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Borussia Mönchengladbach

Marco Rose und Borussia Mönchengladbach: "Stromausfall" statt Emotionalität und Gier

  • Aktualisiert: 10.05.2021
  • 15:59 Uhr
  • ran.de/ Tim Althoff
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© 2021 Getty Images
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Marco Rose ist mit viel Charisma und Versprechen in seine Aufgabe bei Borussia Mönchengladbach gegangen. Nach einer hoffnungsvollen ersten Saison scheint die "Fohlenelf" zwei Jahre später wieder am Anfang zu stehen. 

München - "Wenn du mit den Großen pinkeln willst, dann musst du auch so auftreten", so die Weisheit von Marco Rose, der gegenüber dem "ZDF" nach der herben 0:6-Klatsche gegen den FC Bayern München nach Erklärungen suchte.

Es habe von Beginn an die Überzeugung gefehlt, man hätte die Intensität nicht reinbekommen. "Irgendwann war es dann bei uns gefühlt Stromausfall." 

Obwohl die Bayern schon vor dem Spiel als Deutscher Meister feststanden und die Gladbacher noch um die wichtigen europäischen Plätze spielen, hatte die "Fohlenelf" früh abgeschenkt. Schon nach der Halbzeit stand es 4:0 für die Gastgeber. 

Dass man in München untergeht, ist keine Seltenheit. Borussia Dortmund und diverse andere Bundesligisten können da ein Lied von singen. Die Art und Weise ist jedoch besorgniserregend. 

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Borussia Mönchengladbach: Marco Roses Zauberwörter gehen verloren

Ganze 80 Sprints weniger sind Denis Zakaria, Marcus Thuram und Co. gelaufen - ein Wert, der Roses Spielidee im Kern widerspricht. Emotionalität, Gier, Aktivität. Diese drei Zauberwörter sprach er auf seiner Antritts-PK im Mai 2019 an.

"Wir wollen sehr aktiv gegen den Ball arbeiten, viel sprinten, das sind Dinge, die es in den letzten Jahren hier so nicht gab", stichelte er damals subtil gegen seine Vorgänger Dieter Hecking und Andre Schubert. 

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Der Meinung einiger Gladbach-Fans, dass die Borussia unter Hecking in diesem Jahr eine ähnliche Leistung hätte bringen können, wird Rose nicht viel entgegensetzen können.

Das Erreichen des vierten Tabellenplatzes und die Qualifikation für die Champions League ist ohne Frage eine tolle Leistung. 

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Borussia Mönchengladbach: Magische CL-Abende konnten nicht übertragen werden

Aber daran konnte er mit einem zusätzlichen Wettbewerb im Kalender genauso wenig anknüpfen wie seine Vorgänger. Mit zwölf Spielen weniger ist sein Punkte-Durchschnitt von 1,62 außerdem nur minimal besser als der von Hecking (1,54), der die Mannschaft in seinem letzten Jahr immerhin auf den 5. Platz führte. 

Dabei war der von Sportdirektor Max Eberl zusammengestellte Kader wohl nie besser - erst Recht nicht in der Breite. Rose hatte in dieser Saison eine identische Mannschaft wie in seinem ersten Jahr zur Verfügung, die auf einzelnen Positionen noch in der Tiefe verstärkt werden konnte. 

Einen spielerischen Schritt nach vorne machte das Team trotzdem nicht - im Gegenteil. Stellte die Elf vom Niederrhein 2019/2020 noch eine der besten Defensiven der Liga, gibt es 2020/2021 nur noch zwei Teams mit mehr Gegentoren - die Kellerkinder Schalke und Köln. 

Magische CL-Abende mit Top-Gegnern wie Real Madrid und Inter Mailand oder berauschende Schützenfeste gegen Schachtjor Donezk stellen heute - im Gesamtkontext der Saison - nur noch Ausnahmen dar.  Im Bundesliga-Alltag konnte, vielleicht durch das Fehlen der Fans, nicht an diese Leistungen angeknüpft werden. 

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Marco Rose: "Champions League passt uns nicht in den Kram" 

Die Spannung ging sichtlich verloren. Sinnbildlich dafür steht beispielsweise Alassane Plea, der in 28 Bundesliga-Partien sechs Tore und in nur acht CL-Partien fünf Tore erzielte. 

