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Fast 80 Millionen Euro im Winter investiert

Hertha BSC unter Jürgen Klinsmann: Berliner Großbaustelle mit Gefahrenpotenzial

  • Aktualisiert: 31.01.2020
  • 20:19 Uhr
  • ran.de / Marcus Giebel
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© Getty Images
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Bei Hertha BSC soll 2020 alles anders werden. Besser. Größer. Dafür ging der Klub mit seinem Trainer Jürgen Klinsmann auf große Shoppingtour. Doch diese Taktik birgt durchaus Gefahren. Nicht zuletzt wegen des prominenten Frontmannes.

München/Berlin - Wintertransfers bekommen oft den Stempel von Notkäufen aufgedrückt. Wer im Januar auf Shoppingtour geht, muss vorher - also vor allem im Sommer - etwas falsch gemacht haben. Oder eben eine Kurskorrektur anstreben. So die landläufige Meinung.

Folglich müsste bei Hertha BSC zuletzt enorm viel schiefgelaufen sein. Knapp 80 Millionen Euro haben die Hauptstädter in den vergangenen Wochen locker gemacht. Fast viermal so viel wie jeder andere Bundesligist. Für diese immense Summe kamen die Offensivkräfte Krzysztof Piatek (27 Millionen Euro, AC Mailand) und Matheus Cunha (17 Millionen Euro, RB Leipzig), für das defensive Mittelfeld wurden Santiago Ascacibar (11 Millionen Euro, VfB Stuttgart) und Lucas Tousart (24 Millionen Euro, Olympique Lyon) verpflichtet.

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Cunha kommt in zwei Wochen, Tousart erst im Sommer

Allerdings wird der Brasilianer im Heimspiel gegen Schalke 04 (ab 20:30 Uhr im Liveticker auf ran.de) noch fehlen, erst Mitte Februar zur Mannschaft stoßen - er nimmt aktuell an einem U23-Qualifikationsturnier in Kolumbien teil. Der Franzose Tousart wurde direkt wieder an Lyon verliehen, wird erst in einem halben Jahr ein echter Berliner.

Bis dahin soll die Entwicklung zum "Big City Club", wie Investor Lars Windhorst sein Prestigeprojekt direkt nach seinem Einstieg bezeichnete, bereits entscheidend voran geschritten sein. 224 Millionen pumpt der Unternehmer in den Klub - vorerst. Dem finanziellen Umfang des Engagements dürften keine Grenzen gesetzt sein.

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Unter Zugpferd Klinsmann will Hertha keine Zeit verlieren

Und so ist die große Einkaufstour der "Alten Dame" auch entsprechend zu bewerten. Das vorhandene frische Kapital wird ausgegeben, solange ein Zugpferd wie Jürgen Klinsmann am Ruder steht. Der in Kalifornien beheimatete Schwabe soll Berlins größten Verein, der in der Bundesliga zuletzt nur ein Schattendasein fristete, salonfähig machen und auf der fußballerischen Europakarte etablieren.

Dem 55-Jährigen und seinen Visionen verschreibt sich der Klub in seiner wohl wichtigsten Phase der jüngeren Geschichte quasi mit Haut und Haaren. Bezeichnenderweise sah sich Manager Michael Preetz bereits in den ersten Wochen nach Klinsmanns Verpflichtung dazu genötigt klarzustellen: "Die Zielsetzungen für Hertha BSC formulieren nach wie vor wir. Die Entscheidungsgewalt liegt ausschließlich beim Klub."

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Winter-Transferaktivitäten deutlich umfangreicher als im Sommer

Dennoch lässt sich nicht wegdiskutieren, dass die Aktivitäten auf dem Transfermarkt im Januar deutlich umfangreicher ausfielen als noch vor der Saison. Schon damals standen die Windhorst-Millionen zur Verfügung. Dodi Lukebakio war im Sommer der einzige Neue, für den eine zweistellige Millionensumme ausgegeben wurde.

Nun fallen also alle vier Neuzugänge in den achtstelligen Eurobereich. Dabei bietet der Markt im Winter grundsätzlich weit weniger Möglichkeiten. Die Herthaner versuchten, das Beste aus den Gegebenheiten zu machen. Zeitweise wurden sogar solch' prominente Namen wie Granit Xhaka oder Mario Götze gehandelt. Da wirken Tousart oder Cunha eben eher wie B-Lösungen. Wobei: Alle Neuzugänge sind noch jung. Tousart und Ascacibar sind 22 Jahre alt, Cunha 20 und Piatek ist mit seinen 24 Lenzen auch noch nicht am Ende seiner Entwicklung. Sie alle haben also noch Potenzial, können in der Zukunft noch besser werden.  

Talente wie Stark und Maier bleiben offenbar auf der Strecke

Dass bei diesem Weg nun diverse Größen aus dem aktuellen Kader auf der Strecke bleiben, gehört jedoch auch zur Wahrheit. Im Zuge des Piatek-Transfers wurde noch auf den letzten Drücker Davie Selke abgegeben - der ehemalige U21-Nationalspieler wird an Werder Bremen verliehen. Bei Per Ciljan Skjelbred scheint schon länger klar zu sein, dass dessen Kontrakt in Berlin nicht verlängert wird - sein Ersatz: Ascacibar. Und da auch die Leihe von Marko Grujic mit dem FC Liverpool endet, darf der Tousart-Transfer letztliche Eins-zu-Eins damit "verrechnet" werden. 

