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Babbel im Exklusiv-Interview

Markus Babbel exklusiv zum FC Bayern München: "Wenn es darauf ankommt, ist Lewandowski nicht da"

  • Aktualisiert: 26.11.2022
  • 11:17 Uhr
  • ran.de/Dominik Hechler
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Nach dem 2:0 des FC Bayern gegen den FC Barcelona in der Champions League kehrt an der Säbener Straße wieder etwas mehr Ruhe ein. Oder doch nicht? Ex-Bayern-Star und Europameister von 1996, Markus Babbel, spricht exklusiv mit ran über die Bedeutung des Sieges gegen Barca, Leon Goretzka, Leroy Sane, Julian Nagelsmann und Robert Lewandowski.

München - Nach dem 2:0 des FC Bayern gegen den FC Barcelona in der Champions League kehrt an der Säbener Straße wieder etwas mehr Ruhe ein. Oder doch nicht?

Ex-Bayern-Star und Europameister von 1996, Markus Babbel, spricht exklusiv mit ran über die Bedeutung des Sieges der Münchner gegen Barca, die Rolle von Leon Goretzka, Leroy Sanes Wutanfall, Julian Nagelsmanns Aufgaben und die Rückkehr von Robert Lewandowski.

ran: Markus Babbel, der FC Bayern hat den FC Barcelona am zweiten Spieltag der Gruppenphase der Champions League in der heimischen Allianz Arena mit 2:0 besiegt. Ist die Mini-Krise beim deutschen Rekordmeister damit beendet und an der Säbener Straße somit nun wieder alles Friede, Freude, Eierkuchen?

Markus Babbel: "Das war auf jeden Fall ein ganz wichtiger Erfolg. Schon Otto Rehhagel hat damals zu meiner aktiven Zeit gesagt: für Siege gibt es keinen Ersatz. Und vor allem, wenn du dir als FC Bayern aktuell in der Bundesliga schwer tust zu gewinnen und deine Chancen zu nutzen, kann das auch einem Starensemble wie den Münchnern irgendwann an die Nieren gehen.

Deswegen war der Sieg gegen Barcelona in der jetzigen Phase ja auch so unglaublich wichtig, um auch für die Liga wieder eine gewisse Selbstverständlichkeit zu bekommen, aber auch als Ausrufezeichen an die internationale Konkurrenz."

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ran: Leon Goretzka hat sich nach dem Spiel zu den Gerüchten geäußert, dass es beim FC Bayern in der Kabine mächtig rumoren soll und bezeichnete diese als "konstruiert". Wie schätzen Sie aktuelle Situation in München ein?

Babbel: "Wenn sich ein Leon Goretzka nach so einem Spiel dazu gezwungen sieht, sich hinzustellen und zu sagen, dass er sich zu diesem Thema eigentlich gar nicht äußern wollte, dann aber doch deutliche Worte findet, finde ich das zunächst einmal sehr bemerkenswert. Vor allem auch inhaltlich.

Auf der anderen Seite finde ich auch Julian Nagelsmanns Vorgehensweise in Sachen Goretzka komplett nachvollziehbar. Denn wenn er fit ist, gehört er zweifelsfrei zu den besten Achtern der Welt - aber leider ist er sehr verletzungsanfällig und somit selten bei einhundert Prozent. Deswegen nehme ich es Nagelsmann auch komplett ab, dass er ihn nach seiner erneut langen Verletzung zunächst einmal behutsam aufbauen will.

Auf der anderen Seite ist es ja auch total verständlich, wenn sich Goretzka nach so einer Partie hinstellt und sagt, ich bin wieder da, bin fit und will spielen. Denn er sieht natürlich auch, dass sich auf seiner Position bemerkenswerterweise ein Marcel Sabitzer extrem in den Mittelpunkt gespielt hat. Er ist für mich der absolute Gewinner der Sommerpause beim FC Bayern und kam wie Phönix auf der Asche.

Es hätte ja niemand mehr geglaubt, dass Sabitzer in München so einen Turnaround hinbekommt. Lange Zeit war es eher so, dass viele gehofft haben, dass er den Verein verlässt. Und auf einmal kommt er so in Form und spielt einen derart starken Fußball, dass man wirklich den Hut vor ihm ziehen muss.

