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Pokal-Held des 1. FC Saarbrücken

Christopher Schorch: Königliche Luxus-Bude und eine wilde Rangelei

  • Aktualisiert: 03.03.2020
  • 14:16 Uhr
  • ran.de / Oliver Jensen
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© imago
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Christopher Schorch ist der Pokal-Held des 1. FC Saarbrücken und blickt dem Viertelfinale gegen Fortuna Düsseldorf entgegen. Vor elf Jahren spielte der deutsche Innenverteidiger noch bei Real Madrid und bekam einen Eindruck davon, wie sich das Leben als großer Fußball-Star anfühlt. Schorch hat eine bewegende Karriere hinter sich.

München/Saarbrücken - Der 1. FC Saarbrücken ist der große Underdog im DFB-Pokal. Der Regionallist empfängt im Viertelfinale den Bundesligisten Fortuna Düsseldorf (ab 18:30 Uhr im Liveticker auf ran.de).

Dass der Viertligist überhaupt so weit gekommen ist, verdankt der Verein nicht zuletzt Christopher Schorch. Obwohl auf der Position des Innenverteidigers beheimatet, erzielte er im Pokalwettbewerb zwei entscheidende Tore: In der 2. Pokalrunde schoss er gegen den 1. FC Köln den Führungstreffer. Im Achtelfinale gegen den Karlsruher SC verwandelte er im Elfmeterschießen den Siegtreffer.

Der 31-Jährige hat eben eine Gewinner-Mentalität. Kein Wunder: Zwei Jahre seiner Karriere verbrachte er beim wohl erfolgreichsten Verein der Welt: Real Madrid.

Früher Real Madrid, heute Regionalliga - wie kam es zu so einem verrückten Karriereverlauf?

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Rangelei im Manager-Büro von Dieter Hoeneß

Der Innenverteidiger zählte einst zu den ganz großen Talenten in Deutschland, war deutscher U-Nationalspieler und hatte kurz nach seinem 18. Geburtstag zwei Kurzeinsätze in der Bundesliga für seinen Ausbildungsverein Hertha BSC.

Schorch wollte jedoch schnell mehr, Kurzeinsätze waren ihm nicht genug. Mitte 2007 erschien er deshalb im Büro des damaligen Hertha-Managers Dieter Hoeneß mit der Bitte, sich ausleihen zu lassen, um mehr Spielpraxis zu sammeln. 

Doch das Treffen eskalierte. Schorch brachte keinen lizenzierten Berater mit, sondern den Stiefvater seiner Freundin Antonia - einen Friseur aus Berlin-Steglitz. Hoeneß ließ sich auf keine Verhandlungen ein und stoppte immer wieder die Forderungen von Schorchs "Berater". Hoeneß hatte irgendwann genug und warf den Kroaten mit Namen Denis Zagar aus seinem Büro.

Es folgte eine wilde Rangelei. Zagar wollte Schorch am Arm aus dem Zimmer ziehen, Hoeneß zog am anderen Arm, verbot dem Spieler zu gehen. Klub-Anwalt Jochen Sauer, der bei dem Termin anwesend war, sagte anschließend: "Das Gespräch war nicht erfreulich und endete ergebnislos." Stimmt so nicht: Dem Friseur wurde Hausverbot erteilt. 

Anruf von Real Madrid

Wie es der Zufall will, bekam Schorch kurz darauf einen Anruf aus der spanischen Hauptstadt Madrid: Ein Vertreter von Real Madrid war dran. Für eine Ablöse von rund 800.000 Euro wechselte Schorch zu den "Königlichen".

 "Ich war jung und wollte diese einmalige Chance nutzen", verriet er später im Gespräch mit "fussball.de". Schorch durfte bei den Profis mittrainieren und bei der zweiten Mannschaft Spielpraxis sammeln.

Zu jener Zeit standen Spieler wie Ruud van Nistelrooy, Arjen Robben, Wesley Sneijder, Robinho, Iker Casillas, Weltfußballer Fabio Cannavaro oder der noch immer dort spielende Sergio Ramos im Kader von Real.

