Champions League: Borussia Dortmund vs. FC Sevilla
Borussia Dortmund: Anthony Modeste findet aus seiner Krise
- Aktualisiert: 20.10.2022
- 15:54 Uhr
- ran.de/Stefan Kumberger
Sein Treffer gegen den FC Bayern München lässt Anthony Modeste all seine Sorgen vergessen und die Kritiker vorerst verstummen. War dieses Erfolgserlebnis endlich sein Durchbruch in Dortmund? Vieles spricht dafür.
Dortmund - Anthony Modeste wirkte gehetzt, aber glücklich, als ihn der ran-Reporter am Samstagabend im Bauch des Dortmunder Stadions abfängt: "Tony, hast du kurz Zeit für uns?" – "Nein, leider nicht", war die Antwort und man konnte sehen, warum.
Modeste hatte seine Kinder im Schlepptau und wollte einfach nur "runterkommen". Das Adrenalin musste raus, er brauchte bei all dem Lärm, den über 80.000 Zuschauer zuvor gemacht hatten, offenbar endlich Ruhe.
Anthony Modeste schreibt "Klassiker"-Geschichte
Rund eine Stunde zuvor, genauer gesagt um 20:23 Uhr, hatte Modeste für einen fast magischen Moment gesorgt, der in der Geschichte des sogenannten "Klassikers" einen festen Platz bekommen wird: Eng am Pfosten stehend nickte der Franzose zum vielumjubelten 2:2-Ausgleich ein. Modeste rettete damit dem BVB einen Punkt – buchstäblich in allerletzter Sekunde.
Eine Befreiung – für die Dortmunder, aber vor allem auch für Modeste persönlich.
"Ich habe sehr viel auf den Deckel bekommen. Am Ende habe ich das 2:2 gemacht, das war das Wichtigste", sagte er schließlich doch noch den anwesenden Reporterinnen und Reportern.
"Fehleinkauf", "Millionengrab" – das Urteil mancher BVB-Fans fiel sehr früh vernichtend aus. Modeste, wegen der Krebserkrankung von Sebastien Haller im Transfer-Schlussverkauf aus Köln blitzverpflichtet, wirkte in den Wochen vor dem Spiel gegen die Bayern wie ein Fremdkörper. Nichts schien mehr zusammenzupassen. Modeste wurde als "Chancentod" bezeichnet, seine Körpersprache wurde genauso kritisch beäugt wie seine magere Torausbeute: Nur ein Tor in elf Pflichtspielen – zu wenig für die Dortmunder Ansprüche.
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Anthony Modeste: Sogar Ex-Trainer Steffen Baumgart drückt ihm die Daumen
Doch dann der Treffer gegen Bayern – platzt jetzt der Knoten? "Die ganze Mannschaft, das ganze Stadion hat es ihm gegönnt", sagte Trainer Edin Terzic. Sebastian Kehl fand es nur noch verrückt: "Die Hundertprozentige muss er machen - und dann ist er doch noch da. Da ist das Stadion mal eben auseinandergerissen worden." Julian Brandt nannte es "den krassesten Schub, den du haben kannst. Das tut ihm extrem gut."
Modeste, der als Torjäger auch vom Selbstvertrauen lebt, hat die Unterstützung im Verein – und darüber hinaus. "Normalerweise bin ich bei solchen Spielen nicht mehr emotional, aber in dem Falle war ich es. Das hat aber nichts mit dem Unentschieden zu tun, sondern mit dem Tor von Tony. Ich fiebere mit ihm mit", sagte Modestes Ex-Trainer Steffen Baumgart in der ran Bundesliga Webshow und fügte an: "Mich freut es – gerade nach der aufkommenden Kritik. Oft wird ja der eine gesucht, der was falsch macht. Ich bin eher jemand, der das im Kollektiv sucht. Er liegt mir als Persönlichkeit sehr am Herzen." Sogar eine kurze Glückwünsch-Nachricht schickte Baumgart seinem ehemaligen Schützling aufs Handy.
Und auch die BVB-Fans haben ihn jetzt wieder lieb: "Modeste, Modeste, Anthony Modeste!", sangen sie zu Zehntausenden. Modeste und sein blutjunger Offensivkollege Youssoufa Moukoko waren die gefeierten Helden, die schon bald gemeinsam spielen könnten.
Aus einem "Modeste oder Moukoko" ist im Dortmunder Umfeld mittlerweile die Forderung "Modeste und Moukoko" geworden.
"Dass die beiden nicht nur auf, sondern auch neben dem Platz sehr gut harmonieren, haben sie am Samstag eindrucksvoll demonstriert", kommentierte Terzic die Doppelstürmer-Idee auf der Pressekonferenz vor dem Spiel der Borussen gegen den FC Sevilla in der Champions League (Dienstag ab 21 Uhr im Liveticker auf ran.de).
Der BVB-Coach plant also wohl schon den nächsten magischen Modeste-Moment ein.
Von Stefan Kumberger
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