Das sieht ein Goretzka natürlich auch. Für seine eigene Selbstverständlichkeit war es in der Vergangenheit halt immer so, dass er sofort gespielt hat, wenn er auch nur einigermaßen fit war. Das hat aber seiner Gesundheit nicht gutgetan, da er für einen Weltklassespieler einfach zu häufig verletzt war. Deswegen ist er in meinen Augen ja auch keine Weltklasse. Dafür fällt er zu häufig aus. Ein Weltklassespieler spielt immer, Goretzka nicht.

Deswegen haben sie sich für ihn nun ja offenbar auch einen Plan zurechtgelegt, ihn langsam wieder an die Mannschaft heranzuführen. Zumal du jetzt auf der Bank ja auch qualitativ hochwertige Alternativen sitzen hast. Das war in der Vergangenheit nicht immer der Fall. Und so kannst du es dir auch leisten, Goretzka jetzt in der Gruppenphase der Champions League zu schonen, damit er dann in der wirklich wichtigen Phase der Saison richtig fit ist. Dann wird er in meinen Augen auch wieder vor Sabitzer sein, auch wenn der im Moment richtig gute Leistungen bringt."

ran: Das Thema Rotation scheint die Spieler beim FC Bayern aber trotz allem zu bewegen. Leroy Sane hat nach seiner Auswechslung seine Trinkflasche auf den Boden geschmissen – angeblich, weil er mit seiner eigenen Leistung nicht zufrieden war …

Babbel: "Aber genau das ist doch jetzt die große Aufgabe für Julian Nagelsmann, all das zu moderieren. Das muss er hinbekommen. Ganz einfach. Ottmar Hitzfeld war beispielsweise ein Trainer, der das sehr, sehr gut konnte. Und da muss Nagelsmann hinkommen. Auf der anderen Seite ist es doch schön zu sehen für mich, wenn ein Leroy Sane trotz seines tollen Tores und einer sehr ordentlichen Leistung sauer ist, nicht durchspielen zu dürfen.

Solche hungrigen Spieler willst du als Verein doch haben, die eben nicht glücklich darüber sind, wenn sie ausgewechselt werden. Bei Goretzka sehe ich das noch ein bisschen anders, der kann sich meiner Meinung nach sehr gut einschätzen. Er weiß, dass er verletzungsbedingt sechs Wochen raus war, sein Konkurrent in dieser Zeit gut gespielt hat und er vor allem die WM vor Augen hat. Da will er dann zu einhundert Prozent fit sein."

ran: Bei allen Dementis scheint es beim FC Bayern ja intern doch ein bisschen unruhig zu sein. Welche Rolle spielt Bayern-Coach Julian Nagelsmann in der aktuellen Phase? Inwiefern hat er Ihrer Meinung nach in den vergangenen Wochen auch Fehler gemacht?

Babbel: "Er muss wissen, dass er mit seinen Spielern nicht so wahnsinnig tief ins Detail gehen muss. Da sind wahrlich keine stundenlangen Videositzungen nötig, weil das die besten Fußballer der Welt sind. Die musst du eher bei Laune halten, innerhalb des Teams mal moderieren und ihnen Lösungsmöglichkeiten anbieten. Da hat er sich ja auch selbst reflektiert, geht eben nicht mehr so viel auf die Gegner ein. Nach dem Motto: Wir sind der FC Bayern, wir sind so stark, der Gegner hat sich gefälligst nach uns zu richten.

Das war aus meiner Sicht eine sehr gute Einsicht von ihm. Denn ich kann mich nicht erinnern, dass wir uns in meiner Bayern-Zeit viel mit dem Gegner beschäftigt haben. Natürlich wurde auf gewisse Stärken hingewiesen, aber letztlich haben wir zu 80 Prozent über uns gesprochen und zu 20 Prozent über den Gegner. Denn wir wussten, dass wenn wir unsere Leistung bringen, die andere Mannschaft ein Problem hat."

ran: Viele Experten haben die Leistung des FC Bayern beim 2:0 gegen Barcelona gelobt, es sei ein teilweise überragendes Spiel der Münchner gewesen. Sehen Sie das ähnlich?

