Offensivallrounders vorgeschoben zu haben.
Immerhin war Reus, der offiziell unter der Woche an Knieproblemen litt, somit ein paar Tage früher zurück in Dortmund.
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Lob für den Einsatz der eigenen Spieler
Salihamidzic vermutet sogar Methode beim BVB: "Es ist ja nicht das erste Mal." Konkrete Beispiele aus der Vergangenheit nannte der Bosnier jedoch nicht. Vielmehr nutzte er die Gelegenheit noch, um die Bayern als positives Beispiel hervorzuheben. Denn deren Stars "bleiben da und spielen immer".
Acht Akteure aus dem Starensemble von der Säbener Straße standen Bundestrainer Hansi Flick, der mit Salihamidzic zum Ende seiner Bayern-Zeit gelinde gesagt nicht gerade im Besten auseinanderging, in den vergangenen anderthalb Wochen zur Verfügung. Mit Thomas Müller hatte jedoch auch ein Münchner abgesagt, wegen Adduktorenbeschwerden verließ er das DFB-Camp vor dem ersten Spiel gegen Liechtenstein. In Leipzig mischte er 75 Minuten lang mit.
Kaum Beifall von der Konkurrenz zu erwarten
Zudem war - freilich vor der Zeit von Salihamidzic - Bastian Schweinsteiger in seinen letzten DFB-Jahren dafür bekannt, Freundschaftsspielen des Nationalteams aus dem Weg zu gehen, davor und danach jedoch im Bayern-Trikot zur Höchstform aufzulaufen. Da scheint der Spruch mit dem Glashaus und dem Stein irgendwie angebracht.
Viel Beifall wird Salihamidzic für seine Attacke wohl kaum erwarten. Abgesehen vom Bayern-Lager vielleicht. Denn diese Einlassung war absolut unnötig. Just in einer Zeit, in der es schien, dass sich die Wogen zwischen Säbener Straße und Borsigplatz geglättet haben.
Kein Grund für Nebenkriegsschauplätze ersichtlich
Was also bezweckt der Intimus von Ex-Bayern-Patron Uli Hoeneß mit seinen Worten? In der Vergangenheit eröffneten die Bayern Nebenkriegsschauplätze eigentlich nur, um von eigenen Problemen abzulenken. Die gibt es nach dem gelungenen Saisonstart und vor dem Auftakt in die Champions League aber augenscheinlich nicht.
Auch wenn Salihamidzic in seiner Schimpftirade auf den BVB nicht unerwähnt ließ, dass der nun verletzte Serge Gnabry bereits während der DFB-Reise unter Rückenschmerzen gelitten hätte. Womöglich trieb ihn also eher der Ärger über den eigenen Spieler an, der sich angeschlagen durch's Länderspiel schleppte und seinem Verein - also Lohn- und Brotgeber - nun in Barcelona fehlen könnte.
Neues Feuer im Kräftemessen an der Spitze
Sicher ist: Ein neues Diskussionsthema liegt auf dem Tisch. Für die Bundesliga. Aber auch den DFB, der natürlich genau überprüfen sollte, aus welchen Gründen nominierte Spieler absagen oder sich vorzeitig verabschieden. Und es ist wieder Feuer drin im Kräftemessen zwischen dem Serienmeister und dem wahrscheinlich aussichtsreichsten Herausforderer.
Vielleicht war es auch genau das, was Salihamidzic provozieren wollte. Denn die Vergangenheit hat schon häufig gezeigt: Je rauer das Klima an der Spitze, desto besser kommen die Bayern ins Rollen. Insofern sollte seine Kritik durchaus hilfreich sein für den Titelfavoriten. Und für sonst niemanden.
Marcus Giebel
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