Schiedsrichter-Zoff um Gräfe, Stieler und Aytekin: Alle sollten an einem Strang ziehen - ein Kommentar
- Aktualisiert: 20.03.2023
- 22:07 Uhr
- ran.de / Christian Stüwe
Ex-Schiedsrichter Manuel Gräfe kritisiert Schiedsrichter Tobias Stieler bei Twitter, Deniz Aytekin kontert, Gräfe legt nach. Die deutschen Schiedsrichter streiten sich öffentlich, anstatt dringend benötigte Lösungen für Probleme zu liefern. Ein Kommentar.
Manuel Gräfe legt Woche für Woche den Finger in die Wunde. Auf Twitter kritisiert der frühere Bundesliga-Schiedsrichter, der aufgrund der Altersgrenze des DFB aufhören musste und erfolgreich dagegen klagte, Fehlentscheidungen seiner früheren Kollegen.
Dabei schont Gräfe niemanden, er nennt Schiedsrichter wie Funktionäre beim Namen, kritisiert das angeblich fehlende Leistungsprinzip bei den Top-Schiedsrichtern genauso wie die Uneinheitlichkeit bei den Eingriffen des Videoschiedsrichters. Und mit fast allem was er schreibt, hat Gräfe Recht.
Ob es allerdings Sinn macht, ständig die Schiedsrichter der Bundesliga in den sozialen Medien in die Pfanne zu hauen, steht auf einem anderen Blatt. Dass Deniz Aytekin die Tweets Gräfes als spalterisch und ermüdend bezeichnete, ist deshalb absolut nachvollziehbar.
Die Schiedsrichter in der Bundesliga gaben zuletzt oft kein gutes Bild ab. Die Handspielregel ist selbst für Fußballexperten kaum noch nachzuvollziehen (was ein internationales Problem ist), wann der Videoschiedsrichter eingreift oder eben nicht, scheint Ermessenssache. Der VAR, der eigentlich eine gute Sache ist und für mehr Gerechtigkeit sorgen soll, ist häufig ein Ärgernis, weil die Entscheidungen minutenlang dauern und dann oft nicht nachzuvollziehen sind.
Die beste Leistung hat ein Schiedsrichter bekanntlich gezeigt, wenn nicht über ihn gesprochen wird. Dass in letzter Zeit so viel über die Unparteiischen in der Bundesliga geredet wird, ist dementsprechend kein gutes Zeichen.
Im Sinne des Fußballs und auch im Sinne der vielen Schiedsrichterinnen und Schiedsrichter, die Woche für Woche Amateurspiele pfeifen, sollten die besten Schiedsrichter, Ex-Schiedsrichter und Fachleute Deutschlands eng zusammenarbeiten, an einem Strang ziehen, um die Probleme zu beheben, anstatt sich über Twitter und die Medien öffentliche Schlammschlachten zu liefern.
Angesichts der offensichtlich tiefen Gräben zwischen den handelnden Personen scheint dies aber nicht mehr als ein frommer Wunsch zu sein. Und das ist schade.