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Nach Heim-Debakel gegen Hoffenheim

Werder Bremen: Trotz Krise unaufgeregt in die Mission Klassenerhalt

  • Aktualisiert: 28.01.2020
  • 16:27 Uhr
  • ran.de/Lukas Hiegle
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© imago
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Im neuen Jahr sollte alles besser werden! Nach diesem Vorsatz startete auch Werder Bremen in die Vorbereitung und wurde am zweiten Spieltag der Rückserie brutal auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt. Reaktionen und einige Aussagen legen die Vermutung nahe, dass man sich dem Ernst der Lage an der Weser noch nicht ganz bewusst ist.

München/Bremen - Im neuen Jahr sollte alles besser werden! Ein Vorsatz den sich auch Werder Bremen nach einer katastrophalen Hinrunde gesetzt hatte. Doch spätestens am zweiten Spieltag der Rückserie wurden die Grün-Weißen brutal auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt.

Mit 0:3 ist Werder Bremen im eigenen Stadion gegen 1899 Hoffenheim am Sonntagnachmittag untergegangen. Es war zugleich die vierte Niederlage in Folge im Weserstadion und die insgesamt sechste Heimpleite der Saison. Mit nur fünf Punkten vor heimischer Kulisse sind die Bremer Schlusslicht der Bundesliga-Heimtabelle. Zudem kassierte das Team von Trainer Florian Kohfeldt mit der zehnten Pleite bereits eine Niederlage mehr als in der gesamten Vorsaison.

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Schmales Budget steht Verstärkungen im Weg

Nur 17 Punkte sind es nach 19 Spieltagen, lediglich Fortuna Düsseldorf und Aufsteiger SC Paderborn liegen mit 15 Zählern noch dahinter. Nachdem man in der vergangenen Saison die Qualifikation für Europa nur knapp verpasste, hatten die Bremer selbstbewusst auf die Europa-League-Ränge geschielt.

Die Zielsetzung hat sich mittlerweile weit verschoben: Abstiegskampf statt Europapokal-Ambitionen. Zudem gelangen in den vergangenen sechs Partien nur zwei Tore - eins davon war beim 1:0 in Düsseldorf zum Rückrundenauftakt der Siegtreffer durch ein Eigentor von Fortuna-Keeper Florian Kastenmeier. Ein Sinnbild für die Offensiv-Flaute der Grün-Weißen. Auch die Niederlage gegen Hoffenheim verdeutlichte Werders Notlage, offensiv war die Kohfeldt-Elf über weite Strecken viel zu ideen- und harmlos.

Christoph Baumgartner (li.) erzielte gut zehn Minuten vor dem Ende den zweiten Treffer für Hoffenheim.
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Offensiv-Flitzer Milot Rashica ist mit sieben Treffern allein für fast ein Drittel der Werder-Treffer in dieser Saison verantwortlich. Dem Kosovaren fehlt jedoch ein weiterer treffsicherer Nebenmann an seiner Seite. "Das Spiel im letzten Drittel ist nicht gut. Da brauchen wir nicht drumherum reden", befindet auch Kohfeldt. Vereins-Rekordtorschütze Claudio Pizarro hat große Verdienste für den Klub, kann mit seinen 41 Jahren zumeist als Joker aber nur noch selten entscheidende Akzente setzen.

Auch die jungen Werder-Talente, allen voran US-Nationalspieler Josh Sargent (19) und U21-Nationalspieler Johannes Eggestein (20), kommen in dieser Saison nicht richtig in die Spur. Das verdeutlicht auch Sargents Bilanz gegen Hoffenheim: kein Torschuss in 66 Minuten. Eggestein saß 90 Minuten auf der Bank. Werder steht in der bisherigen Saison auch noch ohne Jokertor da. Von der Bank kommen kaum Impulse oder Inspirationen für das Bremer Spiel.

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Kruse-Lücke klafft tief

Zudem schmerzt den viermaligen Deutschen Meister ganz massiv der Abgang von Kapitän und Leistungsträger Max Kruse im vergangenen Sommer, der auch aufgrund seines ablösefreien Wechsels in die Türkei nicht adäquat ersetzt werden konnte. "Wir haben nicht den dominanten Charakter in der Mannschaft, der das auf dem Platz auslebt", gab auch Werder-Sportchef Frank Baumann in der "Kreiszeitung" zu. In der Vorsaison war Offensivstar Kruse in 36 Pflichtspielen an 26 Toren direkt beteiligt (12 Tore, 14 Assists). 

Insgesamt zeigt sich, dass der Kader vor der Saison falsch zusammengestellt wurde - gerade auf den wichtigen Positionen im defensiven Mittelfeld und im Sturmzentrum fehlt es an Alternativen. Spieler wie Davy Klaassen, Maxi Eggestein oder Yuya Osako befinden sich außerdem im Dauerformtief und konnten so die ihnen zugedachten Führungspositionen nicht übernehmen. Gerade die beiden Erstgenannten wären nach dem Kruse-Abgang als Leader im Bremer Team gefordert.

