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Premier League

"Fahrstuhlmusik statt Heavy Metal": Der FC Liverpool in der Krise

  • Aktualisiert: 22.01.2021
  • 15:49 Uhr
  • ran.de/Carolin Blüchel
Article Image Media
© 2021Getty Images
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Wenn selbst die Anfield Road kein Glücksbringer mehr ist und Trainer Jürgen Klopp der Kragen platzt, wird deutlich: Beim englischen Meister FC Liverpool liegen die Nerven blank. 

München - "Alles hat einmal ein Ende" - so unkte Sean Dyche vor dem Auswärtsspiel beim FC Liverpool. Der Trainer des FC Burnley meinte damit die Erfolgsserie der "Reds" an der Anfield Road von 68 Heimspielen ohne Niederlage.

Er sollte recht behalten.

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Erste Liga-Heimniederlage für Liverpool seit April 2017
News

Klopps Fabel-Serie endet, Liverpool geschockt: "Ein harter, harter Schlag ins Gesicht"

Teammanager Jürgen Klopp vom englischen Meister FC Liverpool war nach dem Ende seiner fabelhaften Heimserie höchst zerknirscht.

  • 22.01.2021
  • 09:45 Uhr

Mit 1:0 gewann der Abstiegskandidat überraschend beim englischen Meister. Erstmals seit dem 23. April 2017 - nach sage und schreibe 1369 Tagen - kassierte Liverpool wieder eine Niederlage im eigenen Stadion. "'Es ist ein Schlag ins Gesicht", konstatierte LFC-Coach Jürgen Klopp, nannte es einen "Tiefpunkt" und "frustrierend". Anders könne man es nicht ausdrücken, sagte er im Vereins-TV.

Klopp nimmt Schuld auf sich

Eigentlich hatten die "Reds" das Spiel dominiert, scheiterten aber immer wieder am herausragenden Burnley-Keeper Nick Pope oder wie Glücklos-Stürmer Divock Origi frei vor dem Tor stehend an der Latte.

"Wir haben ein Spiel verloren, dass unmöglich war zu verlieren. Aber wir haben es geschafft, und das ist mein Fehler", gab sich Klopp bei der anschließenden Pressekonferenz kleinlaut. Es wurde deutlich: Der strahlende FC Liverpool steckt in einer handfesten Krise. Der schillernde Champion ist nur noch ein Schatten seiner selbst.

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Meisterschaft kein Thema

Doch was ist los an der Merseyside?

Nach dem ersten Gewinn der englischen Meisterschaft seit 30 Jahren mit satten 18 Punkten Vorsprung prognostizierten Experten im vergangenen Jahr schon den Beginn einer Ära. Davon könnte der Klub derzeit nicht weiter entfernt sein.

"Das Titelrennen ist derzeit nicht wirklich mein Problem", reagierte Klopp genervt. "Es wäre lustig, wenn wir jetzt darüber sprechen würden." 

Zu Liverpools Verteidigung – Klopp kann schon die gesamte Saison nicht aus dem Vollen schöpfen. Mit Virgil van Dijk und Joe Gomez fehlt die Hälfte der Viererkette seit Monaten langzeitverletzt. Kapitän Jordan Henderson und Oldie James Milner fielen zuletzt ebenso aus wie Naby Keita und Neuzugang Diogo Jota. Dennoch lief es bis vor Weihnachten erstaunlich rund, Liverpool führte die Tabelle - fast zur eigenen Überraschung - an.

Liverpool mit Ladehemmung

Doch seitdem geht es steil bergab. Nach nun fünf Ligaspielen ohne Sieg und vier torlosen Partien rutschte der Titelverteidiger mittlerweile auf Platz vier ab. Sechs Punkte hinter Manchester United, vier hinter Leicester City und Manchester City, wobei die "Skyblues" ein Spiel weniger auf dem Konto haben.

Zuletzt hatte es eine solch magere Torausbeute in vier aufeinanderfolgenden Spielen im Jahr 2000 gegeben. Doch es könnte noch dicker kommen. Gewinnen der FC Everton und Tottenham Hotspur ihre Nachholpartien, würde sich Liverpool auf Rang sechs wiederfinden – außerhalb der europäischen Plätze. Fakt ist: Im Moment haben die Reds im Vergleich zur Voraison 21 Punkte weniger auf dem Konto.

