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Leverkusen-Sportdirektor exklusiv bei ran.de

Rolfes: "An eine Saison ohne Europa denke ich gar nicht"

  • Aktualisiert: 02.04.2021
  • 23:19 Uhr
  • ran.de
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© 2021 imago
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Um die Saison zu retten, hat sich Bayer Leverkusen von Trainer Peter Bosz getrennt. Im Interview mit ran.de spricht Sportdirektor Simon Rolfes über die Gründe und erklärt, was sich Nachfolger Hannes Wolf von Pep Guardiola abschauen kann.

München/Leverkusen - Bayer 04 Leverkusen hat die Reißleine gezogen und sich von Trainer Peter Bosz getrennt, um vielleicht doch noch die Champions League erreichen zu können. Vor dem Spiel gegen den FC Schalke 04 (Samstag, ab 15:30 Uhr im Liveticker auf ran.de) erläutert Sportdirektor Simon Rolfes, warum Ex-Trainer Peter Bosz gescheitert ist, was man sich beim Werksklub nun von Nachfolger Hannes Wolf erhofft und warum Pep Guardiola durchaus als Vorbild gelten darf.

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  • 02.04.2021
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ran: Herr Rolfes, wann war Ihnen persönlich klar, dass Peter Bosz das Ruder nicht mehr würde herumreißen können?

Simon Rolfes: Final natürlich nach der Niederlage bei Hertha am vergangenen Spieltag. Diese Entwicklung aber hatte sich schon im Verlauf der Rückrunde abgezeichnet, als sich das Muster – viel eigener Ballbesitz, Torchancen bleiben ungenutzt, erste Chance für den Gegner: Tor! – immer mehr verfestigte. In Mönchengladbach gab es zwischenzeitlich noch einmal ein gutes Spiel, und wir schienen wieder Stabilität gefunden zu haben. Leider hat sich das gegen Bielefeld und in Berlin aber als Trugschluss erwiesen, sodass klar war, dass wir jetzt etwas ändern müssen.

ran: Wie erklärt es sich, dass eine Mannschaft, die bis kurz vor Weihnachten beinahe jeden Gegner nahezu an die Wand gespielt hat und Tabellenführer war, plötzlich so den Faden verliert?

Rolfes: Erstens gilt: Um erfolgreich sein zu können, musst du immer an dein Maximum gehen. Tust du das nicht, bleibst du nicht nur stehen, sondern machst einen Schritt zurück. Dann aber kommt zweitens: Du musst darüber hinaus bereit sein, auch im Erfolg immer wieder deine Strategie anzupassen. Der Gegner verändert sich ja auch, um dir gegenüber bestehen zu können. Also musst du ihm immer wieder neue Aufgaben stellen und neue Schwierigkeiten bereiten. Und mit beiden Punkten hatten wir seit Weihnachten zu kämpfen.

ran: Ist Bosz diese Anpassung also schwer gefallen?

Rolfes: Er hat es versucht, wie man etwa gegen Borussia Mönchengladbach sehen konnte. Aber am Ende hat es dauerhaft einfach nicht funktioniert. Natürlich ist es menschlich, das, was bisher erfolgreich war, genauso weiterlaufen zu lassen. Dabei vergisst man aber, dass der Gegner versucht, einen Schlüssel zu finden. Und irgendwann hat er vielleicht mehr Antworten, als dass du ihm Fragen gestellt hast. Dabei geht es ja gar nicht um kolossale Veränderungen, sondern um kleine Nachjustierungen, die für den Gegner neue Fragen aufwerfen. Das können Kleinigkeiten sein, wie man jetzt zum Beispiel bei Pep Guardiola und Manchester City sieht.

ran: Bitte erläutern Sie das etwas.

Rolfes: Guardiola ist jetzt bereit, seine Mannschaft auch einmal etwas defensiver agieren zu lassen. In gewissen Phasen einer Partie lässt sich Man City sehr tief fallen und rückt für den Moment ab vom uneingeschränkten Ballbesitz-Spiel. Trotzdem dominiert man das Spiel in dieser tieferen Positionierung in gewisser Weise immer noch. Auch sehr interessante Positionswechsel sind bei Guardiola immer wieder zu erkennen. Trotzdem hat er weder seine Identität verloren noch seine grundsätzliche Spielidee aufgegeben.

ran: Wieso ist die Wahl auf Hannes Wolf gefallen, einfach, weil er mehr oder weniger verfügbar war?

