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Kommentar

ranSicht: Die Schiedsrichter und das Problem mit ihrem Fingerspitzengefühl

  • Aktualisiert: 05.02.2020
  • 10:29 Uhr
  • ran.de / Dominik Hechler
Article Image Media
© Getty
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Nach der fragwürdigen Gelb-Roten Karte für Alassane Plea am vergangenen Wochenende wegen doppelten Reklamierens sorgten beim DFB-Pokal erneut strittige Schiedsrichterentscheidungen für mächtig Diskussionsstoff. Ein Kommentar.

München – Irgendwie war es ja klar. Neue Regeln, neue Diskussionen. So ist das immer. Der DFB gibt vor, die Schiedsrichter führen aus. Der eine besser, der andere schlechter. Das ist menschlich, jeder tickt eben anders.

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Torunarigha
News

Rassismus! S04 will "Vorfälle zur Anzeige bringen"

Hertha-Verteidiger Jordan Torunarigha wurde beim DFB-Pokal-Aus der Beliner im Achtelfinale auf Schalke (2:3 nach Verlängerung) von der Tribüne aus rassistisch beleidigt. Schalke 04 hat nun auf die Vorwürfe reagiert.

  • 05.02.2020
  • 10:32 Uhr

So musste sich Referee Tobias Stieler am vergangenen Wochenende beispielsweise den Vorwurf gefallen lassen, bei der Gelb-Roten Karte für Alasanne Plea von Borussia Mönchengladbach innerhalb kürzester Zeit wegen zweifachen Reklamierens keinerlei Fingerspitzengefühl gezeigt zu haben. Um die Diskussion nicht noch einmal neu zu entfachen: Ja, nach neuen DFB-Standards war die Entscheidung sicherlich richtig.

Osmers sorgt selbst für Chaos und Unruhe auf dem Rasen

Aber: Schaut man sich die DFB-Pokalspiele zwischen Werder Bremen und Borussia Dortmund, sowie Schalke 04 und Hertha BSC vom Dienstagabend und die dort getroffenen Schiedsrichterentscheidungen an, so rücken diese auch Stielers Entscheidung und vor allem sein ganzes Handeln in ein anderes Licht. Da wäre zum Beispiel Harm Osmers. Der Unparteiische bei Schalke gegen Hertha sorgt in der Verlängerung selbst mit völlig überzogenen und mehr als fragwürdigen Entscheidungen für komplettes Chaos und Unruhe auf dem Rasen.

Die Situation: Foul von Schalkes Omar Mascarell an Berlins Jordan Torunarigha, der fliegt in Richtung Schalker Ersatzbank, Coach David Wagner will ihn auffangen und ihm wieder aufhelfen, der Herthaner ist emotional total aufgeladen, schmeißt einen Getränkekasten heraum und reißt sich von Wagner los. Die Konsequenz: Gelb-Rot für Torunarigha und – nachdem sich Osmers die Szene nochmal auf dem Bildschirm angeschaut hat - Rot für Wagner. Irre: Mascarell, der den Berliner quasi über die Außenlinie getreten hat, kommt komplett straffrei davon. Wie kann das sein?

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Wagners Rote Karte erscheint lächerlich

Osmers schien spätestens ab dieser Szene nur noch so mit Karten um sich zu schmeißen, null Kommunikation, nur noch Verwarnungen. Hätte er Torunarigha vielleicht erstmal zur Seite genommen, hätte er von ihm vielleicht die Auskunft bekommen, dass er rassistische Beleidigungen gegen sich wahrgenommen hat und nicht zuletzt deshalb extrem aufgebracht war. Zudem befand sich das Spiel in der Verlängerung, aufgeheizte Atmosphäre im Stadion, die Partie stand Spitz auf Knopf. Muss man da als Schiedsrichter nicht auch ein wenig die menschliche Komponente sehen und unter Umständen auch mal ein Auge zudrücken? Ich sage ganz klar: Ja. Vor allem die Rote Karte für Wagner wirkt in diesem Zusammenhang geradezu lächerlich. Eine Ermahnung für Torunarigha und Wagner und vor allem eine Gelbe Karte für Mascarell für sein Foul wäre hier die richtige Lösung gewesen.

Aber nein, Osmers klebte beim Berliner und dem Schalker Coach zu sehr an den neuen DFB-Richtlinien, nach denen "außenwirksames Gestikulieren beziehungsweise Reklamieren" oder "höhnische beziehungsweise respektlose Gesten" unverzüglich geahndet werden sollen und müssen. Plea lässt grüßen.

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Winkmann reagiert deutlich ruhiger

Anderes Stadion, anderes Spiel, andere fragwürdige Szene, anderer Schiedsrichter. Bei Bremen gegen Dortmund dringt BVB-Stürmer Giovanni Reyna beim Stande von 3:2 für Werder kurz vor Schluss in den Strafraum der Grün-Weißen ein und fällt zu Boden. Eine klare Schwalbe, daran gibt es nichts zu rütteln. In der gleichen Szene greift sich Werder-Verteidiger Niklas Moisander den schauspielenden Dortmund-Stürmer allerdings direkt am Schlafittchen und ringt den mittlerweile wieder stehenden Reyna in bester Wrestling-Manier zu Boden. Die Folge: Gerangel, Rudelbildung. Doch anders als Osmers oder Stieler ein paar Tage zuvor, bleibt Referee Winkmann ruhig, trennt die Streithähne erst einmal voneinander, redet mit allen Beteiligten und schaut sich die Szene dann nochmal ganz in Ruhe auf dem Fernseher an. Dass noch nicht direkt mehr oder weniger unreflektiert Karten verteilt werden erscheint in dieser Situation mehr als wohltuend.

So ist das dann auch mit Winkmanns Entscheidung: Reyna sieht für seine Schwalbe zurecht die Gelbe Karte. Und Moisander? Beim Bremer lässt Winkmann Gnade vor Recht ergehen und zeigte auch ihm "nur" Gelb. Eine durchaus strittige Entscheidung, weil man Moisanders Handlung auch als Tätlichkeit auslegen und somit Rot hätte geben können. Aber: Einen Elfmeter hätte es dafür auch nicht gegeben, da es zwei unterschiedlich zu bewertende Situationen für den Schiedsrichter waren. Winkmann zeigte hier (vielleicht ein bisschen zu viel) Fingerspitzengefühl. Aber genau da liegt die Krux: Wie viel Fingerspitzengefühl ist erlaubt?

Referees fehlt die klare Linie

Die neuen DFB-Regularien scheinen die Schiedsrichter offensichtlich noch mehr zu verunsichern als vorher, sie scheinen keine gemeinsame, klare Linie zu haben. Und das ist gefährlich. Denn die Diskussionen werden nicht aufhören. Nach Plea, Torunarigha, Wagner, Reyna und Moisander ist vor den heutigen DFB-Pokal-Achtelfinalspielen und den restlichen Bundesliga-Partien.

Stammtische, macht euch bereit.

Dominik Hechler

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