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Hertha-Manager steht in der Kritik

Michael Preetz im Manager-Check: Guter Händler ohne das Händchen für Trainer

  • Aktualisiert: 23.08.2020
  • 21:35 Uhr
  • ran.de/Dominik Kaiser
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© getty
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Nach Jürgen Klinsmanns Rundumschlag steht Herthas Geschäftsführer Sport Michael Preetz im Zentrum der Kritik des kriselnden Hauptstadtklubs. Der Ex-Bundestrainer betrachtet aber nur eine Seite der Medaille.

München - Es war eine Abrechnung, wie es sie in der Bundesliga-Historie nur selten gab. In einem mehrseitigen Protokoll holte Herthas Ex-Trainer Jürgen Klinsmann zum Rundumschlag aus und traf vor allem eine Person: Geschäftsführer Sport Michael Preetz.

"Wir haben die Anschuldigungen und Vorwürfe unseres ehemaligen Trainers mit großer Betroffenheit zur Kenntnis genommen und behalten uns rechtliche Schritte vor", so Preetz kurz und knapp zu den Aufzeichnungen.

Klinsmanns Vorwurf: "Der Klub hat keine Leistungskultur, nur Besitzstandsdenken. Es fehlt jegliches Charisma in der Geschäftsleitung. […] Es gibt eine Lügenkultur, die auch das Verhältnis der Spieler mit Preetz zerstört hat", bilanzierte der ehemalige Bundestrainer in seiner Abschrift, die die "SportBild" veröffentlichte. Doch steht Michael Preetz zurecht im Mittelpunkt der Kritik? Die Antwort lautet: Ja und Nein.

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Hoeneß-Nachfolger: Kein leichtes Erbe

Seit Juni 2011 leitet der heute 52 Jahre alte Ex-Profi als Nachfolger des "allmächtigen" Dieter Hoeneß die sportlichen Geschäfte beim Hauptstadtklub – kein leichtes Erbe. Hoeneß hinterließ dem Verein bei seinem Abgang ca. 33 Millionen Euro Schulden, damals mit steigender Tendenz. Manager-Novize Preetz stand ohne Startkapital da. Die Folge war der direkte Abstieg in der Premieren-Saison.

Ein Umdenken im gesamten Klub musste her. Sportlich geringere Ansprüche, wirtschaftliche Vernunft und bevorzugt Transfers junger Spieler, um diese anschließend gewinnbringend zu verkaufen. Vor allem Letzteres machte Preetz zu seiner Paradedisziplin.

Gute Transferbilanz vor dem Tennor-Investment

Ein Blick auf die Saisons 2009/2010 bis 2018/2019 zeigt, dass Preetz sein Handwerk in Sachen Transfers beherrscht. Nur in vier dieser zehn Spielzeiten hatte Hertha BSC eine negative Transferbilanz. Allerdings bewegen sich die Verluste im Bereich von 400.000 Euro bis maximal 2,4 Millionen Euro – Kleinbeträge im modernen Fußball. Insgesamt kommt der Verein in diesen zehn Jahren unter Preetz auf ein sattes Transferplus von 21,3 Millionen Euro.

Besonders hervorzuheben sind dabei die Wechsel von Mitchell Weiser und John Anthony Brooks. Weiser, der den Durchbruch beim FC Bayern verpasste, kam 2015 ablösefrei nach Berlin. 2018 gab ihn Hertha für zwölf Millionen Euro an Bayer 04 Leverkusen ab. Brooks stammt aus der Jugendakademie der Berliner und wurde bereits 2017 für die damals klubinterne Rekordsumme von 17 Millionen Euro an den VfL Wolfsburg verkauft.

Darüber hinaus vereinbarte Preetz 2014 mit der New Yorker Investment-Firma KKR einen Einstieg über 12,79 Prozent in den Klub, der 61,2 Millionen Euro in die klammen Kassen spülte. Hertha war so in der Lage, Verbindlichkeiten zu begleichen und wichtige Einnahmequellen wie die Rechte am Stadion-Catering zurückzuerwerben. Im November 2018 erwarb die "Alte Dame" für 71,2 Millionen Euro die gesamten Anteile vorzeitig zurück. 

"Unsere Entwicklung wäre ohne KKR eine andere gewesen", sagte Finanzchef Ingo Schiller dem "kicker". Konkret: Ohne diesen Schritt hätte die "Tennor Holding" um Investor Lars Windhorst ein halbes Jahr später keine 224 Millionen Euro in den Verein gepumpt. Dass Hertha BSC nach Jahren der Sparsamkeit auf ein neues Level gestiegen ist, liegt durchaus an der guten Arbeit eines Michael Preetz.

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Mehr Trainer als Dienstjahre

Gerade die Trainerbank verkam unter dem Geschäftsführer Sport Michael Preetz einem echten Schleudersitz. Insgesamt waren seit seinem Amtsantritt 13 Übungsleiter für die Profi-Mannschaft von Hertha BSC verantwortlich, darunter fast grotesk wirkende Namen wie Michael Skibbe und Otto Rehhagel. Einzig Rekordspieler Pal Dardai brachte von 2015 bis 2019 etwas Kontinuität. 

Für Hertha sollte es nach der Dardai-Ära sportlich attraktiver werden. Preetz entschied sich für die günstige Variante und beförderte U23-Trainer Ante Covic zum Chef. Der scheiterte bereits im November 2019, nachdem Hertha auf den Relegationplatz gerutscht war. Es folgte die zehnwöchige Odyssee um Jürgen Klinsmann, die in der aktuellen Schlammschlacht endete.

Der nächste Trainer bestimmt sein Schicksal

Zusammenfassend heißt das: Michael Preetz hat Hertha BSC 2009 überschuldet übernommen, sich durch clevere Transfers ausgezeichnet und mit zwei Investment-Deals den Verein finanziell auf sichere Beine gestellt.

Doch beim wichtigsten Kriterium, der sportlichen Weiterentwicklung, stagnieren die Berliner. Und den Trainer stellt der sportliche Geschäftsführer ein. Auf dieser Seite stehen zwölf entlassene oder zurückgetretene Übungsleiter und aktuell ein Fußball, der für neutrale Zuschauer oft kaum erträglich ist. Interims-Coach Alexander Nouri wird spätestens im Sommer den Verein verlassen (müssen).

Doch nun steht Herthas Rekordtorschütze vor der schwersten Entscheidung seiner Karriere. Der nächste Trainer bestimmt das Schicksal des Michael Preetz. Bringt er den selbsternannten "Big City Club" sportlich weiter, wird die Causa Klinsmann schnell vergessen sein. "Ich halte das aus", kommentierte Michael Preetz Klinsmanns Schelte auf einer Pressekonferenz. Scheitert allerdings auch Trainer Nummer 14, wird wohl auch die Preetz-Ära in Berlin enden.

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