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Fehlendes Selbstvertrauen der Knackpunkt

Die in dieser Saison so gerne bemühte Corona-Ausrede lässt Klopp nicht gelten: "An der Physis lag es nicht. Wir hatten zuletzt mehr freie Tage als in den letzten Jahren. Das ist nicht unser Problem." Vielmehr sei es der verloren gegangene Glaube an die eigenen Stärke – nach 400 Torlos-Minuten kein Wunder. 

"Die Qualität der Spieler ist wichtig, zweifellos. Aber das Selbstvertrauen ist genauso wichtig. Und jetzt, nachdem wir es 90 Mal vergeblich versucht haben, ein Tor zu schießen, steht es um das Selbstvertrauen offensichtlich nicht all zu gut", so Klopp. Das Problem sei die Entscheidungsfindung im letzten Drittel: "Hier müssen wir besser werden."

Aber vor allem in der Torausbeute bleibt Luft nach oben. Roberto Firmino ist schon die gesamte Saison auf der Suche nach seiner Form. Sadio Mane und Mohamed Salah plagen seit Weihnachten eine Ladehemmung. Und Sturm-Backup Origi wartet noch immer auf seinen ersten Treffer in der Premier League in dieser Saison. Dass Neuzugang Jota, der wettbewerbsübergreifend bereits neun Tore erzielt hat, seit Mitte Dezember verletzt ausfällt, kommt erschwerend hinzu.

Klopp zofft sich mit Burnley-Coach

Gegen Burnley zog Klopp alle Register. Er ließ die überspielten Salah und Firmino vorerst auf der Bank und experimentierte im Angriff mit Mane, Origi und Alex Oxlade-Chamberlain. Ohne Erfolg. Als es nach einem eigentlich harmlosen Kopfballduell zwischen Fabinho und dem späteren Torschützen Ashley Barnes dann auch noch zur Rudelbildung kam, platzte Klopp an der Seitenlinie der Kragen.

In der Halbzeitpause jagte der Welttrainer des Jahres 2020 seinem Kollegen Dyche im Spielertunnel hinterher. Lautstark schimpfend und wild gestikulierend. Auch wenn Klopp später betonte, es sei alles gut und er wolle nicht darüber sprechen, zeigte sich: Die Nerven liegen längst blank.

Klopp ahnte wohl schon, was folgen würde: Die Schelte der englischen Presse. Liverpool sei so schlecht wie seit Jahren nicht mehr, urteilte das eigentlich wohlwollende "Liverpool Echo". "Darüber spricht jetzt jeder, das ist nicht gut. Das macht unser Problem größer", so Klopp.

Thiago als Sündenbock

Ein Schuldiger für den Absturz des Meisters ist für viele Experten längst gefunden: Mittelfeldmotor Thiago. Zwar verpasste der anfangs gefeierte Königstransfer wegen einer Covid-Infektion und einer Knieverletzung nahezu die komplette Saison. Ausgerechnet mit seiner Rückkehr auf den Platz kurz nach Weihnachten nahm die Liverpooler Krise aber erst so richtig Fahrt auf. 

"Er macht die Offensive langsam", urteilte der Sportjournalist Adrian Durham beim Radiosender "Talksport". "Seit Thiago da ist, hat sich das Team von Heavy Metal zu Fahrstuhlmusik entwickelt." Der frühere Bayern-Star sei zwar ein talentierter Fußballer, sei aber der "absolut falsche Mann für Liverpool".

Ähnlich sieht es auch "Sky"-Experte Dietmar Hamman. "Er will in Ballbesitz sein, aber Liverpool war immer dann gut, wenn sie nicht den Ball hatten. Dann haben sie schnell nach vorne gespielt. Thiago ist nicht dieser Spielertyp", so der 47-Jährige bei "Talksport"'.

Klopp will davon nichts hören.

Thiago sei außergewöhnlich, ein gefühlter Neuzugang, so der Trainer. Allerdings müsse man den Druck ein wenig herausnehmen. Vielleicht ist das der richtige Weg, um den Abwärtstrend der "Reds" zu stoppen und das Ruder wieder herumzureißen.

Schließlich weiß Klopp wohl nicht erst seit der 0:1-Heimniederlage gegen Burnley: Jede Serie hat auch mal ein Ende.

Carolin Blüchel

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