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Mag Schorch im Vergleich mit diesen Akteure lediglich ein hoffnungsvolles Talent gewesen sein, so bekam er dennoch einen Eindruck davon, wie sich das Leben als großer Fußball-Star anfühlt.

Zur Begrüßung ein 350-Quadratmeter-Apartment mit Pool und Sauna

"Ich habe damals eine Welt betreten, die mir bis dahin völlig fremd war", erzählt er. "Ich stand plötzlich neben Spielern wie Guti auf dem Trainingsplatz. Dann haben die Verantwortlichen mir mein 350-Quadratmeter-Apartment mit Swimmingpool, Sauna und Solarium gezeigt. Fast gleichzeitig haben sie mir den Schlüssel für einen Audi Q7 in die Hand gedrückt. Ich hatte zu diesem Zeitpunkt nicht einmal einen Führerschein."

Später suchte er sich selber eine kleinere Wohnung in Madrid. Die Verantwortlichen sollen verdutzt geschaut haben, als er den Schlüssel für das Mega-Apartment zurückgab und erklärte, ihm sei dies zu groß.

Doch der Deutsche wollte eben nicht im Luxus-Leben versinken. Er wollte sich auf das Wesentliche konzentrieren - den Fußball.

Seine Leistungen bei der zweiten Mannschaften von Real wurden von der spanischen Presse gelobt. So sehr, dass Schorch an seine erste Berufung für den Profikader glaubte.

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Fast hätte es sogar geklappt: Einmal war er für einen Platz auf der Reservebank vorgesehen. Dann allerdings meldete sich der portugiesische Innenverteidiger Pepe überraschend wieder fit.

Die Folge: Schorch rutschte aus dem Kader.

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Bei Real Madrid brauchst Du einen Namen

Er wusste, dass er es als Ausländer doppelt so schwer hat wie ein Spanier. Gegenüber dem "Spiegel" sagte er damals: "Wenn du genauso gut bist wie ein Spanier oder einer, der große Verdienste im Verein hat, dann hast du keine Chance. Eigentlich brauchst du hier einen Namen. Ein Name ist alles."  

Schorch hatte keinen bekannten Namen und verließ daher nach zwei Jahren Madrid.

Der 1. FC Köln zahlte damals eine Million Euro, um den Abwehrspieler zurück nach Deutschland zu holen. 21 Einsätze hatte er in der Bundesliga, litt allerdings immer wieder unter Verletzungen und konnte sich nicht dauerhaft behaupten. 

Weiter ging es in die 2. Bundesliga zu Energie Cottbus, in die 3. Liga zum MSV Duisburg und FSV Frankfurt, dann in die Regionalliga zum KFC Uerdingen. Zwischendurch war er auch mal vereinslos und erlitt mehrere schwere Verletzungen (Kreuzbandriss, Knorpelschaden im Knie und Patellasehnenriss). Zwischen 2010 und 2013 fiel Schorch wegen mehr oder weniger drei Jahre aus.

Mit Uerdingen stieg er in die 3. Liga auf und trug als stellvertretender Kapitän sogar die Binde.

In Uerdingen suspendiert

Nach einem halben Jahr in der dritthöchsten Spielklasse erfolgte im Januar 2019 allerdings die Freistellung - laut Vereinsangaben aus disziplinarischen Gründen.

Daraufhin heuerte der 31-Jährige beim 1. FC Saarbrücken an.

Ob er es bedauert, trotz seiner beiden Jahre in Madrid nicht die ganz große Karriere gemacht zu haben?

"Ich bin nicht der Typ, der sich lange in der Vergangenheit aufhalten würde. Ich bin mit mir im Reinen", antwortet er auf "fussball.de" und fügt hinzu: "Niemand weiß, wie es ohne die schweren Verletzungen gelaufen wäre. Aber so ist halt das Leben: den einen trifft es härter, der andere bleibt weitestgehend verschont."

Immerhin hat er nun im DFB-Pokal die Möglichkeit, noch einmal auf der ganz großen Bühne des Fußballs aufzutreten.

Oliver Jensen

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