Nach Entlassung bei Carolina
Cam Newton: Hat er noch das Zeug zum Franchise-Quarterback?
- Aktualisiert: 26.03.2020
- 13:15 Uhr
- ran.de/Tim Rausch
Die Carolina Panthers trennen sich von Quarterback Cam Newton. Verletzungen und enttäuschende Leistungen prägten die vergangenen Spielzeiten des 30-Jährigen. Hat der Free Agent noch das Zeug, ein Franchise-Quarterback für ein Team zu sein?
München - "Alles, was ich will, ist ein wenig Vertrauen... und selbst das könnt ihr mir nicht geben?", ruft Cam Newton während einer Trainingseinheit in die Kamera.
Der 30-Jährige stellte das Video vor knapp einem Monat auf Instagram. Nach wochenlangen Spekulationen steht nun fest: Die Carolina Panthers schenken Newton kein Vertrauen mehr - er wurde entlassen.
Der unrühmliche Abschied scheint die Franchise-Ikone der Panthers weiter motiviert zu haben. Newton unterzog sich jüngst einem Medizincheck, trainiert und scheint fit zu sein. Doch auf der Suche nach einem neuen Team wird er sich wohl trotzdem den Fragen nach seiner Gesundheit, seines Alters und seines Leistungseinbruches stellen müssen.
Lange Krankenakte
Denn Verletzungen und daraus resultierende enttäuschende Leistungen überschatteten die letzten beiden Spielzeiten des mobilen Quarterbacks. Ein Tackle gegen den Kopf am zweiten Spieltag der Saison 2018/19 (bei dem aber nie eine Verletzung nachgewiesen wurde), eine Schulterverletzung am zehnten Spieltag und eine Sprunggelenksverletzung in der Preseason vor der abgelaufenen Saison - die Krankenakte ist lang.
Der Medizincheck in seiner Heimatstadt Atlanta ergab: Newton ist fit und in Form. Ein gesunder "Supercam" befindet sich also auf dem Markt. Er selber schreibt auf Instagram: "Ich bin frei und hungrig! Zeit, zu trainieren."
Cam Newton - die "Scoring-Machine"
Die kommenden Wochen werden zeigen, wie hoch das Interesse an Newton ist. Die Entscheidung, die "Scoring-Machine" unter Vertrag zu nehmen, beinhaltet viele Faktoren. Newton ist kein gewöhnlicher NFL-Spieler. Er polarisiert, lebt seinen Charakter und sein Charisma voll aus und zelebriert das Footballspielen. Seine Ankunft 2011, als erster Pick im NFL-Draft, gab den Panthers ein Gesicht.
Der Quarterback engagierte sich in zahlreichen sozialen Projekten und wuchs schnell zum Idol für die Einwohner von Charlotte heran.
Nicht zuletzt, weil er auf dem Feld brillierte. 2015 warf er für fast 4.000 Yards und sammelte weitere 636 Yards im Laufspiel. Insgesamt verbuchte er 45 Touchdowns.
Die Panthers führte Newton bis in den Super Bowl, wohlgemerkt, neben Tight End Greg Olsen, mit "Philly" Brown und Ted Ginn als seine besten Receiver.
Auf dem Weg zu einem der besten Spieler der Panthers-Geschichte sammelte Newton zahlreiche vereinsinterne und ligaweite Rekorde. Kein Quarterback erlief mehr Touchdowns in seiner Karriere als Newton (58). Keinem anderen Quarterback gelang es, in den ersten vier Spielzeiten 10.000 Passing Yards und 2.000 Rushing Yards zu erreichen.
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Wurfgenauigkeit ein Problem?
Doch wieviel "Supercam" steckt noch in Cam Newton. Die Wahrscheinlichkeit, dass er jemals an die Leistungen von 2015 anknüpfen kann, scheinen gering zu sein.
Die zahlreichen Verletzungen und das steigende Alter zehren am Körper. Die Wurfgenauigkeit zählte zu den größten Kritikpunkten an Newton. Sein Karrieredurchschnitt in der Kategorie "Completion Percentage" liegt bei knapp 60 Prozent. Zum Vergleich: Drew Brees landete in 18 Spielzeiten nur zwei Mal unter 60 Prozent.
Doch um die Probleme rund um die Wurfgenauigkeit zu verstehen, muss das ganze Bild betrachtet werden. Newton hatte, abgesehen von Greg Olsen, für eine lange Zeit in seiner Karriere wenige gute Anspielstationen. Steve Smith wurde 2014 abgeben, als Ersatz starteten Spieler wie Kelvin Benjamin, Ted Ginn oder Philly Brown, die nach ihrer Zeit bei Carolina schnell von der Bildfläche verschwanden oder als Rotationsspieler eingesetzt wurden.
Außerdem zählte die Offensive Line jahrelang zu einer Schwachstelle der Panthers. Besonders auf der Position des Left Tackles fehlte es dem Team von Besitzer David Tepper an Qualität. Spieler wie Matt Kalil oder Chris Clark konnten die "Blindside" selten erfolgreich schützen.
Newton wird wohl nie mit der Präzison, Antizipation und Erfolgsrate eines Drew Brees werfen, doch stellt man einige dynamische Passempfänger um ihn, verändert dank eines neuen Offensiv-Koordinators das Spielkonzept und streut mehr kurze Pässe ein, kann er seine Leistungen durchaus wieder steigern.
In der Saison 2018/19, in der er mit Christian McCaffrey, D.J. Moore oder Curtis Samuel einige flinke Playmaker in der Offensive vorfand, brachte Newton knapp 68 Prozent seiner Pässe an. Dank seiner Geschwindigkeit bringt er zudem ein weiteres Offensiv-Element mit, auf das sich die gegnerische Defensive einstellen muss.
Cam Newton - Franchise-Quarterback?
Den Cam Newton, der zu Beginn der Saison 2019 auf dem Feld stand, kaum einen Ball über 15 Yards werfen konnte und stark in seiner Mobilität eingeschränkt war, scheint es nicht mehr zu geben. Newton ist nach eigener Aussage "fit und hungrig" und auf der Suche nach einem neuen Team.
Sein ehemaliger Teamkollege Thomas Davis sagte einmal über ihn: "Es gibt keinen ehrgeizigeren Spieler in der NFL als Cam Newton." Ein ehrgeiziger, gesunder und hungriger Newton sollte in der Lage sein, einigen Teams helfen zu können. Fehlt eigentlich nur noch eines: Ein wenig Vertrauen eines dieser Teams.
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