Babbel: "Überragend würde ich jetzt nicht gerade sagen. Sie hatten das Momentum auf ihrer Seite. Und das ist es, was du bei Spielen auf diesem Niveau einfach auch brauchst. Barcelona hatte das Momentum auch, sie haben es aber nicht genutzt.

Der FC Bayern hingegen schon. Auf diesem Level bekommst du normalerweise keine 200 Chancen, sondern nur ganz wenige - und dann musst du eben da sein. Das waren die Münchner. Sie haben ihre beiden Chancen eiskalt genutzt und den Sieg dann souverän nach Hause gebracht. Wenn es in der ersten Halbzeit allerdings 2:0 für Barcelona steht, kann sich auch keiner beschweren."

ran: Wie haben Sie Robert Lewandowski bei seiner Rückkehr in die Allianz Arena gesehen?

Babbel: "Im Prinzip so, wie ich ihn in der Vergangenheit leider schon häufig gesehen habe: Wenn es drauf ankommt, ist er nicht da. Das sage ich mit allem Respekt, denn wir brauchen überhaupt nicht über die Qualitäten eines Robert Lewandowski diskutieren. Er ist einer der größten und besten Stürmer, die jemals beim FC Bayern oder generell in der Bundesliga gespielt haben. Aber vor allem in den großen Spielen in der Champions League, habe ich Lewandowski in seiner Bayern-Zeit eben nicht gesehen.

Ich glaube, dass das Bayern-Spiel nun eine sehr emotionale Partie für ihn war, fast schon gleichzusetzen mit einem Champions-League-Finale. Denn es ist viel geschrieben worden, sein Abgang aus München hat hohe Wellen geschlagen und deswegen war die psychische Belastung für ihn sicherlich mit der in einem Halbfinale oder Endspiel der Königsklasse gleichzusetzen. Und dann hatte er große Torchancen und nutzt sie nicht.

Ungewöhnlich für ihn, weil er die meines Erachtens ansonsten selbst dann macht, wenn du ihn nachts um 3 Uhr aus dem Bett holst. Aber da merkt man dann halt, dass wenn der ganz große Druck da ist, er solche Chancen liegen lässt. Deswegen war dieses Spiel in gewisser Weise eine Bestätigung dessen, was ich acht Jahre lang von ihm beim FC Bayern gesehen habe."

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ran: Und wie bewerten Sie vor allem die Leistung der beiden bayerischen Innenverteidiger Dayot Upamecano und Lucas Hernandez?

Babbel: "Ich bin ja schon immer ein großer Fan von Lucas Hernandez gewesen. Auch, wenn er in der Vergangenheit häufig stark kritisiert und als viel zu teurer Neuzugang abgestempelt wurde. Der Hund ist einfach giftig und bissig. Ich habe auch mal eine Statistik gesehen, dass wenn Hernandez spielt, die Wahrscheinlichkeit eines Sieges sehr hoch ist.

Bei Upamecano ist es ähnlich. Er hat sich in seinem ersten Jahr extrem schwer getan, ist dann überragend in diese Saison gestartet und hatte dann seinen obligatorischen Aussetzer. Den braucht er offenbar einmal in der Saison. Gegen Barca war es gegen eine absolute Top-Offensive eine hervorragende Leistung. Sie haben es im Verbund mit Manuel Neuer und der Abschlussschwäche von Lewandowski geschafft, gegen dieses Team zu null zu spielen. Das ist aller Ehren wert."

ran: Wie schwer trifft den FC Bayern der lange verletzungsbedingte Ausfall von Hernandez?

Babbel: "Mit Matthjis De Ligt sitzt ja noch ein hochwertiger Ersatz draußen. Da hat der FC Bayern jetzt wirklich coole Alternativen auf der Bank. Wie gesagt, das war in den vergangenen Jahren nicht immer so. Trotzdem ist der Ausfall natürlich bitter.

Wobei der Zeitpunkt für so eine Verletzung fast schon 'ideal' ist. Für die Bayern geht es jetzt erstmal gegen den FC Augsburg, dann kommt die Länderspielpause und danach geht es in der Champions League gegen Viktoria Pilsen - alles Aufgaben, die man auch ohne Hernandez lösen sollte. Bei allem Respekt vor diesen genannten Teams."

Das Interview führte: Dominik Hechler

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