Bundesliga
Matthias Ginter bei Gladbach: Kommt Zeit, kommt Aber
- Aktualisiert: 31.10.2020
- 17:45 Uhr
- ran.de / David Kreisl
Beinahe still und leise mauserte sich Matthias Ginter zum Abwehrchef der Fohlen und Stammspieler der Nationalmannschaft. Führt ihn sein Weg im Sommer nun ins Ausland?
München/Mönchengladbach - Zeit ist ein hohes, oft gar nicht mehr vorhandenes Gut im Fußball, seitdem die Pandemie auch diese Welt auf den Kopf gestellt hat. Und ein ohnehin übervoller Kalender zu einem noch größeren Terminklumpen zusammengestaucht wurde.
Wohl dem also, der sie noch hat, die Zeit. Matthias Ginter zum Beispiel hat sie. Immerhin dann, wenn es um eine mögliche Vertragsverlängerung bei Borussia Mönchengladbach geht, für die er seit dreieinhalb Jahren aufläuft.
"Ich fühle mich hier wahnsinnig wohl. Ich kann mir grundsätzlich vorstellen, hier länger zu bleiben", sagte Ginter kürzlich. "Aber es gibt keinen Zeitdruck."
Mailand wollte Ginter schon im Sommer
Nun wird ja gerne gesagt, dass alles, was vor einem "aber" kommt, entweder nutzlos oder gelogen ist. In Ginters Fall trifft das freilich nicht zu, dennoch war der relevanteste Teil der Aussage nach dem "aber" zu finden: kein Zeitdruck.
Etwa, um Alternativen zu einer Verlängerung auszuloten? Bis Sommer 2022 steht der Verteidiger bei den Fohlen noch unter Vertrag, denen er (ohne "aber") ein "wahnsinniges Potenzial in den nächsten Jahren" bescheinigt.
Das gibt es aber auch woanders. Und woanders, da will man ihn. Atletico und vor allem Inter buhlten schon im vergangenen Transferfenster intensiv um den 26-Jährigen. "Ich habe das Interesse zwar wahrgenommen", kommentierte Ginter das nüchtern, "aber im Sommer keinen Gedanken an einen Wechsel nach Mailand verschwendet - da ich weiterhin mit Gladbach große Ziele habe."
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"Geld war noch nie mein Antrieb"
Der nächste Sommer wird aber kommen, und mit ihm ein Transferfenster. Eines, in dem Ginter - der sich in einem Podcast der "Zeit" kürzlich so viel Ehrgeiz attestierte, dass er in seinem Leben "selten zufrieden" sein könne - primär die Frage stellen wird, wo er den nächsten Entwicklungsschritt machen kann und will.
Die finanzielle Situation wird dabei keinen Einfluss haben. "Geld war noch nie mein Antrieb", sagte er einmal. Eher: Wo kann er noch besser werden?
234 Bundesligaspiele hat er mit 26 Jahren schon absolviert. Er wurde Weltmeister 2014, ohne eine Sekunde gespielt zu haben, er war beim Untergang der DFB-Elf in Russland 2018 dabei, ebenfalls ohne Einsatz.
Ein beinahe kompletter Innenverteidiger
Bei der Europameisterschaft im kommenden Jahr aber wird er, unabhängig von der taktischen Ausrichtung, zur Stammformation gehören. Symbolisch für die stetige wie steile Entwicklung Ginters zum Führungsspieler, zur "stillen Autorität", wie ihn die "Süddeutsche Zeitung" nannte.
Und das abseits vom Klischee des brüllenden Vorstoppers, weshalb so mancher vielleicht mit Führungsspieler Ginter fremdelt. Doch der ist nicht nur ein Leader, sondern auch ein Innenverteidiger, der beinahe komplett ist: mit herausragender Antizipation, robuster Zweikampfführung, einem feinen Fuß in der Spieleröffnung und - zuletzt immer öfter - Torriecher.
Eine hochqualitative Mischung aus fußballerischen und menschlichen Aspekten, mit denen Ginter den Gladbachern über 2022 hinaus helfen könnte. Aber eben auch: woanders.
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