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Platz drei in der Hinrunde

SC Freiburg im Höhenflug: Abwehrmonster und ein "Starstürmer"

  • Aktualisiert: 20.12.2021
  • 14:22 Uhr
  • ran.de / Tim Brack
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© imago images/Sportfoto Rudel

Der SC Freiburg schließt die Hinrunde auf dem dritten Platz ab - erstmals in der Vereinsgeschichte. Warum ist die Mannschaft von Trainer Christian Streich so erfolgreich? Und kann sie die Champions League erreichen? 

München/Freiburg – Es wollte so gar nicht in das Bild des SC Freiburg als Vertreter der Bodenständigkeit passen, was Vincenzo Grifo da gegen Leverkusen tat. Mit einem Panenka-Elfmeter düpierte er Torhüter Lukas Hradecky zum 1:0.

Ein Lupfer in die Mitte des Tors, ist das nicht überheblich? Ist den Freiburgen schwindelig ob der Höhenluft, die sie gerade atmen? Die Antwort auf diese Fragen muss natürlich Nein lauten. Bevor die Freiburger abheben, gibt der FC Bayern seine Meisterschalen zurück.

Grifo erklärte seinen Kunstschuss später mit seinem vergebenen Elfmeter zwei Wochen zuvor. "Ich bin auch nur ein Mensch und mache mir Gedanken. Ich habe mir gedacht: 'Nicht links, nicht rechts, sondern in die Mitte' - und, dass ein Lupfer die beste Möglichkeit wäre. Ich bin gottfroh, dass er reingegangen ist", sagte der Mittelfeldspieler. Der Panenka habe "null mit Arroganz zu tun" gehabt.

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Die Stärke des SC Freiburg

Das passt dann schon eher zum Freiburger Bild: ergebnisorientiert den richtigen Weg finden – und zurzeit ist das GPS des SC sehr gut kalibriert. Zur Halbzeit der Saison stehen sie mit 29 Punkten auf Platz drei. Erstmals in der Vereinsgeschichte überwintert der Klub auf einem Champions-League-Platz. In den vergangenen zehn Jahren hätte diese Punktausbeute zwei weitere Male zu Platz drei gereicht, einmal zu Platz vier.

Das alles sei "aller Ehren wert", befand Christian Streich in dem Understatement, das er sich für vor und nach den Spielen aufhebt. Zwischendrin arbeitet der SC-Trainer an der Seitenlinie so engagiert und emotional wie seine Elf auf dem Platz. Auch Streich dürfte im Hinterkopf einen Platz für den Fakt reserviert haben, dass seine Mannschaft von der Schwäche einiger Konkurrenten profitiert. Der VfL Wolfsburg, Borussia Mönchengladbach und RB Leipzig schlingern durch die Saison wie mancher Politiker durch die Corona-Krise.

Aber ist es so einfach: Die anderen sind einfach schlechter, deswegen steht Freiburg hinter Bayern und Dortmund? Die Schwäche der Konkurrenz erzählt viel über die Stärke der Freiburger. Im Breisgau ist Kontinuität das große Alleinstellungsmerkmal. Nicht mal ein Erdbeben könnte den Klub erschüttern.

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Freiburg rennt und rennt

Christian Streich ist das Sinnbild für Beständigkeit. Am 29. Dezember feiert er sein zehnjähriges Jubiläum als Cheftrainer. In dieser Saison kann er auf einen Kader zurückgreifen, bei dem ausnahmsweise mal nicht drei oder vier Leistungsträger abgewandert sind, wie es in den Jahren zuvor oft der Fall war. Einzig den offensiven Mittelfeldspieler Baptiste Santamaria ließ der SC ziehen, weil er zurück in die Heimat wollte.

Santamaria hätte wohl auch in dieser Spielzeit einen Platz in der Startformation doch Streich hat auch so eine Stammelf gefunden, an der er nur punktuell herumschraubt. Wer Freiburger Fußball bestellt, bekommt Freiburger Fußball.

Streichs Mannschaft hat verinnerlicht, was der Trainer verlangt: Einsatz bis zu letzten Sekunde! Spiele gegen den SC sind für jeden unbequem – ob Fürther Abstiegskandidaten oder Bayerns Himmelsstürmer, die Gegner werden auch noch in der zweiten Minute der Nachspielzeit angelaufen. Die meisten Zweikämpfe der Liga hat Freiburgs Lukas Höler gewonnen – als Angreifer. Im 3-4-3 oder 4-4-2 mit Doppelsechs geht die Stabilität trotz dieser Spielweise selten verloren. So brachte Freiburg neun von zehn Führungen ins Ziel.

SCF: Beste Defensive der Bundesliga

Großen Verdienst daran hat die Defensive von Torhüter Mark Flekken. Der Niederländer selbst führt seine Vorderleute mit monströsen Leistungen an: Er hat die zweitmeisten Schüsse in der Bundesliga gehalten, verhinderte mit 5,4 Gegentoren mehr als jeder andere Torhüter und niemand hat häufiger zu null gespielt (sechsmal). Vor ihm spielen die Abwehrspezialisten Nico Schlotterbeck, der die viertmeisten Zweikämpfe in der Liga gewonnen hat, und Philipp Lienhart so souverän, dass der SC-Geschäftsführung bald schon einige Angebote ins Postfach gespült werden dürften.

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Der Star im Freiburger Angriff ist kein Spieler

In der Offensive können die Freiburger freilich nicht mit den Offensivmonstern des FC Bayern mithalten. Der SC spielt nicht einmal Sternenstaub vom Himmel, kann sich aber auf ein sehr strukturiertes Angriffsspiel berufen. Einen klaren Zielspieler wie es Anthony Modeste bei Köln ist oder Patrik Schick bei Leverkusen, sucht man in Freiburg vergebens. Kein Profi im Kader hat mehr als vier Tore geschossen. Grifo und Höler sind mit vier Treffern die Spitzenreiter.

Der Star im Angriff ist vielmehr der Kopfball. Elf Treffer hat der SC so schon erzielt – die meisten in der Liga. Viele fallen nach den Hereingaben von Standardspezialist Grifo (sieben Vorlagen).

Ob sich die Freiburger mit diesen Mitteln auf einem Champions-League-Platz halten, dürfte eher fraglich sein. Aber die Zwischenbilanz lässt die Fans zurecht von der ersten Europacup-Teilnahme seit der Spielzeit 2013/14 träumen. Und wenn es nichts wird? Dann wird Freiburg trotzdem seinen Weg weitergehen. Schritt für Schritt, Tor für Tor – und wenn es erforderlich ist, eben auch per Panenka.

Tim Brack

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