• Darts
  • Tennis
  • Alle Sportarten

Anzeige
Anzeige
Bayern-Star in bestechender Form

Thiago Alcantara: Ein bisschen Messi in München

  • Aktualisiert: 05.02.2020
  • 14:11 Uhr
  • ran.de/Thomas Gaber
Article Image Media
© getty
Anzeige

Der Mittelfeldspieler des FC Bayern blüht in der Rückrunde richtig auf und drängt sich geradezu für eine Vertragsverlängerung auf. Dem Spanier haftet jedoch seit Jahren das Stigma an, in großen Spielen abzutauchen. Zudem haben die Bayern-Bosse eigentlich andere Pläne, wie das Mittelfeld der Zukunft aussehen soll.

München - 25 Meter vor dem Mainzer Tor bekommt Thiago den Ball. Er scannt kurz seine Umgebung nach der besten Anspielmöglichkeit. Es gibt keine, von der er überzeugt ist. Bleibt nur der Selbstversuch. Schneller Antritt - am ersten vorbei. Ballstreichler mit der Sohle - am zweiten vorbei. Übersteiger und Tempoverschärfung - am dritten und vierten vorbei. Letzte Hürde Torwart Robin Zentner. Der hat null Chance gegen den harten, platzierter Flachschuss mit links ins lange Eck.

Ein Tor wie ein Gedicht. Ein Tor, dass man in dieser Kunstform verdammt selten sieht in der Bundesliga. Schon eher in La Liga, genauer gesagt in Barcelona. Da auch relativ regelmäßig. Denn das, was Thiago bei seinem Treffer zum 3:0 in Mainz zelebrierte, erinnert stark an Lionel Messi.

Anzeige
Guido Winkmann und Harm Osmers
News

ranSicht: Schiedsrichter haben ein Problem mit Fingerspitzengefühl

Nach der fragwürdigen Gelb-Roten Karte für Alassane Plea am vergangenen Wochenende wegen doppelten Reklamierens sorgten beim DFB-Pokal erneut strittige Schiedsrichterentscheidungen für mächtig Diskussionsstoff. Ein Kommentar.

  • 05.02.2020
  • 10:29 Uhr

Schwere Verletzungen und Abhängigkeit von Guardiola

Vor allem aber steht dieser Treffer exemplarisch für Thiagos steilen Formanstieg. Es war sein drittes Tor im dritten Rückrundenspiel für den FC Bayern München. In 22 Pflichtspielen der Hinrunde hatte er kein einziges Mal getroffen. Er vereint sein technisches Vermögen mit konstant guten Leistungen. Das kann nur jemand, der mit sich im Reinen ist, der viel Selbstvertrauen hat und sich wohlfühlt.

Das hat Thiago nach eigener Aussage immer, seitdem er bei Bayern spielt. Das sind mittlerweile sechseinhalb Jahre. In dieser Zeit hat er zweimal seinen Vertrag verlängert, weil er "sehr glücklich" in München ist, und dem Verein vor allem dafür dankt, dass er ihn in "schweren Zeiten immer unterstützt hat." Davon gab es reichlich. Wegen mehrerer schwerer Verletzungen (Muskelbündelriss, Innenbandriss im Knie) fiel er immer wieder wochen-, teilweise sogar monatelang aus. 

Ihm wurde eine gewisse Abhängigkeit von Ziehvater Pep Guardiola nachgesagt und die Unfähigkeit, sein Können vor allem in den großen Spielen abzurufen. Unterschiedliche Trainer (Guardiola, Ancelotti, Heynckes, Kovac, Flick) hatten für ihn unterschiedliche Aufgaben parat in unterschiedlichen Systemen. Mal war er Sechser, mal Achter, mal Zehner. Mal im 4-2-3-1, mal im 4-1-4-1, mal im 4-3-3.

Externer Inhalt

Dieser Inhalt stammt von externen Anbietern wie Facebook, Instagram oder Youtube. Aktiviere bitte Personalisierte Anzeigen und Inhalte sowie Anbieter außerhalb des CMP Standards, um diese Inhalte anzuzeigen.

Thiago kann jetzt auch Defensive

Nach dem Rauswurf von Niko Kovac, unter dem Thiago regelmäßig zur ersten Elf zählte, war er erstmal raus. Hansi Flick setzte erst mal auf defensive Stabilität und Gegenpressing. Da war für Thiago kein Platz.

Die Wende kam im Dezember, als Thiago beim 6:1 gegen Werder Bremen 90 Minuten lang zauberte. Seitdem ist er unumstrittene Stammkraft und überzeugt auch defensiv. Beim 3:1 in Mainz führte er mit 33 die meisten Zweikämpfe aller Bayernspiele und gewann davon 63,3 Prozent (Quelle: Opta). 

