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25 Stiche statt OP: Tom Brady und das medizinische Wunder

  • Aktualisiert: 30.08.2020
  • 22:10 Uhr
  • ran.de / Raman Rooprail
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© getty

Als sich Tom Brady im Training vor dem AFC-Finale 2018 gegen die Jacksonville Jaguars schwer an der Hand verletzt, rechnet der behandelnde Arzt mit einer OP. Aber Brady wäre nicht Brady, würde er alles Übliche widerlegen.  

München/Foxborough - Es ist der 17. Januar 2018. Die New England Patriots trainieren. Eigentlich eine Einheit wie jede andere auch im Hinblick vor einem Playoffspiel.

Doch diese Vorbereitung auf das Playoff-Spiel gegen die Jacksonville Jaguars hätte den Ausgang des AFC Championship Games und damit auch des Super Bowls LII auf den Kopf gestellt.

In seinem Buch "The Dynasty" beschreibt der Journalist Jeff Benedict jene wegweisenden Momente, in denen risikoreiche, aber schlau gefällte Entscheidungen den Ausgang einer Saison entschieden.  

Es ist also Training, Tom Brady übergibt bei einem Laufspielzug den Ball an Running Back Rex Burkhead. Dann der Schrei.

Brady rennt in die Kabine. Blut tropft auf dem Rasen, auf den Kabinengang.

Seine Mitspieler blicken ihm nach, keiner rührt sich auf dem Trainingsfeld. Es herrscht Schockstarre.

Was ist passiert? Bei der Ballübergabe an seinen Running Back läuft alles schief, was schieflaufen kann: Burkhead überstreckt Bradys Hand so sehr, dass diese an der Innenseite des Daumens aufreißt.

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Operation die logische Folge

Patriots-Assistent Joe von Allen kontaktiert umgehend den Handspezialisten Dr. Matthew Leibman, dem er auch ein Foto der Verletzung zukommen lässt. 

Beim Anblick des Bildes rechnet der Arzt mit dem Schlimmsten. OP, Saisonaus. Denn das ist das übliche Prozedere bei einer solchen Verletzung.

Aber dazu kommt es nicht.

Dr. Leibman will sich mit Brady eigentlich am Krankenhaus treffen, doch die Patriots bestehen auf eine Untersuchung im Stadion.

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Medizinisches Wunder

Und das ist die Entscheidung, die Brady - und damit den Patriots - die Saison rettet: Der Schnitt in Bradys Hand ist zwar sehr tief und der Knochen sogar sichtbar, doch gebrochen oder gerissen ist nichts.

Die neben Brady anwesenden Bill Belichick, Fitness-Coach Alex Guerrero und Team-Arzt Dr. Mark Price wirken trotz der positiven Nachricht schockiert.

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"Ich glaube, dass ihr nicht versteht, was ich euch gerade mitgeteilt habe", sagt Dr. Leibman daraufhin.

"Die Überdehnung war so stark, dass Toms Haut gerissen ist. Bei solch einer Verletzung beschädigt man sich eigentlich automatisch einen Knochen oder reißt sich eine Sehne. Dass das hier nicht passiert ist, ist großartig."

Operation kam nicht in Frage

Von "großartig" will Brady aber nichts wissen. Die langfristigen Auswirkungen interessieren ihn zu diesem Zeitpunkt nicht, ihm stellt sich nur eine Frage: "Kann ich in vier Tagen Football spielen?"

Dr. Leibman erklärt, dass eine Operation die beste Lösung wäre. Damit würde Brady aber mindestens zehn Tage ausfallen, das AFC-Finale gegen die Jaguars unmöglich.

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Für Brady ist das keine Option. Also näht Dr. Leibman die Wunde mit 25 Stichen. Der Rat des Doc: Schonung und Schiene.

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Brady tröstet aufgelösten Burkhead

"Wahrscheinlich wird der Daumen in den nächsten Tagen anschwellen. Das wird schmerzhaft, aber entferne auf keinen Fall die Schiene", rät Dr. Leibman Brady.

Kaum hat der Arzt die Kabine verlassen, tritt Burkhead, der Verursacher der Verletzung, unter Tränen ein. Brady nimmt ihn in den Arm.

"Es ist nicht deine Schuld. Mach dir keine Sorgen, ich liebe dich."

Benedict schreibt, dass Brady an diesem Punkt glaubt, dass seine Saison vorbei ist.

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Brady ignoriert ärztliche Anweisungen 

Aber wie wir wissen kommt es anders: Am nächsten Tag fährt Dr. Leibman zur neuerlichen Untersuchung zu Bradys Villa. Bei seiner Ankunft traut er seinen Augen kaum. Keine Schiene - stattdessen hält Brady einen Football in der verletzten Hand.

"Ich glaube, es ist okay", sagt Brady dem Handspezialisten kurz und knapp.

Dr. Leibman glaubt es kaum: "Es ist entscheidend, dass du deine Hand schonst. Es sind nur noch wenige Tage bis zum Spiel, wir dürfen die Verletzung nicht unterschätzen."

Fitness-Coach Guerrero beruhigt den Arzt: "Mach dir keine Sorgen. Wir haben alles im Griff."

Doc entfernt Nähte

Nicht ganz. Zumindest vier Tage später, fünf Minuten vor dem Kickoff, ist der Griff noch nicht so, wie ihn sich Brady vorstellt. Die Nähte hindern ihn. Daher fällt Brady die Entscheidung. Sie müssen weg.

"Ich möchte die Nähte nicht anfassen", entgegnet Dr. Leibman.

Aber das lässt Brady nicht gelten: "Ich vertraue dir, bitte entferne Sie." Benedict schreibt, dass der Arzt in diesem Moment weiß, dass er die Diskussion nicht gewinnen kann.

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Brady setzt seinen Willen durch

"Tom, wir sollten das wirklich nicht machen", erwidert Dr. Leibman dennoch. Aber Brady macht sein Anliegen nochmal deutlich. "Du musst das tun."

Zwei Minuten vor Beginn der Partie ist es vollbracht, Brady schnappt sich einen Football. Er fühlt sich deutlich wohler.

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Nach dem Spiel, dass die Patriots trotz eines 10:20-Rückstands drehten und damit in den Super Bowl einzogen, begreift Dr. Leibman das Geschehene immer noch nicht.

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"Verstehe nicht, wie er überhaupt spielen konnte"

"Ich verstehe nicht, wie er überhaupt spielen konnte. Es ergibt einfach keinen Sinn."

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Auf der Pressekonferenz nach dem Sieg spielt Bradys damaliger Head Coach die Angelegenheit runter. "Tom hat toll gespielt und ist wirklich ein harter Kerl. Das wissen wir alle", sagt Belichick.

"Aber lasst uns nicht so tun, als ob er am offenen Herzen operiert worden wäre."

Am offenen Herzen wurde Brady zwar nicht operiert, nichtsdestotrotz ist die Tatsache, dass Brady mit dieser Verletzung ein Footballspiel bestreiten und es sogar gewinnen konnte, laut Dr. Leibman ein medizinisches Wunder.

Raman Rooprail

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