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Bundesliga

Tolisso-Dilemma: Vom Hoffnungsträger zum Bankdrücker

  • Aktualisiert: 11.02.2020
  • 19:02 Uhr
  • ran.de
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© 2020 imago
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Corentin Tolisso ist fit und darf trotzdem kaum spielen. Schuld daran ist seine Krankenakte, die große Konkurrenz im Mittelfeld, aber wohl auch ein Trainer, der für ihn womöglich nicht der richtige zu sein scheint.

München - "Heimlicher Neuzugang" - diesen Stempel verpasste der damalige Bayern-Coach Niko Kovac Corentin Tolisso vor der Saison. Nach knapp einem Jahr Zwangspause wegen eines Kreuzbandrisses sollte der mit 41,5 Millionen Euro zweitteuerste Bayern-Einkauf leistungsmäßig anknüpfen, wo er vor seiner Verletzung aufgehört hatte. Ihm zugedacht war eine tragende Rolle im zentralen oder defensiven Mittelfeld. 

Das Dilemma: Thiago und Joshua Kimmich harmonieren hervorragend auf der Doppel-Sechs, auf der Acht setzt Trainer Hansi Flick derzeit auf Leon Goretzka. Weil das Trio meist überzeugt, bleibt für Tolisso nur der Platz auf der Ersatzbank. Vom heimlichen Neuzugang zum unheimlichen Bankdrücker in nur sechs Monaten.

"Manchmal muss man sich in solchen Zeiten ein wenig zurücknehmen und dann die richtige Einstellung zeigen, wenn man die Möglichkeit bekommt", sagte der Weltmeister von 2018 bereits im November gegenüber "Le Parisien" über seine Reservistenrolle. 

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Tolissos Selbstzweifel

Zwischen den Zeilen klangen seine Aussagen ein wenig nach Erleichterung, nach der schweren Verletzung nicht sofort in die Vollen gehen zu müssen. Denn: "Zweifel existieren", gestand Tolisso. "Ich frage mich selbst viele Dinge: Wird mein Knie wieder, wie es war? Werde ich wieder so gut wie vor der Verletzung?"

Menschliche Selbstzweifel, die jedoch - so öffentlich vorgetragen - im Profi-Geschäft schädlich sein können. Implizieren sie doch ungerechterweise eine mentale Schwäche. So sind nun mal die ungeschriebenen Fußballgesetze.

Womöglich entschied sich Flick auch deshalb meistens gegen Tolisso, selbst wenn dieser körperlich völlig fit war und Sportdirektor Hasan Salihamidzic ihm sehr gute Trainingsleistungen bescheinigte. Aber das ist natürlich reine Spekulation.

13 Bundesliga-Spielminuten in der Rückrunde

In der Rückrunde brachte es der Mittelfeldspieler in der Bundesliga bislang nur auf 13 Einsatzminuten. Durch die Verpflichtung von Rechtsverteidiger Alvaro Odriozola verschlechterten sich seine Chancen weiter, da Kimmich nun nicht mehr in der Abwehrkette aushelfen muss und dauerhaft im Mittelfeld gesetzt ist.

Die größte Demütigung für Tolisso dürfte es gewesen sein, als Flick zum Rückrundenauftakt bei Hertha BSC in den Schlussminuten sogar Michael Cuisance und Leon Dajaku den Vorzug gab.

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Starke Leistung im DFB-Pokal nicht belohnt

Im DFB-Pokal gegen Hoffenheim erhielt der 25-Jährige endlich seine wohl verdiente Chance. Er nutzte sie. Eigentlich. Tolisso spielte die meisten Pässe, zog die Strippen im Mittelfeld und gewann die Mehrzahl seiner Zweikämpfe. Die Belohnung im Bundesliga-Topspiel gegen Leipzig wenige Tage später: 90 Minuten Ersatzbank.

Dass Flick im Spitzenspiel sein bewährtes Trio brachte, ist durchaus nachvollziehbar. Warum er Tolisso jedoch nicht einmal einwechselte, eher weniger. Die Bayern wären gut beraten, dem Franzosen mehr Spielpraxis zu geben und ihn damit weiter zu stärken.

Schon allein für den Fall, dass sich etwa Thiago, Kimmich oder Goretzka verletzen könnten. Dann bräuchte Flick einen Tolisso mit Selbstvertrauen, um die Lücke nahtlos zu schließen. Stattdessen signalisierte der Trainer seinem Spieler mit der erneuten Nicht-Berücksichtigung, dass die Bewährungsprobe im DFB-Pokal eigentlich keine war.

Beim Weltmeister gesetzt

Kurios: Bei der französischen Nationalmannschaft, dem amtierenden Weltmeister, ist Tolisso dagegen gesetzt. Nationaltrainer Didier Deschamps adelte ihn jüngst als "kompletten Mittelfeldspieler". In den vergangenen sechs Länderspielen stand er jeweils über 90 Minuten auf dem Platz.

Zwar verfolgt Frankreich eine andere Fußball-Philosophie, die nicht auf Ballbesitz ausgelegt ist wie beim FC Bayern. Zwar profitierte Tolisso auch von der Verletzung von Paul Pogba. Trotzdem waren seine Auftritte im Trikot der "Equipe Tricolore" über weite Strecken überzeugend. Die Behauptung: "Tolisso" im Formtief, zieht also nicht. 

Es hat jedoch den Anschein, als brauche der 25-Jährige einen Trainer, der an ihn glaubt, um sein wahres Potenzial auszuschöpfen. Nur Tolisso selbst kann entscheiden, ob das bei Bayern noch der Fall ist.

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