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Markus Babbel exklusiv zum Flick-Abschied beim FC Bayern

Markus Babbel: "Flick wirkte sofort extrem erleichtert und total befreit"

  • Aktualisiert: 18.04.2021
  • 08:53 Uhr
  • ran.de
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© getty
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Die Abschiedsankündigung von Hansi Flick beim FC Bayern schlägt hohe Wellen. Der frühere Bayern-Spieler Markus Babbel spricht im exklusiven Interview mit ran.de über den Paukenschlag und die Folgen. 

München - Er trug zwischen 1991 und 2000 ganze 182 Mal das Trikot des FC Bayern und gewann mit den Münchnern drei Mal die Deutsche Meisterschaft, einmal den Uefa-Cup und einmal den DFB-Pokal. Im exklusiven Interview mit ran.de spricht Markus Babbel unter anderem über die Abschiedsankündigung von Bayern-Coach Hansi Flick und warum er ihn sich sehr gut als neuen deutschen Nationaltrainer vorstellen könnte.

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Lothar Matthäus sieht Hansi Flick als neuen Bundestrainer
News

Matthäus erwartet schnelle DFB-Einigung mit Flick

Lothar Matthäus erwartet nach der Abschiedsankündigung von Trainer Hansi Flick beim FC Bayern München eine schnelle Einigung mit dem DFB.

  • 17.04.2021
  • 20:05 Uhr

ran.de: Herr Babbel, Hansi Flick hat nach dem 3:2-Auswärtssieg seines FC Bayern beim VfL Wolfsburg bekanntgegeben, dass er bei den FCB-Verantwortlichen zum Saisonende um die Auflösung seines noch laufenden Vertrages als Coach des deutschen Rekordmeisters gebeten hat. Kommt diese Entscheidung für Sie nach den Unruhen in den vergangenen Wochen überraschend?

Markus Babbel: "Aus seiner persönlichen Sicht kommt diese Entscheidung sicherlich nicht mehr überraschend. Denn er schien schon brutal unter der ganzen Situation gelitten zu haben. Es steht ja außer Frage, dass Hansi Flick ein außergewöhnlicher Trainer ist, dem ich auch in Interviews übrigens immer wahnsinnig gerne zugehört habe. Die waren fundiert, tiefgründig, hatten immer eine Message und in allen Situationen wirkte er ganz lässig und cool. Da waren wirklich zum Teil Aussagen dabei, da konnte selbst ich als gestandener Trainer noch einiges lernen.

Aber seit einigen Wochen war gefühlt von heute auf morgen alles anders, als hätte man Flick den Stecker gezogen. Er war auf einmal sehr einsilbig und überhaupt war dieser ganze Eiertanz nur noch schwer zu ertragen. Ich frage mich wirklich, wenn selbst so ein außergewöhnlicher und überaus erfolgreicher Trainer wie Flick wochenlang nicht mehr klar und deutlich formulieren kann, ob er bei einem Klub bleiben möchte oder nicht, wer soll es dann noch machen?

Zumal ich der festen Überzeugung bin, dass die Bayern selbst schon längst wussten, dass Flick den Verein im Sommer verlassen wird. Und Flick lief seit zwei, drei Wochen selbst Gefahr, durch seine wachsweichen Aussagen sein eigentlich wunderbares Image und seinen Kredit bei den Fans zu verspielen. Dabei hat er das gar nicht nötig. Wenn ich an diesem Spieltag wieder einmal gesehen habe, wie sich die Mannschaft gegen Wolfsburg zerrissen und bis zum Ende gefightet hat, obwohl sie stehend K.o. waren, dann war das herrlich anzuschauen. Und das ist ganz allein sein Verdienst."

ran.de: Inwiefern halten Sie den von Flick gewählten Zeitpunkt für richtig?

Babbel: "Er hätte vielleicht noch die kommende englische Woche mit der offiziellen Verkündung abwarten können. Aber ich hatte jetzt das Gefühl, dass ihm diese Entscheidung so schwer im Magen lag, dass er sie verkünden musste. Flick wirkte auf mich danach auch sofort extrem erleichtert und total befreit. Der DFB-Pokal und die Champions League sind in dieser Saison sowieso schon weg und in der Meisterschaft liegen die Bayern aktuell sieben Punkte vor RB Leipzig. Der Titel dürfte den Münchnern also nicht mehr zu nehmen sein. Von daher läuft Flick jetzt auch nicht zwingend Gefahr, irgendetwas zu verspielen."

ran.de: Welche Rolle spielte bei Flicks Entscheidung Ihrer Meinung nach der angebliche interne Machtkampf mit Bayern-Sportvorstand Hasan Salihamidzic?

Babbel: "Natürlich wird auch das eine gewisse Rolle gespielt haben, überhaupt keine Frage. Flick ist ein absoluter Harmonie-Mensch, der sich mit allen gut verstehen möchte und sich selbst immer erst einmal hintenanstellt. Selbst als die Bayern in der vergangenen Saison nicht zuletzt dank ihm das Triple gewonnen hatten, hat er erst einmal alle anderen genannte, bis in diesem Zusammenhang irgendwann endlich auch mal sein Name fiel.

Auf der anderen Seite ist dieser angebliche Machtkampf mit Brazzo medial vielleicht auch ein bisschen größer gemacht worden als er wirklich war. Ich kann mir einfach überhaupt nicht vorstellen, dass Salihamidzic ganz allein irgendwelche Transfers getätigt hat und Flick dabei kein Mitspracherecht hatte. So funktionieren Spielerverpflichtungen bei so einem großen Klub auch nicht. Da ist immer der Vorstand und der Cheftrainer involviert, erst dann wird der Sportdirektor tätig und holt den betreffenden Spieler final zum Verein.

Möglicherweise gab es hier und da zwischen Flick und Brazzo kontroverse Diskussionen, weil der eine oder andere Transfer nicht so geklappt hat, wie sie es gerne gehabt hätten. Aber auch das ist doch völlig normal. Vielleicht ist Flick nach den vergangenen eineinhalb Jahren inklusive der Corona-Pandemie jetzt auch müde und braucht einfach mal eine Pause. Das wäre nicht ungewöhnlich. Der FC Bayern ist ein Energie-Räuber, da musst du immer zu einhundert Prozent bei der Sache sein. In so einer Phase wie der aktuellen Corona-Pandemie noch umso mehr."

ran.de: Welche Rolle spielt bei Flick aus Ihrer Sicht die Aussicht ab Sommer neuer, deutscher Bundestrainer zu werden?

Babbel: "Es ist doch total logisch, dass er sich darüber Gedanken macht. Und aus meiner Sicht auch völlig legitim. Denn das ist der größte und renommierteste Trainerjob, den du in Deutschland erreichen kannst. Mit einer tollen Mannschaft und einer unglaublichen Tradition. Es gibt wirklich schlechtere Nationen, die man trainieren kann.

Außerdem bin ich der festen Überzeugung, dass Flick auch tatsächlich auf der Short-List des DFB steht und somit sicherlich extrem gute Chancen auf die Nachfolge von Jogi Löw hat. Es würde ja auch Sinn machen, weil er als ehemaliger Co-Trainer der deutschen Nationalmannschaft und DFB-Sportdirektor die Strukturen des Verbandes perfekt kennt und ihn beispielsweise die Bayern-Spieler bekanntlich über alle Maßen schätzen. Ein Fakt, der für einen deutschen Nationaltrainer nur von Vorteil sein kann."

Das Interview führte: Dominik Hechler

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