Im Winter konnte bisher lediglich Kevin Vogt als erfahrener Führungsspieler für die restliche Rückrunde aus Hoffenheim leihweise verpflichtet werden. Gegen die jüngste Niederlage gegen seinen Stammverein, als sich die Abwehr in den entscheidenden Szenen einmal mehr stümperhaft präsentierte, stemmte sich aber auch der 28-Jährige vergebens.

Noch bis Freitag besteht die Chance, sich mit neuem Personal für den Abstiegskampf zu rüsten. Doch der Transfermarkt offenbart bereits das nächste Dilemma, in dem sich Sportchef Baumann und Trainer Kohfeldt befinden. "Es ist nun einmal so, dass im Winter die Anzahl der Spieler, die wechselwillig sind oder bei denen man die Chance hat zuzugreifen, nicht so groß ist", beschreibt der Coach den ernüchternden Status Quo auf dem Transfermarkt. "Auch wenn wir es uns alle anders wünschen: Wir müssen der Realität ins Auge blicken, es ist natürlich auch eine finanzielle Frage", so der 37-Jährige mit Blick auf das schmale Budget der Bremer.

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Das Verletzungspech bleibt Werder treu

Zudem reißen die Verletzungssorgen bei Werder nicht ab und ziehen sich wie ein roter Faden durch die Saison: Insgesamt 18 Spieler aus dem 30 Mann umfassenden Kader fielen oder fallen noch immer aus. Zuletzt mussten mit Benjamin Goller und Sebastian Langkamp zwei weitere Profis verletzungsbedingt das Training abbrechen. 

Ein Problem, dass in dieser Spielzeit wie eine Klette an den Hansestädtern haftet. Insgesamt kommen die Profis auf 125 verpasste Pflichtspiele in der Hinrunde. Doch ein Stück weit scheint die Verletzungsmisere auch hausgemacht. Philipp Bargfrede begleitet das Verletzungspech bereits die ganze Karriere über, Ömer Topraks lange Krankenakte war zum Zeitpunkt seiner Verpflichtung im Sommer ebenfalls kein Geheimnis.

Hinzu scheinen auch Probleme bei der Betreuung während Reha zu kommen - immer wieder brechen kurz vor dem geplanten Comeback neue Verletzungen auf, wie zuletzt vor dem Rückrundenstart der Muskelfaserriss beim enorm geplagten Ludwig Augustinsson.

Kohfeldt: "Wir haben die Qualität, die Klasse zu halten!"

"Wir haben in dieser Saison nicht den Rhythmus und auch nicht die Qualität der Einzelspieler, um vier, fünf Spiele am Stück zu gewinnen. Das müssen wir uns eingestehen", erklärte Kohfeldt zuletzt, der zwar als großes Trainertalent gilt, im Moment aber auch ein wenig ratlos mit der schwierigen Situation wirkt. Die Mannschaft agiert insgesamt zu brav, niemand im Team oder dem Team hinter dem Team und scheint sich dem Ernst der Lage wirklich bewusst zu sein. Ein Plan B zur spielerischen Lösung ist nicht zu sehen.

Bloß keine Panik lautet das Motto stattdessen an der Waterkant dieser Tage. Irgendwie wird am Ende schon alles gut. "Wir dürfen jetzt nicht alles schlechtreden", sagte Kohfeldt zuletzt. "Wir haben absolut die Qualität, die Klasse zu halten." Aussagen wie diese erwecken jedoch eher den Eindruck, als würden Team und Verantwortliche zu naiv an die Sache herangehen. Schließlich rutschte das Team trotz der zweifellos vorhandenen Qualität Ende der Hinrunde in den Tabellenkeller.

Kohfeldt verwies auch auf seinen in der Winterpause mit dem Team skizzierten "Weg", die immer wiederkehrenden Rückschläge wegzustecken. Doch es wirkte nach Außen hin wie ein fatales Zeichen, dass die Mannschaft  im einwöchigen Wintertrainingslager auf Mallorca gerade einmal sieben Trainingseinheiten absolvierte. Immerhin sollte diese Zeit genutzt werden, um sich das Rüstzeug für die Rückrunde anzueignen und angesichts der vielen Verletzten Spielzüge und taktische Kniffe einzustudieren. Als Grund dafür, warum relativ wenig Zeit auf dem Rasen der Urlaubsinsel verbracht wurde, führte der Trainer die höchst unterschiedlichen Fitnesslevel seiner Spieler an.

Im nun folgenden Duell mit Augsburg (Sa., ab 15:30 Uhr im LIVETICKER auf ran.de) sollte die Werder-Elf auf den "gemeinsam skizzierten Weg" zurückfinden - dann ja vielleicht auch mit neuen Spielern für die Mission Klassenerhalt, die man in Bremen einmal mehr ruhig und unaufgeregt meistern möchte. 

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