Rolfes: Uns ging es darum, zunächst zu schauen, was die beste Konstellation für die restlichen acht Spiele ist. Den Werdegang von Hannes Wolf verfolgen wir schon länger, wie wir grundsätzlich auch den Werdegang von Spielern über einen längeren Zeitraum verfolgen. Hannes ist ohne Frage ein Fußballfachmann, der zudem eine sehr positive, energiegeladene Ausstrahlung hat. Und in der Kombination mit Peter Hermann, einem Co-Trainer mit großer Erfahrung auf allerhöchstem Niveau, ist das für uns die beste Lösung.

ran: Es ist nicht ausgeschlossen, dass das Engagement über diese acht Spiele hinausgeht?

Rolfes: Ausgeschlossen ist nie etwas.

ran: Führen Sie parallel dennoch schon Sondierungsgespräche mit möglichen anderen Kandidaten?

Rolfes: Wir werden jetzt schauen, was für uns im Sommer die beste Lösung sein wird.

ran: Welchen Eindruck haben Sie nun, nach wenigen Tagen, von dem Zusammenspiel zwischen Wolf und der Mannschaft?

Rolfes: Einen sehr guten Eindruck! Wir hatten in den vergangenen Tagen eine sehr gute Trainingsqualität mit einem sehr hohen Engagement. Die Mannschaft hat sehr intensiv und auch mehr trainiert als ursprünglich geplant war.

ran: Halten Sie die Champions League noch für realistisch?

Rolfes: Es mag abgedroschen klingen: Aber wir haben unsere volle Konzentration jetzt ausschließlich auf das Spiel gegen Schalke gerichtet. Bevor wir über unsere erreichbaren Ziele sprechen, geht es jetzt erst einmal nur darum, wieder in die Spur zu kommen und zu punkten.

ran: Wäre eine Saison ganz ohne Europa eine vertane Saison? Hätte das Auswirkungen?

Rolfes: An eine Saison ohne Europa denke ich gar nicht. Wir haben immer den Anspruch, international zu spielen. Dass die Endplatzierung – also Champions League ja oder nein, Europa League ja oder nein – trotz seriösen Wirtschaftens immer auch Auswirkungen haben kann auf die Planung für die folgende Saison, das ist bekannt. Das gilt, noch dazu in der Corona-Krise, für jeden Verein. Also auch für uns.

ran: Rudi Völler hört 2022 auf. Was bedeutet das für die Bundesliga und für Bayer 04 Leverkusen?

Rolfes: Rudi ist seit Jahrzehnten eine der prägenden Figuren im deutschen Fußball. Er ist enorm beliebt und ein ausgewiesener Fußball-Fachmann, wie er auf den verschiedensten Positionen, vom Spieler über den Trainer und Teamchef bis hin zum Sportdirektor und Geschäftsführer, bewiesen hat. Geht eine solche Ära irgendwann zu Ende, bedeutet das für alle immer auch einen Verlust. Ich kann aber auch verstehen, dass man nach so einer langen Zeit sagt "Okay, es gibt wahrscheinlich da draußen auch noch ein paar andere Dinge als Fußball".

ran: Was wird sein Weggang für Sie bedeuten, werden sie dann noch seinen Rat suchen?

Rolfes: Verantwortung im operativen Geschäft, ob für die Lizenzmannschaft, beim Scouting oder im Nachwuchs, trage ich jetzt ja schon seit zweieinhalb Jahren. Das ändert aber nichts daran, dass Rudi für mich immer ein wichtiger Ansprechpartner ist mit seiner ungeheuren Erfahrung und dass wir uns regelmäßig sehr intensiv austauschen. Ohnehin halte es ich grundsätzlich für falsch, den großen Erfahrungsschatz von Älteren außen vor zu lassen. Deshalb wird Rudi für mich immer ein wichtiger Ratgeber bleiben – auch nach 2022.

Das Gespräch führte Andreas Kötter.

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