Mit zugegebenermaßen zuletzt formschwachen Niklas Stark und dem zuletzt verletzungsgeplagten Arne Maier müssen sich zwei weitere Youngster vorerst hintenanstellen. Stark, zuvor sogar als Kapitän im Einsatz, fand sich Ende der Hinrunde plötzlich auf der Bank wieder, monierte laut "Berliner Morgenpost": "Mir wurde das nicht wirklich erklärt. Das hätte ich mir natürlich anders gewünscht."

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Frontmann Klinsmann will "groß denken"

Eigengewächs Maier galt eigentlich als das Gesicht der Hertha-Zukunft, soll mittlerweile aber seinen Wechselwunsch hinterlegt haben. Zwar wurde dem ein Riegel vorgeschoben, dennoch drängt sich dem externen Beobachter der Eindruck auf: Dem Streben nach dem schnellen Aufschwung fallen einige von Herthas Rohdiamanten zum Opfer.

Dazu passt eine Aussage Klinsmanns, die er vor Beginn der Transferperiode tätigte: "Du musst als Berlin den Anspruch haben: 'Big Picture', groß denken." Heißt etwa: Der Klub soll seiner Heimatstadt gerecht werden. Dafür startete das Jahr 2020 mit dem Großreinemachen.

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Schon 20 Spieler unter Klinsmann in der Startelf

Mit Ondrej Duda (Norwich City) und Eduard Löwen (FC Augsburg) wurden zwei weitere Profis leihweise abgegeben. Beide tauchten unter Klinsmann nur jeweils einmal in der Startelf auf. Insgesamt erlebten seit dem Trainerwechsel bereits 20 Spieler den Anpfiff auf dem Feld mit - in sieben Partien.

Experimentierfreudig ist der neue Frontmann also in jedem Fall. Mit Herzblut und Eifer bei der Sache sowieso. Ähnlich wie vor anderthalb Jahrzehnten beim DFB, den der Ex-Stürmer nach verkorksten Jahren von 2004 bis 2006 in Windeseile umkrempelte und damit den Weg ebnete für den späteren WM-Titel 2014.

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Klinsmann-Crew nur bis Sommer an Hertha BSC gebunden

Doch der Blick zurück offenbart eben auch: Klinsmann geht zwar in seiner Arbeit auf und schreckt nicht vor unangenehmen Entscheidungen zurück, verheiratet ist er aber nur mit seiner Ehefrau. Bestes Beispiel: Den DFB verließ er just nach dem Sommermärchen, das mit dem sensationellen dritten Platz endete und eine enorme Aufbruchstimmung in Fußballdeutschland entfachte.

Sein Vertrag, der ihn an die Berliner Großbaustelle bindet, endet nach der laufenden Saison. Gleiches gilt für die komplette Klinsmann-Crew: die Assistenten Alexander Nouri und Markus Feldhoff, Fitnesstrainer Werner Leuthard sowie Performance Manager Arne Friedrich. Torwarttrainer Andreas Köpke war lediglich für ein paar Wochen vom DFB ausgeliehen worden.

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Hertha-Projekt untrennbar mit Klinsmann verbunden

Das große Stühlerücken muss sich also in diesem Jahr nicht nur auf den Rasen beschränken. Sicher ist aber auch: Die neue Hertha ist untrennbar mit dem Namen Klinsmann verbunden. Der gebürtige Göppinger marschiert vorneweg. Fraglich nur, wie lange noch.

Zeit ist im Profifußball aber ohnehin ein Faktor, den es nicht zu sehr auszureizen gilt. Schließlich soll sich der Erfolg im Idealfall schon gestern einstellen. Der Hertha könnte da der Spielplan zugutekommen. Der meint es nämlich gut mit dem Klub.

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Berliner stehen vor Kellerkinder-Wochen

Nach dem Heimspiel gegen Schalke 04 tritt der Tabellen-13. in der Liga nacheinander gegen die fünf Teams an, die hinter den Berlinern rangieren: den 1. FSV Mainz 05, den SC Paderborn, den 1. FC Köln, Fortuna Düsseldorf und Werder Bremen. Es kann also rasant in die Richtung gehen, die auch Rekordtransfer Piatek vorgibt. Der 27-Millionen-Euro-Einkauf betonte, er wolle "schnellstmöglich in der Tabelle einige Plätze nach oben". Sonst wäre er wohl auch nicht gekommen.

Der letzte Europa-League-Platz, den die Schalker belegen, ist elf Punkte entfernt. Eine Menge Holz. Doch zumindest kann niemand der Hertha vorwerfen, nicht Vollgas gegeben zu haben in den ersten Wochen des Jahres. Klar ist aber auch: Endet die Saison im Niemandsland der Tabelle oder gar in den ganz tiefen Regionen, könnte die Luft schnell raus sein aus dem ehrgeizigen Plan.

Denn je höher die Träume fliegen, desto größer ist die Gefahr des Scheiterns. Allzu viele Kurskorrekturen tun Großbaustellen niemals gut - schon gar nicht in Berlin.

Marcus Giebel

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