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Champions League

Toni Kroos und die Glaubensfrage: Die Dünnhäutigkeit eines schlechten Gewinners

  • Aktualisiert: 29.05.2022
  • 14:53 Uhr
  • ran.de / Andreas Reiners
Article Image Media
© IMAGO/Moritz M¸ller
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Toni Kroos hat sich nach seinem historischen Champions-League-Sieg in einem ZDF-Interview als schlechter Gewinner erwiesen. Dabei hat der 32-Jährige diese Attitüde gar nicht nötig, denn seine Erfolge sind die beste Antwort auf die seit Jahren gestellte Glaubensfrage.

München/Paris - Toni Kroos ist wie Nutella. Oder Pudding. 

Eine Glaubensfrage. 

So schwören viele Menschen - warum auch immer - beim schokoladigen Brotaufstrich tatsächlich auf eine Kombination mit Butter. Andere lieben Pudding mit Haut - völlig zurecht natürlich.

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Die große Glaubensfrage

So läuft es auch bei Kroos. Der 32-Jährige ist für die einen der Taktgeber, das Herz des Mittelfelds, der Maestro von Madrid - legendärer Lenker der Galaktischen.

Sportlich unantastbar.

Für die anderen hingegen ist er immer noch der "Querpass-Toni", der das Spiel verlangsamt, Alibi-Pässe spielt und weder Impulse liefert, noch dem Spiel seinen Stempel aufdrücken kann. 

Sportlich überbewertet.

Das Querpass-Image verfolgt ihn nun seit Jahren hartnäckig - und holt ihn offenbar immer wieder ein.

Toni Kroos: "Sch***fragen" im ZDF

Anders ist es nicht zu erklären, dass Interviews wie das im ZDF mit Reporter Nils Kaben nach dem Titelgewinn von Real Madrid in der Champions League zustandekommen. Kroos hatte sich über "Sch***fragen" beschwert und fand diese "ganz, ganz schlimm".

Über Sinn und Unsinn der oft inhaltslosen Fragen (und auch Antworten) auf dem Spielfeld kann man trefflich streiten. Auch diese Interviews sind ein bisschen wie Nutella und Butter - irgendwas zwischen Genuss und geschmacklos.

Keine Frage: Natürlich will man keine filigranen Phrasendrescher oder Floskel-Philosophen, die es inzwischen viel zu oft gibt. Und dumme Fragen schreien dumme Antworten geradezu herbei.

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News

Kroos bricht Interview ab: "Zwei so Sch***fragen"

Toni Kroos feiert seinen fünften Champions-League-Titel. Doch die Fragen nach dem Triumph gegen Liverpool gefallen dem Real-Star gar nicht. ran fasst die Stimmen zum Finale zusammen.

  • 29.05.2022
  • 00:49 Uhr

Trotzdem kann, nein muss Kroos auf die nicht unberechtigten und nicht einmal überaus kritischen Fragen souveräner reagieren. Stattdessen legte er eine Dünnhäutigkeit an den Tag, die seinen eigenen Leistungen gar nicht gerecht wird.

Anstatt also die Frage, dass Real gegen Liverpool doch ganz schön in Bedrängnis geraten sei, mit einem "Der Erfolg gibt uns am Ende Recht" abzumoderieren, füttert der Weltmeister von 2014 seine Kritiker, die ihm vorwerfen, er könne nicht mit Kritik umgehen. Ein schlechter Gewinner.

Denn es ist nicht das erste Mal, dass er zickt, wenn die Fragen unangenehm oder aus seiner Sicht unpassend sind. Nun gehört es aber zum Journalismus dazu, dass diese Art von Fragen gestellt werden - selbst in der Stunde eines historischen Triumphs.

Nicht nur negative Fragen

Liegt die Ursache dafür darin begründet, dass er sich in seiner Heimat nicht wertgeschätzt fühlt? Sein nachgeschobenes "Du stellst erst drei Negativfragen, da weißt du doch schon, dass du aus Deutschland kommst" lässt darauf schließen.

Dabei waren die ersten zwei Fragen alles, nur nicht negativ. 

Doch eine geringe Wertschätzung zieht sich wie ein roter Faden durch die vergangenen Jahre. Der unschöne Abgang aus München 2014, der Querpass-Spitzname, seine Spielweise als Glaubensfrage, dazu die vernichtende Analyse von Ex-Bayern-Präsident Uli Hoeneß aus dem vergangenen Jahr, der meinte, Kroos habe in diesem Fußball mit seinem Querpass-Spiel nichts mehr verloren - alles Themen, die womöglich an Kroos nagen. Was im Umgang damit manchmal fehlt, ist die Leichtigkeit und Souveränität des eigenen Erfolgs.

Denn seine Vita ist die perfekte Antwort auf die Glaubensfrage.

Doch während der Prophet im eigenen Land offenbar nichts wert ist, wird er in Spanien stattdessen hochgelobt und gefeiert - was aber das Gefühl und den Blick für berechtigte kritische Fragen trüben kann. Er gab dann auch in einem weiteren Interview nach dem Sieg gegen den FC Liverpool zu, er habe eher positiv angelegte Fragen erwartet.

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Kroos muss sich nicht mehr beweisen

Dabei muss sich Kroos eigentlich nicht mehr rechtfertigen, geschweige denn etwas beweisen. Er ist seit 2014 unumstrittener Stammspieler bei Real Madrid, hat unter anderem historische fünf Champions-League-Titel gesammelt - Argumente, die für sich sprechen. Und eigentlich für eine entspannte Attitüde sorgen sollten.

Kroos sollte seine sportlichen Erfolge einfach genießen. Denn die schmecken immer so süß wie Nutella - ob nun mit oder ohne Butter.

Andreas Reiners

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