"Wenn man sich die letzten Spiele von ihm anschaut, dann zeigt das einfach, was für ein Spieler er ist, speziell am Ball. Aber eben auch in der Defensive. Dass er jetzt auch noch torgefährlich ist, zeigt seine Qualität", sagte Thiagos Buddy David Alaba.

Thiago profitiert von Flicks Maßnahme, Joshua Kimmich dauerhaft im zentral defensiven Mittelfeld aufzubieten. Kimmich fungiert als Scharnier zwischen Defensive und Offensive, bei gegnerischem Ballbesitz lässt sich Thiago fallen und bildet mit ihm eine Doppelsechs. Haben die Bayern den Ball, kann Thiago auf der Achterposition als Ballverteiler mit Offensivdrang glänzen. 

Anzeige
Anzeige

Thiago will angeblich 15 Millionen Euro Jahresgehalt

"Was Thiago zuletzt abgeliefert hat, sah sehr, sehr gut aus", sagte Hasan Salihamidzic nach dem Mainz-Spiel. Auf den Sportdirektor kommt demnächst heikle Arbeit zu, was die Personalie Thiago Alcantara betrifft. Der Vertrag des 28-Jährigen läuft 2021 aus und angeblich ist er nur bereit zu verlängern, wenn die Bayern sein Gehalt stattlich anheben. Die "Sport Bild" schreibt von angestrebten 15 Millionen per anno.

Die Münchner stecken ein wenig im Dilemma. Einerseits ist Thiago unverzichtbar für die Mannschaft, wenn er so spielt wie zuletzt. Zudem hat er großen Einfluss in der Kabine, ist mit einigen Spieler gut befreundet (Alaba, Boateng, Neuer) und hilft Neuzugängen wie Alvaro Odriozola bei der Integration.

Er ist ein echter Teamplayer, der das Wohl der Mannschaft in den Vordergrund stellt. Aus einem 2015 mit der spanischen Zeitung "As" geführten Interview stammt dieses schöne Zitat: "Ich kann mich amüsieren, dribbeln, schießen. Aber wenn ich mich nicht als fundamentaler Bestandteil der Mannschaft fühle, hat alles keinen Sinn."

Thiago ist in München heimisch geworden, seine Ehefrau Julia Vigas brachte am 11. Januar mit Tochter Siena ihr zweites Kind zur Welt. Auch Sohn Gabriel wurde in München geboren. 

Bayerns Zukunft im Mittelfeld heißt Kai Havertz

Andererseits hat er in seiner Bayern-Zeit in den großen Spielen eben nicht geliefert, nimmt man mal das Pokalfinale 2019 aus, als Thiago die Münchner zu einem souveränen 3:0-Sieg gegen RB Leipzig führte. Und seine Vertragssituation würde den Münchnern nur dann Geld in die Kasse spülen, wenn sie Thiago im kommenden Sommer verkaufen. Mögliche Abnehmer gäbe es genug, spanische Medien berichteten zuletzt auffallend häufig vom Bestreben des FC Barcelona, Thiago zurückzuholen. 

Für die Zukunft haben sich die Bayern im Mittelfeld ohnehin auf Kai Havertz festgelegt - das Interesse der Münchner am Leverkusener ist ein offenes Geheimnis. Ein Havertz-Transfer würde sie viel Geld kosten, wie auch der von Leroy Sane, der laut Medienberichten immer noch sehr gerne nach München wechseln würde. Da könnte man eine stattliche Summe aus einem möglichen Thiago-Verkauf gut gebrauchen. Sein Marktwert wird von "transfermarkt.de" auf derzeit 60 Millionen Euro geschätzt.

Neben Havertz sollen Kimmich, Leon Goretzka und der an den Hamburger SV ausgeliehene Adrian Fein die nächsten Jahre die zentrale Mittelfeldbesetzung des FC Bayern stellen.  

Über seine Pläne schweigt sich Thiago aus. Der Spanier hat schon seit Monaten nicht mehr mit der Presse gesprochen. Und Salihamidzic kappte das Thema Vertragsverlängerung Thiago in Mainz mit dem Satz: "Das klären wir intern."

Thiago hat schon bald die Möglichkeit, seinen Bossen zu zeigen, dass er große Spiele kann. Kommenden Sonntag kommt RB Leipzig in die Allianz Arena.

Thomas Gaber

Du willst die wichtigsten Fußball-News, Videos und Daten direkt auf Deinem Smartphone? Dann hole Dir die neue ran-App mit Push-Nachrichten für die wichtigsten News Deiner Lieblings-Sportart. Erhältlich im App-Store für Apple und Android.


© 2024 Seven.One Entertainment Group