Das Achtelfinale gegen Manchester City war für Rose kurz vor Ende der eigentlich erstrebenswerten Europa-Reise sogar nur noch ein Dorn im Auge. "Das Champions League-Spiel passt uns gar nicht in den Kram. Wir hätten gerne eine Trainingswoche, um uns auf die Kernaufgabe in der Bundesliga vorzubereiten", murmelte er vor dem Rückspiel angesichts des damaligen besorgniserregenden Negativlaufs. 

Emotionalität, Gier, Aktivität? Fehlanzeige! 

Borussia Mönchengladbach: Sündenbock Dreifachbelastung

In Sachen Emotionen kann sich die Mannschaft höchstens ein Beispiel an Hans Meyer nehmen, der die Spieler als Präsidiumsmitglied in einer flammenden "Doppelpass"-Diskussion in Schutz nahm und alles auf die Dreifachbelastung schob. 

"Frankfurt und Wolfsburg machen es überragend und werden international spielen. Wir hatten aber sechs Spiele mehr als die beiden - und von denen waren zwei gegen Real Madrid. Sechs Spiele in sechs Wochen mehr! In dieser Zeit haben wir in den Punktspielen neun Punkte zu Hause abgegeben. Wir sind auf dem Zahnfleisch gekrochen", schimpfte die Trainerlegende.

Ein deutscher Klassiker: Den europäischen Wettbewerb als Ziel ausgeben und ihn abfeiern, wenn er erreicht ist, ihn aber während der Saison als Sündenbock für ausbleibende Leistungen hinstellen. 

Dabei sollte Gladbach damit allmählich umgehen können - schließlich hat man es sukzessive geschafft, sich in Sachen Kaderstärke in den deutschen Top 7 zu etablieren. Europäische Wettbewerbe sind keine Neuheit mehr, die Dreifachbelastung war oft genug Thema.

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Max Eberl freut sich sogar auf die Conference League

Wenn man schon nicht dankbar für Spiele gegen Real, Inter und Manchester City ist, wie will man die Truppe dann für möglicherweise anstehende Aufgaben in der Europa League oder sogar Conference League motivieren? 

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Max Eberl peilt die Teilnahme an den Wettbewerben der UEFA jedenfalls erneut an: "Europa ist immer ein lohnenswertes Ziel." Sogar die Conference League, die ihm in der öffentlichen Wahrnehmung zu schlecht wegkommt. 

"Ich finde das ein bisschen despektierlich, wie darüber gesprochen wird, weil ich finde, dass du in Europa immer tolle Spiele und tolle Events hast, egal gegen wen und in welcher Stadt", betont der starke Mann am Niederrhein.

Wie die Spieler auf den Wettbewerb eingestellt werden, ist jedenfalls nicht mehr Roses Aufgabe. Dank des Dortmunder Schlussspurts kann er sich berechtigte Hoffnung auf eine weitere Saison in der Königsklasse machen. 

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Marco Rose: Wie viel Glaubwürdigkeit ist verschwunden? 

Die Frage wird jedoch sein, inwieweit der 44-Jährige an Glaubwürdigkeit verloren hat. In einem Geschäft, in dem Verträge oft genug vor ihrem Ablauf in den Tiefen sämtlicher Geschäftstellen-Schredder landen, ließ er sich zu dem Satz hinreißen, dass es sein Job sei, "Dinge zu entwickeln". Und weiter: "Dafür unterschreibe ich hier auch für drei Jahre." 

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Die Entwicklung in Gladbach blieb aus, am Niederrhein setzt sich die Achterbahnfahrt auf den einstelligen Tabellenplätzen in der Bundesliga fort. Der künftige Trainer Adi Hütter wird seine Aufgabe an einem ähnlichen Punkt beginnen wie Rose vor zwei Jahren.

Bleibt die Frage, ob und in welchem zusätzlich belastenden Wettbewerb. Rose gibt sich immerhin kämpferisch: "In den nächsten Spielen müssen wir alles raushauen." Emotionalität, Gier und Aktivität sind einmal mehr gefordert. 

Ein weiterer Stromausfall würde aber auch keinen mehr wundern. 

Tim Althoff

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